Wellness auf Indisch
Ayurveda baut auf die Harmonie zwischen Mensch und Natur, auf Regeneration und Entspannung. Ayurveda-Anwendungen tun nicht nur Körper und Seele gut, sondern sie können in Verbindung mit pflanzlichen Arzneien und einer gesunden Ernährung chronische und psychosomatische Gesundheitsstörungen lindern, mitunter sogar heilen.
Die Therapien des Ayurveda haben wenig gemeinsam mit der klassischen westlichen Medizin. Heute würden wir sie eher als Wohlfühl-Programm und "Wellness pur" bezeichnen. Kein Wunder, denn die Patienten entspannen sich bei Massagen und Peeling oder in Dampfbädern und Packungen aus Ölen und Kräutersäften.
Öl ist zentrales Element im Ayurveda
Ein weiterer essentieller Faktor des Ayurveda ist die Ernährung. Nahrung gilt als Medizin – nach dem Prinzip: Nur was gut ist, kann dem Mensch auch gut tun. Die Anhänger der indischen Heilslehre glauben, dass sich dadurch viele Beschwerden verbessern oder sogar ganz beheben lassen.
Die "doshas" bestimmen die Anwendungen
Grundlage für die individuelle Heilbehandlung im Ayurveda sind die drei "Doshas", die das seelische Gleichgewicht bestimmen. Sie sind den Elementen zugeordnet:
Die "Vata" besteht aus Luft und Raum und gilt als die Lebensenergie. Die "Kapha" wird aus Erde und Wasser gebildet und ist verantwortlich für die Struktur des Körpers, für Wachstum und Gelenkigkeit. Die "Pitta" ist aus Feuer und Wasser zusammengesetzt und ist für biochemische Vorgänge wie Stoffwechsel und Verdauung zuständig.
Jeder Mensch wird aufgrund seiner Eigenschaften einem Dosha zugeordnet. Darauf werden auch individuell die ayurvedischen Anwendungen wie Bäder, Massagen und Körperübungen abgestimmt.
Bei all diesen Wohltaten darf jedoch nicht vergessen werden, dass Ayurveda Krankheiten nicht heilen kann, sondern diesen vielmehr ganzheitlich vorbeugen will.
Wellness für den Geist
Massagen verwöhnen Körper und Sinne
Massagen sollen die Energiepunkte des Körpers ("Marmas") stimulieren und so seine Funktionen anregen oder verbessern. Die Kopfmassage fördert eine bessere Durchblutung und regt die Hirnfunktionen an, außerdem sorgt sie für gesunden Haarwuchs. Die Gesichtsmassage strafft das Gewebe und glättet die Haut.
Die Öl-Synchronmassage "Abhyanga" wird von zwei Masseuren gleichzeitig ausgeführt. Dabei dringt das Körperöl tief in die Haut ein, kräftigt das Gewebe und führt zu tiefer Entspannung.
Nach der Massage folgt meist ein erholsames Dampfbad. Bei der Thermomassage wird der ganze Körper mit Beuteln abgeklopft, in denen sich ein Sud aus rotem Reis, Blättern, Milch und Kräutern befindet.
Dadurch werden Schlacken in den Gelenken gelöst sowie die Knochen- und Gewebe-Regeneration stimuliert.
Der ganze Körper wird mit Beuteln abgeklopft
Schwitzen und baden
Der "Kuti" ist eine aus Lehm und Bienenwachs gebaute Sauna, in deren Boden frische Kräuter eingelassen sind. Die Patienten schwitzen hier bei einer gemäßigten Temperatur zwischen 40 und 50 Grad.
Das "Svedana" ist ein Kräuterdampfbad, bei dem der Patient in einer Art Sarkophag liegt, der nur den Kopf ausspart. Bei dieser Anwendung werden durch die intensive Durchwärmung die Gefäße erweitert, die Schweißdrüsen aktiviert und Giftstoffe ausgeschieden. Zwischendurch wird die Haut mit einer Kompresse aus Wurzeln und Rinde abgerieben.
