Laktobakterien – unverzichtbare Helfer im Darm

Planet Wissen 31.05.2022 03:19 Min. UT Verfügbar bis 12.10.2026 SWR

Anatomie des Menschen

Der Darm

Der Darm ist das größte innere Organ des Menschen. Er wird bis zu acht Meter lang und misst nur wenige Zentimeter im Durchmesser. Über Millionen von Nervenzellen hat er direkten Kontakt mit dem Gehirn – manche bezeichnen ihn sogar als unser zweites Gehirn.

Von Hans Jürgen von der Burchard

Kompakt gefaltet

Millionen von Zotten, das sind blattförmige Erhebungen, im Innern der vielfach gewundenen Röhre ergeben eine Oberfläche von 30 bis 40 Quadratmetern. Damit hat der Darm die größte Kontaktfläche des Körpers mit der Umwelt.

Im Laufe eines 75-jährigen Lebens reisen etwa 30 Tonnen Nahrung und 50.000 Liter Flüssigkeit durch den Darm, mit ihnen zahllose Krankheitserreger und Giftstoffe.

Einerseits muss er dem Körper verwertbare Nahrungsbestandteile erschließen, ihn andererseits von unnützen und schädlichen Stoffen entlasten. Eine anspruchsvolle Aufgabe, die für die Gesundheit des Menschen von entscheidender Bedeutung ist.

Das große Geschäft

Jede Mahlzeit, die wir zu uns nehmen, hat in der Regel einen "Drei-Tages-Trip" durch den Magen-Darm-Trakt vor sich.

Im Magen werden die Nahrungsbrocken zu einem leichter verdaulichen Speisebrei verarbeitet. Der Dünndarm gewinnt daraus die nötige Energie und versorgt den Blutkreislauf mit den erforderlichen Nährstoffen.

Der Dickdarm entzieht den Nahrungsresten Flüssigkeit. Dadurch wird der Stuhl eingedickt und kann so ausgeschieden werden. Außerdem sorgt dieser Prozess dafür, dass der Körper nicht austrocknet.

Viele Menschen sind besorgt, wenn sie nicht täglich Stuhlgang haben oder mehrmals am Tag das stille Örtchen aufsuchen müssen.

Das ist aber nicht weiter Besorgnis erregend, wenn dabei keine Beschwerden auftreten. Andernfalls sollte man einen Arzt aufsuchen.

Nahaufnahme einer Toilettenrolle und einer Hand, die Papier

Unregelmäßiger Stuhlgang ist kein Grund zur Sorge

Unser Bauch- oder Darmhirn

Der Darm ist von mehr als hundert Millionen Nervenzellen umhüllt. Sie sind ähnlich organisiert wie im Gehirn, deshalb spricht man auch vom Bauch- oder Darmhirn.

Das Darmhirn reguliert die Verdauung und schlägt bei Unverträglichkeiten oder Giftstoffen Alarm. Es kontrolliert den Transport des Darminhalts, entscheidet selbstständig, ob er länger im Darm verweilen oder beschleunigt ausgeschieden werden muss.

Das Darmhirn reagiert empfindlich auf Umweltreize wie Stress und falsche Ernährung. Dabei kann es durch Transportstörungen zu Verstopfung, Blähungen oder Durchfall kommen.

Der Darm als Abwehrspezialist

In der Schleimhaut des Dickdarms sitzen mehr als 70 Prozent der Abwehrzellen des Immunsystems. Sie haben die Aufgabe, Krankheitserreger und Giftstoffe unschädlich zu machen, die vorwiegend mit der Nahrung in unseren Körper gelangen.

Unterstützt wird die Immunabwehr von einem Milliardenheer nützlicher Bakterien und Pilze. Mehr als 500 Arten bilden zusammen die Darmflora. Ist sie intakt, können sich schädliche Mikroorganismen nicht dauerhaft im Darm einnisten.

Rasterelektronenmikroskopische Aufnahme von der Schleimhaut des Dickdarms

Die Schleimhaut des Dickdarms ist voller Abwehrzellen

Alarm im Darm

Der Darm gilt weithin als Tabuthema. Deshalb suchen viele Betroffenen zu spät ärztlichen Rat.

Wichtige Alarmsignale:

  • Blut im Stuhl
  • dauernder Durchfall
  • massiver Gewichtsverlust über Wochen
  • anhaltende Schmerzen

In allen Fällen muss eine gründliche Untersuchung erfolgen, die abklärt, ob Erkrankungen wie Reizdarm, die chronisch-entzündlichen Krankheiten Morbus Crohn und Colitis Ulcerosa oder gar Darmkrebs vorliegen.

Auch wer keine Beschwerden verspürt, sollte ab dem Alter von 50 einmal im Jahr die Früherkennungsuntersuchung auf Darmkrebs durchführen lassen.

Dabei untersucht der Arzt durch Abtasten den Enddarm auf etwaige Schleimhautveränderungen und Unregelmäßigkeiten. Zusätzlich werden Stuhlproben auf nicht sichtbare (okkulte) Blutspuren untersucht.

Darmuntersuchungen

Die zuverlässigste Methode, um krankhaften Veränderungen des Darms auf die Spur zu kommen, ist die Darmspiegelung. Dabei wird ein flexibles Endoskop eingeführt, das mit Kamera und Lichtquelle ausgestattet ist. Die Bilder aus dem Inneren des Darms sind auf einem Bildschirm zu sehen.

Zusätzlich enthält das Endoskop einen Arbeitskanal, durch den der Arzt Instrumente einführen und – falls erforderlich – therapeutisch eingreifen kann. So lassen sich zum Beispiel Polypen entfernen, Blutungen stillen und Gewebeproben entnehmen.

Die sogenannte Koloskopie (endoskopische Untersuchung des Dickdarms) gehört längst zu den Standardverfahren und ist weitgehend schmerzfrei.

Wer sehr aufgeregt ist, kann vorher ein beruhigendes Medikament nehmen. Die verbreitete Angst vor dieser Untersuchung ist also unbegründet.

Ab dem 55. Lebensjahr sollte im Rahmen der Krebsvorsorge auf jeden Fall alle zehn Jahre eine Darmspiegelung vorgenommen werden.

Ganz ohne Eingriff in den Körper kommt die sogenannte virtuelle Koloskopie aus. Mithilfe eines Computer- oder Kernspintomographen werden Schichtbilder des Patienten erstellt.

Daraus errechnet ein Computer die dreidimensionale Darstellung des Dickdarms.

Das Verfahren ist noch wenig verbreitet und muss noch verbessert werden, um auch sehr kleine Tumoren sichtbar zu machen. Wird Verdächtiges entdeckt, muss zur Abklärung zusätzlich eine konventionelle Darmspiegelung durchgeführt werden, bei der der Arzt auch behandelnd eingreifen kann.

Röntgenbild des Darms

Der Darm im Check

Untersuchung des Dünndarms

Seit einigen Jahren gibt es auch geeignete Endoskope für die Untersuchung des Dünndarms. Mit der sogenannten Doppelballon-Enteroskopie können chronische Blutungsquellen sowie Gewebeanomalien sichtbar gemacht und behandelt werden.

Das Verfahren eignet sich insbesondere bei Verdacht auf die entzündliche Erkrankung Morbus Crohn.

Auch die Doppelballon-Enteroskopie ist für die Patienten kaum belastend. Der Arzt verfügt über die gleichen Eingriffsmöglichkeiten wie bei der Koloskopie.

(Erstveröffentlichung 2006. Letzte Aktualisierung 19.11.2021)

Quelle: SWR

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