Das Reichstagsgebäude in Berlin

Metropolen

Berlin

Berlin ist mit fast vier Millionen Einwohnern die größte Stadt Deutschlands und seit 1990 auch wieder seine Hauptstadt. Seitdem hat sich ihr Gesicht an vielen Stellen sehr verändert: Viele Gebäude wurden saniert, wieder aufgebaut oder sogar ganz neu geschaffen.

Von Alexandra Stober

Seit 1990 ist Berlin wieder Hauptstadt

Als am 29. September 1990 der "Vertrag zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Deutschen Demokratischen Republik über die Herstellung der Einheit Deutschlands" in Kraft tritt, wird damit nicht nur die Wiedervereinigung Deutschlands zum 3. Oktober 1990 besiegelt – sondern auch die Vereinigung von West-Berlin und Ostberlin zu einem Bundesland.

Außerdem ist Berlin von nun an wieder Hauptstadt. Allerdings sitzen Bundestag und Bundesregierung zunächst weiterhin in Bonn.

Nach einer teils hitzigen öffentlichen Diskussion beschließt der Bundestag am 20. Juni 1991, den Parlaments- und Regierungssitz langfristig nach Berlin zu verlegen. Eine Entscheidung, die Anstoß für viele architektonische Veränderungen besonders im Zentrum der Hauptstadt ist.

Berliner Bär in Gold und Silber.

Das Berliner Wappentier, der Bär

Die größte Baustelle Europas

Nach knapp 30 Jahren Teilung liegen viele Gebiete nahe der Mauer brach. Zahlreiche Gebäude im Ostteil der Stadt sind sanierungsbedürftig. Der Potsdamer Platz, in den 1920er-Jahren der verkehrsreichste Knotenpunkt Europas, und seine Umgebung sind ein trister Ort.

Infolge von Kriegs- und Nachkriegszerstörungen ist hier eine riesige Brachfläche entstanden. Und bis zur Wiedervereinigung hat sich nichts getan, da das Gebiet auf der Grenzlinie dreier Besatzungszonen lag.

Nun soll Berlins bekanntester Platz endlich ein neues Gesicht bekommen, weshalb die Stadt einen Architekturwettbewerb ausschreibt. Im September 1992 wird der italienische Architekt Renzo Piano zum Sieger erklärt und mit der Umgestaltung des etwa 125.000 Quadratmeter großen Areals beauftragt.

In den folgenden Jahren ist der Potsdamer Platz die größte Baustelle Europas, wenn nicht gar der Welt. Es entsteht ein Viertel aus Büro- und Wohnkomplexen sowie Hotels, die zum Teil amerikanisch anmuten.

Das Bild zeigt mehrere Wolkenkratzer bei Nacht, die Lichter der Fahrzeuge sind verschwommen.

New York? Nein, Berlin am Potsdamer Platz

Das bekannteste Ensemble ist das Sony-Center. Es besteht aus mehreren Gebäuden, die um eine überdachte öffentliche Piazza gruppiert sind. Das Center umfasst verschiedene Freizeitangebote sowie das Filmmuseum Berlin.

An vergangene Zeiten erinnern zwei in den Komplex integrierte denkmalgeschützte Räume des einstigen Grandhotels Esplanade, das während der "Goldenen Zwanziger" zu den exklusivsten Hotels der Stadt zählte.

Das "Band des Bundes" entsteht

Wie für die Neugestaltung des Potsdamer Platzes wird auch für das neue Regierungsviertel ein Wettbewerb ausgerufen, den der Berliner Architekt Axel Schultes gemeinsam mit seiner Büropartnerin Charlotte Frank gewinnt.

Ihr etwa 900 Meter langes "Band des Bundes" im Spreebogen – auf beiden Seiten des Flusses – umfasst den Kanzlerpark, das Bundeskanzleramt, das Paul-Löbe-Haus für die Parlamentssauschüsse, das Marie-Elisabeth-Lüders-Haus (Bibliothek und wissenschaftlicher Dienst) sowie das Jakob-Kaiser-Haus für Abgeordnete.

Für das Bundeskanzleramt erhalten Schultes und Frank 2003 den Deutschen Architekturpreis. Die weiteren Gebäude des neuen Regierungsviertels werden nach Entwürfen anderer Architekten realisiert. Die Bauarbeiten dauern von 1997 bis 2003.

Das Bild zeigt die Spree mit zwei Ausflugsschiffen darauf. Am Ufer stehen das historische Bundestagsgebäude und das Regierungsviertel.

Das Regierungsviertel direkt an der Spree

Eine Kuppel für den Reichstag

Bereits vor Baubeginn des neuen Regierungsviertels ist mit der Neugestaltung des Reichstagsgebäudes begonnen worden – dort hat ab 1999 der Deutsche Bundestag seinen Sitz. Das Ende des 19. Jahrhunderts entstandene Gebäude war im Zweiten Weltkrieg teilweise zerstört und zwischen 1957 und 1972 ohne Kuppel und zahlreiche Schmuckelemente wieder aufgebaut worden.

