Olympische Spiele
Die Olympischen Spiele 1936 in Berlin
Die Olympischen Spiele sollen unpolitisch sein und die Nationen der Welt zusammenführen. So wollte es der Gründer der neuzeitlichen Olympischen Spiele. Doch das nationalsozialistische Deutschland nutzte 1936 die Spiele in Berlin für seine Propaganda.
Von Nina Wiechers
Nazi-Deutschland als Gastgeberland
1936 war Deutschland Austragungsort der Olympischen Spiele. Und das, obwohl sowohl die Deutschen als auch eine Reihe von Teilnehmerländern damit zunächst unzufrieden waren. Viele deutsche Nationalsozialisten konnten sich nicht mit der Idee anfreunden, sich mit "niederen Rassen" zu messen.
Das Ausland war ebenfalls skeptisch, da Deutschland bereits erste Gesetze zur Diskriminierung von Juden erlassen hatte. Besonders die USA verurteilten dies und waren deshalb dagegen, dass Deutschland die Olympischen Spiele austragen durfte.
Deutschland war jedoch bereits 1931 als Austragungsort ausgesucht worden – zu Zeiten der Weimarer Republik, als Deutschland noch ein demokratischer Staat war.
Theodor Lewald, der Vertreter Deutschlands im Internationalen Olympischen Komitee (IOC), und Carl Diem, Generalsekretär des "Deutschen Reichsausschusses für Leibesübungen", wollten mit den Olympischen Spielen die Größe und Stärke Deutschlands demonstrieren.
Im Mai 1931 wurde Deutschland offiziell zum Gastgeberland der Olympischen Spiele 1936 erklärt.
Das Olympiastadion wurde eigens für die Spiele 1936 gebaut
Das Propaganda-Ministerium organisiert die Spiele
Als die Planung der Spiele begann, war die Weimarer Republik bereits Geschichte. Es gab eine große Boykottbewegung gegen die Austragung der Spiele in Deutschland unter der Diktatur Adolf Hitlers. Dieser setzte sich jedoch persönlich dafür ein. Hitler wollte die internationale Meinung über sich und seine Regierung verbessern und wusste, dass die Olympischen Spiele eine gute Möglichkeit dafür sein würden.
Er bekam, was er wollte und durfte die Spiele in seinem Land durchführen. Bedingungen des IOC waren jedoch, dass die Wettbewerbe für alle Nationen frei zugänglich sein mussten und die Nationalsozialisten die Spiele nicht zur Selbstdarstellung missbrauchen durften.
Die Organisation übernahm das Propagandaministerium unter der Leitung Joseph Goebbels. Deutschland musste den USA versprechen, Juden nicht von den Wettbewerben auszuschließen.
Trotzdem manipulierten die Nationalsozialisten die Ergebnisse von vielen jüdischen Sportlern. So schafften viele die Qualifikation für die deutschen Teams nicht. Um Toleranz zu demonstrieren, durfte aber eine "Halbjüdin", die Fechterin Helene Mayer, bei den Spielen mitmachen.
Die Vorbereitungen
Für die Zeit der Olympischen Sommerspiele in Berlin wurde die Stadt "aufgeräumt": Obdachlose, Roma und Sinti wurden von den Nazis in die äußeren Randgebiete der Stadt verbannt. Judenfeindliche Schilder wurden abgehängt und entsprechende Ausdrücke verboten. Deutschland sollte der ausländischen Presse "sauber" erscheinen. Zudem wurde das alte Deutsche Stadion abgerissen und durch das neue Olympiastadion ersetzt.
Ein wichtiger Teil der Vorbereitungen war die Werbung im In- und Ausland. Dazu druckte die Regierung mehr als sieben Millionen Prospekte, Postkarten und ähnliches. Ein Jahr vor den Spielen reiste eine Wanderausstellung durch Deutschland.
Hitler wollte erreichen, dass das deutsche Volk durch die Spiele einen stärkeren Zusammenhalt entwickelte. Zu diesem Zweck wurden die Olympischen Spiele live übertragen. Wer keinen Fernseher besaß, konnte in öffentlichen Fernsehstuben in Berlin kostenlos zuschauen. Jeder sollte die Erfolge der deutschen Sportler miterleben können.
Der Plan geht auf
Carl Diem, der Generalsekretär des "Deutschen Reichsausschusses für Leibesübungen", hatte die Idee, eine brennende Fackel vom griechischen Olympia von Läufern durch ganz Europa bis nach Berlin tragen zu lassen.
Letzter Läufer war der Leichtathlet Fritz Schilgen. Er entzündete die olympische Flamme im Olympiastadion während der Eröffnungsveranstaltung. Noch heute findet solch ein Fackellauf vor Beginn der Olympischen Spiele statt.
Trotz der Warnung des IOC, die Spiele nicht zu missbrauchen, war die deutsche Presse verpflichtet, die heimischen Mannschaften besonders hervorzuheben. Ein dritter Platz der Deutschen wurde mehr gelobt als ein erster von ausländischen Sportlern. Die deutschen Teilnehmer wurden in der Öffentlichkeit als Helden dargestellt.
Die Nationalsozialisten inszenierten die Olympischen Spiele 1936 als Propagandaveranstaltung
Außerdem brachte die nationalsozialistisch geprägte Presse die sportlichen Siege geschickt mit Hitlers Regime in Zusammenhang. So sollten die Deutschen mehr Selbstbewusstsein und Stolz für ihr Land entwickeln.
Der Plan ging auf: Deutschland gewann bei den Spielen die meisten Medaillen. Zwar hatte es auch die meisten Teilnehmer am Start – aber das Ziel, Deutschlands Stärke zu zeigen, war erreicht. Die ausländische Presse lobte die gute Organisation der Spiele.
Sogar die anfangs sehr kritischen Amerikaner waren von den Olympischen Spielen in Berlin begeistert. Nur eines passte den Nazis nicht in ihr Konzept: Erfolgreichster Sportler und Publikumsliebling der Spiele wurde Jesse Owens, ein schwarzer Amerikaner.
Im Stadion hatten rund 100.000 Zuschauer Platz
(Erstveröffentlichung: 2008. Letzte Aktualisierung: 12.08.2021)
Quelle: WDR