Der Umgang mit dem Tod in den Religionen

Planet Wissen 02:33 Min. Verfügbar bis 26.09.2027 WDR Von ZDF/Sonntags/Peter Schmidt/Marietta Pauli https://terraxplaincommons.zdf.de

Sterben

Leben nach dem Tod

Himmel, Hölle, ewiges Leben oder Wiedergeburt? Die fünf großen Weltreligionen haben sehr unterschiedliche Vorstellungen davon, wie es nach dem Tod weitergeht.

Von Irina Fernandes

Christentum

Christen glauben an die Auferstehung nach dem Tod. Zurückzuführen ist dieser Glaube auf die Osterereignisse: Jesus Christus, der Sohn Gottes, wurde ans Kreuz genagelt und nahm die Sünden aller Menschen auf sich. Nach seinem Tod wurde er begraben, am dritten Tag ist er auferstanden.

Allerdings findet sich in der Bibel kein eindeutiger Hinweis, ob es nach dem Tod grundsätzlich zu einer Trennung von Körper und Seele kommt. Außerdem bleibt unklar, ob es ein Jüngstes Gericht am Jüngsten Tag gibt oder ob ein individuelles Urteil nach dem Tod des Einzelnen gefällt wird.

Über Jahrhunderte hinweg haben sich Theologen um eine Klärung bemüht. Die meisten kamen zu dem Schluss, dass sich Körper und unsterbliche Seele voneinander lösen und dass die Seele, sofern der Mensch gläubig war, in den Himmel kommt.

Wer zu Lebzeiten Sünden begeht, dessen Seele droht die Hölle. Am Ende aller Zeiten steht das Jüngste Gericht: Dann werden die Seelen mit ihren Körpern wieder vereinigt und für jeden wird das endgültige Urteil Gottes gesprochen, das sie dem Himmel oder der Hölle zuweist.

Wie genau das Jüngste Gericht aussehen soll, darüber gibt es in den verschiedenen christlichen Konfessionen unterschiedliche Auffassungen.

Hölzernes Kruzifix.

Was passiert nach dem Tod?

Judentum

Im Judentum ist der Fokus auf das Leben und die dabei erfahrene Verbundenheit zu Gott gerichtet. Der Zentralrat der Juden in Deutschland formuliert es so: "Die jüdische Religion geht davon aus, dass das Leben den höchsten Wert habe, das Diesseits wird in jeder Weise bejaht."

Dem Menschen sei die Aufgabe gestellt, zu leben, Kinder zu zeugen und für die Erhaltung der menschlichen Gattung zu sorgen. "Der Mensch ist von Gott zum Leben geschaffen, und darum muss alles getan werden, das Leben des Menschen zu erhalten."

In den jüdischen Schriften wie der Thora finden sich keine einheitlichen Anhaltspunkte zum Leben nach dem Tod. Man ging früher davon aus, dass der Ort der Toten die "Scheol" ist – die Unterwelt, in der die lebensspendende Gemeinschaft mit Gott erlischt. Jedoch setzte sich unter dem Einfluss persischer und griechischer Vorstellungen der Glaube an die Auferstehung bei der Ankunft des Messias durch.

Auch heute noch bekennen sich konservative und orthodoxe Juden zum Glauben an die Auferstehung, Reformjuden glauben an die Unsterblichkeit der Seele.

Jüdischer Grabstein.

Im Judentum steht das Jenseits nicht im Vordergrund

Islam

Muslime glauben an ein Leben nach dem Tod, in der Hoffnung darauf, dann in Gottes Nähe zu sein. Der Tod wird als Übertritt in eine andere Ebene des Lebens angesehen. Dabei trennt der Todesengel Izrail Körper und Seele voneinander. Die Seele dessen, der Gutes getan hat, wird von dem Engel in die sieben Himmel vor Gott gebracht. Danach gelangt sie wieder in ihren Körper, womit der Zwischenbereich (Barzach) beginnt.

Die Seele eines schlechten Menschen jedoch wird vom Engel nur bis zum ersten Himmel gebracht, wo ihr der Zutritt verwehrt wird. Auch diese Seele gelangt zurück in den eigenen Körper und verweilt dort im Zwischenbereich.

Danach wird die Seele des Toten vor ein Zwischengericht gestellt, wo ihr von zwei Engeln Fragen zu ihrem Glauben gestellt werden: Beantwortet sie sie richtig, bekommt sie die Zusage für ein Leben im Paradies nach der Auferstehung. Beantwortet sie sie falsch, wird sie von den Engeln gepeinigt und ihr die Hölle in Aussicht gestellt.

Am Tag des Jüngsten Gerichts werden alle Toten auferweckt. Die guten und schlechten Taten eines jeden Menschen werden aufgelistet und auf eine Waage gestellt. Danach müssen alle Toten über eine Brücke gehen, die über die Hölle führt: Die Ungläubigen und Sünder stürzen in die Hölle, die anderen gelangen über die Brücke ins Paradies.

Allerdings heißt es bei www.islam.de, einem Angebot des Zentralrats der Muslime in Deutschland: "Wir glauben jedoch auch an die Barmherzigkeit Gottes, der die guten Taten zehnfach oder mehr belohnt und die schlechten Taten nur einfach bestraft. Jeder Diener Gottes kann der Strafe der Hölle entgehen, wenn er Gott aufrichtig und reuevoll um Vergebung seiner Fehltritte bittet."

Gemälde: Siebenstöckige Vorstellung vom islamischen Paradies (Bibl. Nationale, Paris)

Moslems glauben an ein Leben nach dem Tod

Hinduismus und Buddhismus

Buddhismus und Hinduismus haben sehr ähnliche Vorstellungen. Das liegt vermutlich daran, dass der Buddhismus aus dem Hinduismus entstanden ist. Beide Religionen gehen davon aus, dass das Leben nicht durch Geburt und Tod beschränkt ist, sondern aus einer Reihe von Wiedergeburten (Reinkarnationen) besteht. Entscheidend für die Wiedergeburt ist das Karma, das man im früheren Leben erworben hat, also die Summe aus positiven und negativen Taten.

Dieser ewige Zyklus der Wiedergeburt, auch Samsara genannt, wird als leidvoll angesehen und kann nur durch das Erreichen des Moksha (Hinduismus) beziehungsweise des Nirwanas (Buddhismus) durchbrochen werden.

Wer sich in seiner wiedergeborenen Existenz von allen Grundübeln – wie Nichtwissen oder Unerleuchtetheit – befreit hat und sich moralisch und spirituell angestrengt hat, der findet im Moksha oder Nirwana die Erlösung. Dies bedeutet nicht Unsterblichkeit, sondern übersetzt "erlöschen".

Buddhistischer Wandteppich.

Buddhisten und Hindus glauben an die Wiedergeburt

(Erstveröffentlichung: 2013. Letzte Aktualisierung: 21.06.2019)

Quelle: WDR

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