Nach einem Entwurf des britischen Architekten Norman Foster wird der Reichstag von 1991 bis 1999 erneut restauriert. Ursprünglich hat auch Foster keine Kuppel für das Dach geplant, er spricht sich sogar ausdrücklich dagegen aus.

Doch die Bundestagsabgeordneten wollen keinen Reichstag ohne Kuppel. Also muss der britische Architekt seine Pläne überarbeiten. Am 8. Mai 1995 stellt er seinen endgültigen Entwurf für eine gläserne, begehbare Kuppel vor, dem die Abgeordneten zustimmen.

Im gleichen Jahr realisiert das Künstlerpaar Christo und Jeanne-Claude sein Projekt "Verhüllter Reichstag" ("Wrapped Reichstag"), das es seit 1971 geplant hat. Vom 24. Juni bis zum 7. Juli 1995 ist das Reichstagsgebäude vollständig mit silbernem, feuerfestem Gewebe verhüllt und mit blauen, rund drei Zentimeter starken Seilen verschnürt.

Fünf Millionen Besucher bestaunen das Kunstwerk. Die große internationale Resonanz macht das Reichstagsgebäude weltweit bekannt.

Das Bild zeigt den mittleren Teil des Berliner Reichstags mit seiner Kuppel.

Architekt Foster war gegen die Kuppel – die Politik setzte sich durch

Umzug von Bonn nach Berlin

Die erste Sitzung des Deutschen Bundestags im neu gestalteten Reichstagsgebäude findet am 19. April 1999 statt. Der Bundesrat folgt dem Parlament in die Hauptstadt. Mit der Fertigstellung des neuen Bundeskanzleramts im Mai 2001 ist der Umzug des Bundestags und der Bundesregierung von Bonn nach Berlin offiziell abgeschlossen.

Inzwischen hat auch die Restaurierung des bekanntesten Wahrzeichens der Stadt begonnen, des Brandenburger Tores. Am 3. Oktober 2002 wird hier der Tag der Deutschen Einheit gefeiert und das Brandenburger Tor nach zwei Jahren Restaurierung feierlich enthüllt.

Das restaurierte Brandenburger Tor nach der Enthüllung am 03.10.2002

Das Brandenburger Tor war früher die Grenze zwischen Ost- und Westberlin

Nur wenige Meter entfernt entsteht zwischen 2003 und 2005 das "Denkmal für die ermordeten Juden Europas", das heute Holocaust-Mahnmal genannt wird. Es besteht aus einem Feld von unterschiedlich großen Betonsäulen (Stelen) und einem unterirdischen Dokumentationszentrum. Entworfen hat es der US-Architekt Peter Eisenman.

Neuer Hauptbahnhof – altes neues Stadtschloss

Kurz vor Beginn der Fußball-Weltmeisterschaft in Deutschland wird nach achtjähriger Bauzeit am 26. Mai 2006 der neue Berliner Hauptbahnhof eröffnet. Er liegt zentral auf dem Gebiet des ehemaligen Lehrter Bahnhofs nördlich des Spreebogens. Architektonisch besticht er durch eine 320 Meter lange gläserne Halle in Ost-West-Richtung, die von der in Nord-Süd-Richtung verlaufenden Bahnhofshalle gekreuzt wird.

Berliner Hauptbahnhof wird eröffnet (am 26.05.2006)

WDR ZeitZeichen 26.05.2021 14:56 Min. Verfügbar bis 27.05.2099 WDR 5


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Auf drei Ebenen findet man Geschäfte, Gastronomie und Reisezentren. Die Fußball-WM 2006 wird besonders für Berlin zu einem riesigen Erfolg. Beim Fanfest zwischen Brandenburger Tor und Siegessäule verfolgen rund zehn Millionen Menschen aus aller Welt die Spiele und feiern gemeinsam.

Eingang zum Hauptbahnhof Berlin, hell erleuchtet.

Der Hauptbahnhof wurde von Meinhard von Gerkan entworfen

Das nächste große Projekt für das neue Berlin ist der Wiederaufbau des Stadtschlosses, das im Zweiten Weltkrieg schwer beschädigt und 1950 auf Geheiß von Walter Ulbricht, dem Generalsekretär der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED), abgerissen wurde. Um die historische Mitte Berlins zu vervollständigen, entscheidet der Bundestag, das Berliner Stadtschloss wieder aufzubauen.

Von 2013 bis 2020 wird das Gebäude nach Plänen des italienischen Architekten Franco Stella neu errichtet. Im neuen Schloss sind heute unter anderem die Staatlichen Museen und das Humboldt-Forum untergebracht. Der anstelle des Stadtschlosses von der DDR gebaute Palast der Republik wurde abgerissen.

Der Palast der Republik

Planet Wissen 11.05.2023 01:25 Min. Verfügbar bis 13.10.2027 WDR

(Erstveröffentlichung: 2009. Letzte Aktualisierung: 17.08.2020)

Quelle: WDR

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