Glockengiesser giessen eine rund 1,5 Tonnen schweren Glocke, deren Form sich im Boden befindet. Aus dem Eingussloch schlagen Flammen.

Glocken

Glockenguss

Seit etwa 5000 Jahren werden schon Glocken gegossen. Das heute noch gebräuchliche Verfahren geht auf das 16. Jahrhundert zurück. Dabei ist Glockengießen eine Kunst, die immer noch von Hand ausgeübt wird.

Von Sabine Kaufmann

Die Vorarbeiten

Der Glockengießer benötigt zur Herstellung einer Glocke eine dreiteilige Form, bestehend aus Kern, der so genannten "falschern Glocke" und dem Mantel. Der Kern, der dem Inneren der Glocke entspricht, wird aus Lehmsteinen und verschiedenen Lehmschichten gemauert.

Die falsche Glocke, oder Modellglocke, muss in Umfang und Aussehen genau der späteren, noch zu gießenden Bronzeglocke entsprechen. Sie besteht aus Lehm und Talg, die Zier wird in Wachs aufgetragen.

Vor der Herstellung des Mantels streicht der Glockengießer zunächst einen feinen, dann immer gröberen Lehm auf die falsche Glocke, sodass sich die Zier im Mantel abdrücken kann. Der Mantel muss einen großen Druck aushalten, der während des Gießens auf ihn einwirkt. Vor dem Guss nimmt man den Mantel ab und zerschlägt die falsche Glocke. Der Hohlraum zwischen Kern und Mantel ergibt dann die richtige Glocke.

Der Guss

Glocken werden traditionell freitags um 15 Uhr gegossen, was an die Sterbestunde von Jesus Christus erinnern soll. Bereits morgens in aller Frühe wird der Schmelzofen angefeuert, damit die so genannte Glockenspeise schmilzt, die aus 78 Prozent Kupfer und 22 Prozent Zinn besteht. Hat die Bronze eine Temperatur von etwa 1100 Grad Celsius erreicht, kann der Guss beginnen.

Wenn die rot glühende Glockenspeise aus dem Ofen fließt, Rauch aufsteigt und Gase abbrennen, hat der Glockenguss seinen Höhepunkt erreicht. Die gegossenen Glocken müssen in der ausgehobenen Glockengrube noch einige Tage auskühlen, bis sie aus ihrem Mantel befreit werden können. Dann wird mit der Stimmgabel geprüft, ob der Guss gelungen ist und die Glocke wie gewünscht erklingt.

Der Klang

Der Klang einer Glocke wird beim Guss festgelegt. Entscheidend für den Ton einer Glocke sind ihre drei Parameter: Durchmesser, Höhe und Wandstärke, die sogenannte Rippe. Je nach Größe dieser drei Parameter verändert sich der Ton. Eine Glocke hat etwa 50 Klangfarben – einen Grund-, Unter-, Prim-, Terz-, Quint-, Oberton und andere –, die in ihrer Gesamtheit den hörbaren Ton der Glocke bestimmen.

Sind die Teiltöne nicht in Harmonie, kann man die Glocke tonlich korrigieren, indem die Innenwand der Glocke ausgeschliffen wird. Dies spielt sich in der Regel im Bereich von unter einem Millimeter an verschiedenen Stellen der Innenwand ab. Möglich sind aber nur wenige Sechzehntel Halbton-Korrekturen.

Der Orgel- und Glockensachverständige der Evangelischen Kirche der Kirchenprovinz Sachsen, Christoph Schulz, prüft mit verstellbaren Präzisionsstimmgabeln die Tonlage einer großen Glocke in der Marktkirche

Entscheidend für den Klang sind Durchmesser, Höhe und Wandstärke

Quelle: SWR | Stand: 03.03.2021, 09:13 Uhr

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