Schokolade

Schokolade und ihre Wirkung

Schokolade soll glücklich machen – und sogar süchtig. Sie soll Liebeslust, Leistung und Durchblutung steigern. Tatsächlich haben Wissenschaftler viele Hinweise gefunden, dass der Kakao in der Schokolade wirksame Stoffe enthält.

Von Andrea Böhnke, Lena Ganschow und Alina Schadwinkel

Mythos 1: Schokolade macht glücklich

Schokolade macht glücklich, heißt es. Als Grund dafür gilt das sogenannte Glückshormon Serotonin. Zwar enthält Schokolade kein Serotonin, wohl aber Tryptophan, das im menschlichen Körper zu Serotonin umgewandelt wird. Sollte das nicht glücklich machen?

Prinzipiell ja, aber nicht mehr, als wenn wir andere eiweißhaltige Lebensmittel zu uns nehmen. Denn auch darin ist Tryptophan enthalten. Vor allen Dingen aber ist die Konzentration von Tryptophan in Schokolade viel zu gering, um unsere Stimmung wirklich heben zu können.

Ebenso verhält es sich mit dem zweiten, angeblich glücklich machenden Inhaltsstoff von Schokolade: Theobromin. Auch er hätte prinzipiell das Zeug zum Stimmungsaufheller, ist in Schokolade jedoch zu niedrig dosiert.

Das Glücksgefühl, das sich nach dem Genuss von Schokolade einstellt, hat – wie verschiedene Studien zeigen – also nichts mit den Inhaltsstoffen an sich zu tun, sondern vielmehr damit, dass wir das Essen von Schokolade mit schönen Erinnerungen verbinden, zum Beispiel aus der Kindheit. Diese werden dann beim erneuten Schokoladenkonsum abgerufen und es geht uns wieder gut.

Mythos 2: Schokolade wirkt aphrodisierend

Schokolade ist traditionell ein Geschenk der Liebe und gilt als romantische Aufmerksamkeit. Aber ist Schokolade wirklich ein Aphrodisiakum, also ein Lust-Steigerer?

Tatsächlich enthält Kakao das sogenannte Phenylethylamin. Phenylethylamin gilt als Muntermacher, der Puls, Blutdruck und Blutzuckerspiegel erhöht – allerdings nur in hoher Dosis.

In Schokolade liegt Phenylethylamin in zu geringer Konzentration vor, als dass es wirksam sein könnte. Experten gehen daher davon aus, dass eine mögliche aphrodisierende Wirkung daher rührt, dass Schokolade – oder besser die Lust am Genuss von Schokolade – Fantasien freisetzt, die dann wiederum aphrodisisch wirken.

Mythos 3: Schokolade steigert die Leistung

Neben Tryptophan, Theobromin und Phenylethylamin enthalten Kakao und damit auch Schokolade so genannte Polyphenole. Polyphenole sind Bitterstoffe, die in der Natur die Kakaopflanze vor Fressfeinden schützen sollen. Im menschlichen Körper weiten sie die Blutgefäße im Gehirn und verbessern dadurch die Wahrnehmung.

Wissenschaftler der Universität Nottingham glauben, dass das auch für die ebenfalls in Schokolade enthaltenden Flavonole gilt. Deshalb verabreichten sie Probanden einen sehr hoch dosierten Flavonol-Kakaotrunk und beobachteten anschließend mit einem Magnetresonanztomographen, was sich im Gehirn der Testpersonen tat. Dabei stellten sie fest, dass mit dem Kakaotrunk Teile des Gehirns besser mit Blut versorgt wurden als ohne.

Die Forscher wollen nun herausfinden, ob mit Flavonolen auch Demenz oder Schlaganfälle behandelt oder sogar verhindert werden könnten. Polyphenole und Flavonole könnten also gewinnbringende Eigenschaften haben, in Schokolade sind sie jedoch auch sie zu niedrig dosiert, um tatsächlich positive Wirkungen zu haben.

Mädchen sitzt verschmitzt vor einem Teller Schokoküsse

Schokolade kann glücklich machen – und kreativ

Mythos 4: Schokolade bringt den Kreislauf in Schwung

Schokolade, beziehungsweise Kakao, soll angeblich 66 verschiedene Wirkstoffe enthalten, die potenziell Herz und Kreislauf schützen können. Tatsächlich gibt es einige Studien, die gewisse Inhaltsstoffe der Schokolade mit positiven Wirkungen auf das Herz-Kreislauf-System in Verbindung bringen.

Dennoch warnen Experten davor, vermehrt Schokolade zur Stärkung des Herzens zu essen. Immerhin kann der hohe Kaloriengehalt zu Übergewicht führen und Übergewicht begünstigt wiederum Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Mythos 5: Schokolade macht süchtig

Einer Studie zufolge bezeichnen sich fast alle Frauen und zwei Drittel aller Männer als naschsüchtig. Tatsächlich sind in Schokolade Stoffe enthalten, die erwiesenermaßen süchtig machen und in ihrer Struktur Stoffen in Haschisch ähneln. Doch auch hiervon steckt in Schokolade deutlich zu wenig, um eine echte Sucht hervorzurufen.

Dennoch kann durch Schokolade eine echte Suchterkrankung entstehen. Es gibt Menschen, die täglich Süßigkeiten und Schokolade im Wert von 100 Euro zu sich nehmen. Allerdings hat sich in Studien gezeigt, dass diese Menschen nicht körperlich abhängig von Schokolade sind, sondern psychisch: In Versuchen wurden ihnen alle in der Schokolade enthaltenen Substanzen zugeführt, dennoch verspürten sie weiterhin Lust auf Schokolade.

Fazit: Schokolade wirkt rein psychologisch

Schokolade enthält viele potenziell wirksame Substanzen, allerdings sind diese in den meisten Fällen zu niedrig dosiert, um einen positiven Einfluss auf den menschlichen Körper zu haben. Schokolade wirkt demnach höchstens psychologisch.

Auch in Zukunft wird Schokolade daher wohl keinen Beipackzettel bekommen und als Genussmittel weiterhin frei überall zu kaufen sein.

(Erstveröffentlichung 2006. Letzte Aktualisierung 13.09.2019)

Quelle: SWR/WDR

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