Steckbrief Huhn

Planet Wissen 03.07.2024 04:06 Min. UT Verfügbar bis 01.09.2026 WDR

Haustiere

Hühner

Das Huhn ist schon seit Jahrtausenden ein Nutztier des Menschen. Seine Geschichte reicht von der wilden Existenz im Dschungel über die Anbetung durch den Menschen bis zur Zucht zum industriellen Hochleistungstier.

Von Susanne Decker

Verwandtschaft aus dem Dschungel

Die Beziehung zwischen Mensch und Huhn begann etwa 3000 vor Christus im südostasiatischen Dschungel. Hier existierte schon damals das wilde Bankivahuhn (Gallus gallus), das auch heute noch dort lebt. Neben drei anderen Wildhühnerarten gilt es als Urahn unserer heutigen Hühnerrassen.

Nach der zoologischen Systematik zählt das Bankivahuhn zur Ordnung der Hühnervögel, zur Unterfamilie der Fasane und zur Gattung der Kammhühner. Es ähnelt der heutigen Italiener-Rasse, die wir oft als "Bilderbuch-Huhn" vor Augen haben.

Italiener-Haushahn von der Seite

Der Italiener-Haushahn sieht seinem wilden Bankiva-Vorfahren noch sehr ähnlich

Wie die wilden Hühner leben

Der natürliche Lebensraum des Wildhuhns ist der Waldrand, wo es tagsüber Deckung findet und nachts "aufbaumen" kann, also auf einem Baum Platz zum Übernachten findet. Vor allem frühmorgens und am Spätnachmittag begibt es sich auf Futtersuche.

Wilde Bankivahennen legen zwei- bis dreimal im Jahr ein bis zwölf Eier. Im Frühjahr, der Zeit der Revierkämpfe, scharen die Hähne drei bis fünf Hennen um sich. Wenn die Brutzeit vorbei ist, leben Bankivahennen und -hähne in größeren Gemeinschaften von bis zu 50 Tieren zusammen. Im Gegensatz zu unseren Haushühnern wechseln die Hähne ihr buntes Prachtgefieder im Sommer gegen ein unscheinbareres Ruhekleid aus.

Ein Huhn sitzt auf einem Baum.

"Aufgebaumtes" Huhn

Das Huhn in Menschenhand

Die ersten Schritte zur Mensch-Huhn-Beziehung lassen sich in etwa so beschreiben: Zunächst waren die Eier aus dem Nest eines Wildhuhns eine willkommene Bereicherung des antiken Speisezettels. Das Fleisch wurde ebenfalls gekostet und für wohlschmeckend befunden.

Man fand Gefallen an dem schillernden Prachtgefieder der Hähne und wurde man Zeuge eines Revierkampfes, bewunderte man den Mut und die Kraft der Hähne. So zähmten die Menschen einige der zutraulicheren Wildhühner und kreuzten wilde Artgenossen mit gewünschten Eigenschaften ein.

Es begann eine lange Zuchttradition, die bis heute anhält und die die unterschiedlichsten Rassemerkmale hervorbringt. Begehrte Merkmale waren damals wie heute Schönheit, Kampfeslust, guter Fleischansatz und hohe Legeleistung.

Drei braune Hühnereier.

Eine willkommene Bereicherung auf dem Speiseplan

Die Globalisierung des Huhns

Die domestizierten Hühner verbreiteten sich weiter von China über Ägypten bis nach Europa. Die Römer bescherten der Hühnerhaltung eine erste Blütezeit. Stand zunächst die Nutzung für Kult- und Bestattungsrituale im Vordergrund, schätzten die Römer bald mehr und mehr Fleisch und Eier der Tiere.

Aber auch sie verehrten weiterhin den Stolz und die Kampfeslust der Hähne und weihten sie ihrem Kriegsgott Mars. Auch im Mittelalter war die Hühnerhaltung weit verbreitet. In den Zeiten prächtiger Parks und Gärten des Barocks dienten Hühner als ungewöhnliche und möglichst exotische Zierde.

Von Lege-, Fleisch- und Zwiehühnern

Bis heute halten Menschen auf der ganzen Welt Hühner als Haus- und Nutztiere. Mehr als 180 Hühnerrassen gibt es, die sich nach ihrer Nutzung einteilen lassen: in Legerassen, Fleischrassen und solche Rassen, die sich für eine Doppelnutzung eignen – die sogenannten "Zwiehühner" oder Zweinutzungshühner.

Zu den Fleischrassen gehören zum Beispiel die schweren Brahma oder die meist gesprenkelten Mechelner. Als Vertreter der Legerassen gelten die mittelgroßen Italiener oder die silber- bis goldfarbenen Brakelhühner. Der Bergische Schlotterkamm dagegen zählt zu den typischen Zwiehühnern – diese eignen sich gleichermaßen zum Eierlegen und als Fleischlieferanten. Beliebt sind außerdem Zwerghühner, die sich selbst in einem kleinen Garten halten lassen.

Legehennen schauen aus ihrem Käfig.

Rationalisierte Hühnerhaltung

Power-Hybriden für die Industrie

Neben den 180 Hühnerrassen existieren die leistungsstarken Hybridtiere, die hauptsächlich in der industriellen Haltung eingesetzt werden. Extrem hohe Legeleistung und schneller Fleischansatz sind die Kriterien für die Industrie. Ihre Effektivität verdanken sie dem gezielten Selektieren und Kreuzen von Tieren verschiedener Reinzuchtrassen. Es entstehen die sogenannten Hybridhühner.

Diese werden nicht weiter für die Zucht eingesetzt, denn ihre genetische Eigenschaften lassen sich nicht ohne Weiteres vererben und ihre Nachkommen wären völlig unterschiedlich. Damit die geforderte Einheitlichkeit garantiert ist, müssen wirtschaftlich orientierte Betriebe immer neue Tiere bei den weltweit nur noch sehr wenigen Zuchtbetrieben zukaufen.

Hybridhuhn in der Wiese

Hybridhühner zeichnen sich durch einen starken Fleischansatz aus

Quelle: SWR | Stand: 03.05.2020, 16:00 Uhr

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