Was ist Blut?
Ein Blutstropfen sieht aus wie dunkelrote Tinte. Die Farbe stammt von den roten Blutkörperchen. Denn Blut besteht nicht nur aus Flüssigkeit. In dem flüssigen Blutplasma, das zu 90 Prozent aus Wasser besteht, schwimmen feste Teilchen: die roten Blutkörperchen (Erythrozyten), die weißen Blutkörperchen (Leukozyten) und die Blutplättchen (Thrombozyten).
Pausenlos ist das Blut unterwegs in den Blutbahnen, die sich wie ein riesiges Straßennetz im ganzen Körper ausbreiten. Sie erreichen eine Gesamtlänge von vielen tausend Kilometern – Berechnungen aus den 1920ern gingen von etwa 100.000 Kilometern aus, neuere Untersuchungen schätzen die Länge eher auf rund 10.000 Kilometer.
Das Blut zieht durch Lunge, Leber, Mund, Muskeln, Gehirn und alle anderen Organe und Körperzellen. Die einzelnen Bestandteile des Blutes erfüllen dabei unterschiedliche Aufgaben.
Viereinhalb bis sechs Liter Blut pulsieren durch den Körper eines erwachsenen Menschen. Das sind sechs bis acht Prozent seines Gesamtgewichts.
Was kann Blut?
Wenn das Blut durch die Lungenbläschen fließt, beginnt die Hauptarbeitszeit der roten Blutkörperchen. Sie nehmen dort Sauerstoff auf, den der Mensch mit der Luft einatmet, und bringen ihn zu allen Zellen des Körpers. Die Zellen verbrauchen den Sauerstoff und gewinnen dabei Energie.
Als Abfallprodukt entsteht bei diesem Vorgang Kohlenstoffdioxid, das vom Blut zurück in die Lunge transportiert und ausgeatmet wird. Die roten Blutkörperchen werden im roten Knochenmark gebildet. Sie leben etwa vier Monate und werden dann in der Milz abgebaut.
Wenn das Blut zum Darm kommt, werden dort die zerkleinerten Nährstoffe aufgenommen. Diese Nährstoffbausteine sind das Ergebnis der Verdauung in Magen und Darm, wo die Nahrung des Menschen in Einzelteile zerlegt wird.
Im Plasma schwimmend gelangen diese Bausteine zu den Zellen und werden dort weiterverarbeitet. Im Austausch reisen giftige Abfallstoffe, welche die Zellen nicht mehr brauchen, mit dem Plasma zu Leber und Niere, wo sie abgebaut werden.
Klimaanlage und Körperpolizei
Wenn sich ein Mensch anstrengt, erscheint die Haut rot. Es fließt mehr Blut durch die Adern und die Haut gibt mehr Wärme ab. Im Winter dagegen sieht man bleiche Gesichter: weniger Blut wird zur Körperoberfläche geschickt und weniger Wärme geht verloren. So erfüllt das Blut seine Aufgabe als Klimaanlage.
Die weißen Blutkörperchen sind Immunzellen und die Polizei des Körpers. Sie schützen den Körper vor Infektionskrankheiten. Dafür haben sie verschiedene Methoden.
So können sie die eingedrungenen Erreger entweder auffressen oder durch Antikörper unschädlich machen. Von den weißen Blutkörperchen gibt es viel weniger als von den roten, dafür sind sie doppelt so groß und können sich selbständig fortbewegen. Sie werden im Knochenmark gebildet.
Die Blutplättchen sind dünne, farblose Scheibchen. Auch sie entstehen im Knochenmark. Wenn ein Mensch sich verletzt, werden sie schnell zur Unfallstelle transportiert. Sie helfen dabei, die Wunde so rasch wie möglich zu verstopfen, indem sie das Blut gerinnen lassen.
Die weißen Blutkörperchen sind die Immunzellen Körpers
Der Weg des Bluts durch den Körper
Das Herz ist der Motor des Bluttransports. Unaufhörlich pumpt es den Lebenssaft durch die Blutbahnen. Die Blutgefäße, die vom Herzen wegführen, heißen Arterien. Sie haben dicke Wände und Muskeln.
Mit hohem Druck wird das Blut mit jedem Herzschlag in die Arterien hineingepresst. Diese regelmäßige Druckwelle lässt sich an Hals oder Handgelenk gut als Puls fühlen.
Je weiter die Arterien vom Herzen wegführen, um so mehr verzweigen sie sich. Sie werden zu Arteriolen und schließlich zu dünnen Kapillaren.
Hier ist fast kein Druck des Herzens mehr zu spüren und die Wände sind sehr dünn. Durch sie können die Blutkörperchen jetzt den mitgebrachten Sauerstoff und die Nährstoffe an die Zellen abgeben und im Austausch Kohlendioxid und andere Abfallstoffe aufnehmen.
Nach dem Austausch an den Zielorten erweitern sich die Blutgefäße wieder. Sie heißen jetzt Venen und führen zum Herzen zurück. Der gesamte Weg nennt sich Blutkreislauf.
Bevor das Blut jedoch erneut aufbricht, wird es vom Herzen zuerst an der Lunge vorbei geschickt, um sich dort mit Sauerstoff vollzutanken. Dann erst pumpt das Herz das Blut wieder in den Körper. Die Wege zwischen Herz und Lunge werden kleiner Kreislauf oder Lungenkreislauf genannt.
Etwa 100.000 Kilometer Blutbahnen ziehen sich durch den Körper
Erkrankungen des Blutes
Das eindrucksvolle und hochkomplizierte System des Blutkreislaufs besitzt vielfältige Möglichkeiten, um sich gegen Gefahren zu wehren. So bekämpfen die weißen Blutkörperchen Krankheiten und die Blutplättchen können Wunden schließen.
Doch manchmal reichen diese Mechanismen nicht aus, um das Leben eines Menschen zu erhalten. So gibt es Krankheiten, bei denen einzelne Teile des Blutes nicht funktionieren.
Bei der Bluterkrankheit (Hämophilie) kann das Blut Wunden nicht ausreichend verschließen. So besteht bei Verletzungen eine größere Gefahr, zu verbluten.
Bei einer Anämie (Blutarmut) hat das Blut nicht genug rote Blutkörperchen. Der Körper erhält also nicht genügend Sauerstoff. Menschen mit Anämie sind sehr blass. Den meisten Betroffenen kann heute durch Medikamente geholfen werden.
Bei großem Blutverlust durch einen Unfall oder Operationen muss der Mensch Blut von anderen Menschen erhalten. Das Wichtigste bei einer solchen Bluttransfusion ist, dass das Blut des Spenders die gleiche Blutgruppe hat wie das Blut des Empfängers. Sonst erkennen die weißen Blutkörperchen das fremde Blut als Gefahr und stoßen es ab.
(Erstveröffentlichung: 2002. Letzte Aktualisierung: 26.11.2024)
Quelle: WDR