Lawinenwarndienste
Wichtigste Voraussetzung für eine sichere Skitour ist es, sich im Vorfeld über die aktuelle Schneesituation in seinem bevorzugten Skigebiet zu informieren. Im Internet können die aktuellen Lawinenlagen in den jeweiligen Bergregionen abgerufen werden.
Gibt der Lawinenwarndienst Bayern zum Beispiel die "Gefahrenstufe 3: erhebliche Lawinengefahr" heraus, so erhält man unter anderem folgenden Verhaltenshinweis: "Meiden von Hängen über 35 Grad in den Hanglagen, die im Lawinenlagebericht genannt sind oder die lokal besonders gefährlich erscheinen."
Viele Lawinendienste bieten einen umfangreichen Service an. Sie informieren mittels E-Mail, Fax, Telefon oder WAP (Wireless Application Protocol) über etwaige Gefahrensituationen in den jeweiligen Skigebieten und teilen die landesüblichen Notrufnummern der Rettungskräfte mit.
Der Einsteiger sollte auf jeden Fall eine geführte Skitour wählen, bei der nach fachgerechter Einweisung die entsprechende Lawinenausrüstung verliehen wird.
Der beste Schutz: Lawinengebiete meiden
Lawinenairbag
Mit einem Lawinenairbag soll verhindert werden, dass ein Wintersportler tief verschüttet wird. Bei einer Lawine löst der Skifahrer durch Ziehen eines Griffes ein Druckluftsystem aus, welches in zwei bis drei Sekunden ein Ballonsystem mit einem Volumen von etwa 150 Litern aufbläst.
Der Airbag vergrößert schlagartig die Oberfläche des Gefährdeten, indem er sich den "Sortierungseffekt" zu Nutze macht. Dieser besagt, dass grobe Partikel – in diesem Fall der Skifahrer samt Airbag – in einer Lawine tendenziell an der Oberfläche bleiben.
Der Lawinenairbag hat sich in der Praxis bereits bewährt. Die Rettung eines Lawinenopfers wird dadurch erheblich erleichtert.
Lawinenrucksack mit Airbagsystem
Lawinenschaufel
Die Dichte im Inneren einer Lawine presst den Schnee wie Beton zusammen. Deshalb kann man einen Verschütteten nur mit einer Schaufel schnell genug freilegen.
Die Lawinenschaufel ist ähnlich wie ein Klappspaten oder ein Spaten mit Teleskopstange aufgebaut und aus Aluminium oder Kunststoff gefertigt. Sie darf keinerlei scharfe Kanten haben, damit ein Verunglückter nicht verletzt wird. Jeder Rucksack mit Lawinenairbag verfügt über eine Befestigungsschlaufe für die Schaufel.
Lawinen-Verschütteten-Suchgerät
Beim Lawinen-Verschütteten-Suchgerät (LVS) handelt es sich um einen elektronischen Sender und Empfänger, der auf der Frequenz 457 Kilohertz Signale ausstrahlen und orten kann.
Vor Tourbeginn sollten alle Teilnehmer dieses Gerät unbedingt testen. Es muss gewährleistet sein, dass jedes LVS senden und empfangen kann und dass die Batterie geladen ist. Danach müssen alle Geräte auf "Senden" gestellt und sicher unter der Kleidung verstaut werden.
Sollte ein Skifahrer verschüttet werden, wechseln die Suchenden vom Sende- zum Empfangsmodus. Geräte mit nur einer Antenne geben ein akustisches Signal von sich und werden lauter, je näher sie dem Sender kommen.
Geräte mit zwei Antennen sind in der Lage, zusätzlich mit einem Pfeil im Display die Richtung anzuzeigen. Um die Ortungsgeräte nicht zu stören, sollten alle Handys und Funkgeräte ausgeschaltet werden – natürlich erst, nachdem die Rettungskräfte verständigt wurden.
Suchgeräte erleichtern das Aufspüren von Verschütteten
Lawinensonde
Lawinensonden sind üblicherweise zwei bis vier Meter lange Stäbe, die etwa 200 Gramm wiegen und ähnlich wie Zeltstangen ineinander gesteckt werden können. Sie dienen der Feinortung eines Verschütteten, die in einer Entfernung von etwa zwei Metern zum Opfer beginnt.
Üblicherweise ist ihr die Grobortung mit einem LVS vorausgegangen. Bei der Feinortung sollten sich die Helfer rasterartig aufteilen, um gezielt und systematisch nach dem Opfer zu suchen. Hierbei sollten unbedingt Handschuhe getragen werden, damit nicht durch Erwärmung der Sonde Schnee und Eisrückstände an ihr haften bleiben.
Sobald ein Helfer auf den Verschütteten gestoßen ist, lässt er die Sonde im Schnee stecken, die nun während des Grabens die Orientierung erleichtert.
Kleidungsreflektoren
Ein weiteres System, das das Orten von Verschütteten erleichtern soll, sind kleine Metallreflektoren, die in die Kleidung eingearbeitet sind. Diese reflektieren Mikrowellen, die von den Peilgeräten der Rettungsdienste ausgesendet werden.
Das System basiert auf dem Prinzip der Frequenzverdopplung: Die Einsatzkräfte der Bergrettung senden mit ihrem Detektor ein Signal aus, das beim Auftreffen auf einen Reflektor von diesem verdoppelt wird. Dieses verdoppelte Signal kann nun von den Helfern als Ton per Kopfhörer empfangen werden und gibt die Richtung des Verschütteten an.
Im Alpenraum führend ist das Reflektorensystem eines schwedischen Herstellers, das in vielen Skigebieten Europas eingesetzt wird.
Auch kurz entschlossene Wochenendfahrer sollten sich nicht von den Preisen für die Lawinenausrüstung abschrecken lassen. Oft gibt es sie für eine Drei-Tages-Pauschale günstig zu leihen.
Unterstützung für den Lawinenwarndienst
Die Kosten für eine Bergrettung tragen für gewöhnlich die Krankenkassen, sofern keine Fahrlässigkeit des Versicherten vorliegt. Auch hierüber informieren die Internetseiten der Bergwachten.
Vor einer Tour gilt auf jeden Fall: Melden Sie sich vorher ab. Teilen Sie mit, in welche Region Sie aufbrechen wollen und fahren Sie nie alleine los.
Falls Sie bereits Erfahrung auf entsprechenden Skifahrten gesammelt haben, beobachten Sie aufmerksam die Schneesituation auf Ihrer Tour. Die Lawinenwarndienste stellen Rücklaufformulare zur Verfügung, in denen Sie nicht gemeldete Gefahren (zum Beispiel Schneebretter) angeben können. So helfen Sie anderen, Gefahren zu meiden.
Lawinenunfall: Die Zeit entscheidet über Leben und Tod
(Erstveröffentlichung 2007. Letzte Aktualisierung 09.12.2019)
Quelle: WDR