Der krönende Abschluss einer Ayurveda-Kur ist das Blumenbad. Es schließt die Poren der Haut und stellt den Körper wieder auf ein normales Klima ein. Dieses Bad sollte relativ kühl sein, verwöhnt aber dennoch durch den Duft von Sandelholz und Blütenessenzen die Sinne.
Alles Gute kommt von oben
Traditionell gehört auch der "Shirodara", der Stirnguss, zur Ayurveda-Behandlung. Dabei fließt ein warmer Ölstrahl für etwa 20 Minuten langsam über die Stirn und sorgt für eine tiefe Entspannung und Regeneration des Nervensystems und der Hormondrüsen.
Er hilft besonders bei erhöhtem Blutdruck, Schlafstörungen und chronischen Kopfschmerzen.
Der Stirnguss ist Teil einer Ayurveda-Kur
Eine andere Form der Öl-Behandlung ist das "Pizzichili" oder "Sarwangadara", das die Vorteile von Massage und Wärmebehandlung verbindet. Dabei fließt für etwa eine Stunde ein immer wärmer werdender Ölstrahl über den ganzen Körper des Patienten.
Das Öl wird von zwei Therapeuten langsam einmassiert. Das warme Öl dringt leichter in die Haut ein, zugleich wird der Körper intensiv gewärmt und entgiftet.
Das geht unter die Haut
Bei den Haut-Behandlungen spielen "Pichu" eine wichtige Rolle. Das sind Packungen aus Pasten, Salben, Ölen und Kräutersäften, die auf erkrankte Körperteile aufgetragen werden, um dort ihre heilende Wirkung zu entfalten.
Pichu helfen besonders gut bei Rückenschmerzen und Gelenkproblemen. Die "Siro Verechana" wird morgens durchgeführt.
Dabei wirkt eine Kräuterpaste unter einem Handtuch-Turban zwei Stunden lang auf dem Kopf ein, um die Gehirnfunktionen über die Kopfhaut zu aktivieren.
Ganzkörper-Peelings, im Ayurveda "Udvartana" genannt, sorgen schließlich für einen verbesserten Stoffwechsel. Dabei wird ein Brei aus Gersten- und Kichererbsenmehl auf dem ganzen Körper verteilt und sanft einmassiert.
Gutes durch die Nase
Unter "Nasya" versteht Ayurveda die Gabe von Heilmitteln über die Nase. Dadurch soll der gesamte Kopfbereich, einschließlich Hals und Ohren, gereinigt und ins physiologische Gleichgewicht gebracht werden.
Ätherische Öle sollen heilen
Bei optimaler Durchführung folgt einer Inhalation mit ätherischen Ölen sowie einer Erwärmung der Nasennebenhöhlen mit Kompressen die Verabreichung von schleimlösenden Tropfen.
Diese Behandlung hilft sehr gut bei häufigem Schnupfen, Nebenhöhlenentzündungen, Kopfschmerzen und Migräne. Während der Inhalation mit Kräuterdämpfen im Liegen ist eine besonders tiefe Atmung möglich, sie hilft daher gut bei Probleme mit den Bronchien und der Lunge.
Yoga als Ergänzung
Bei vielen Ayurveda-Kuren ergänzt ein Yoga-Programm die Behandlungen. Denn laut der ayurvedischen Lehre können Menschen nur dann gesund sein, wenn sie ihren Körper biegsam und beweglich halten.
Beim klassischen Yoga werden keine Energien verbraucht, sondern durch die sanften Bewegungen werden dem Körper Energien zugeführt.
Yoga beginnt stets mit Atemübungen und endet mit Meditation. Wichtig für alle Übungen ist es, sie ganz langsam zu vollziehen. Yoga baut Stress ab, beruhigt Gedanken und Gefühle und ist darüber hinaus gut für die Wirbelsäule.
Übungen für mehr Beweglichkeit
(Erstveröffentlichung 2007. Letzte Aktualisierung 14.08.2018)
Quelle: WDR