Schwankungen des Meeresspiegels, Kontinentalverschiebungen, Landabsenkungen und Temperaturveränderungen haben die Form und das Aussehen der Korallenriffe stärker geprägt als die unterschiedlichen Korallenarten, die sie erbaut haben. Im Folgenden werden vier Riffarten vorgestellt, aus denen sich alle auf der Erde vorkommenden Riffformationen ableiten lassen.
Saumriffe
In direkter Küstennähe entstehen die sogenannten Saumriffe. Sie können kilometerlang dem Verlauf des Strandes folgen. Wie weit sie ins Meer hinein reichen, hängt davon ab, wie steil der Meeresboden abfällt und welche Qualität das Wasser hat.
In Regionen mit trübem Wasser, wo Erdsedimente vom Festland ins Meer gespült werden, können Riffe nur im flachen Wasser überleben. In tiefere Zonen dringt nicht genügend Licht, um das Überleben der Zooxanthellen zu sichern.
Bei Saumriffen, die seewärts eine starke Ausbreitung haben, bildet sich durch Erosion zwischen Strand und Riffabhang eine Lagune (Lagunensaumriff).
Saumriffe sind die am häufigsten vorkommenden Rifftypen, man findet sie vor allem im Roten Meer, in Südostasien, im Indischen Ozean und in der Karibik.
Grafik: Saumriff
Barriereriffe
Im Gegensatz zum Saumriff, dessen Lagune nur wenige Meter tief ist, trennt eine 30 bis 70 Meter tiefe Lagune das Barriereriff von der Küste. Während Saumriffe ihren Ursprung immer am Ufer des Festlandes haben und sich dann weiter seewärts bewegen können, bildet sich das Barriereriff meist im offenen Meer.
Die großen Ausmaße des Riffs ergeben sich aus veränderten Umweltbedingungen. Wenn beispielsweise der Wasserspiegel im Laufe der Jahrtausende ansteigt, reagiert das Riff mit Wachstum, so dass die Algen immer knapp unterhalb der Wassergrenze sind, um noch Zugang zu den Sonnenstrahlen zu haben.
Bei einer Senkung des Bodens schafft das Riff den Ausgleich ebenfalls durch Wachstum. Aufgrund des Zusammenspiels geologischer Veränderungen und Riffwachstums sind Barriereriffe viel seltener als Saumriffe. Die größten Barriereriffe finden sich in der "Great Barrier Reef"-Formation an der australischen Nordostküste.
Grafik: Barriereriff
Atolle
Die populärste Theorie zur Entstehung von Atollen stammt von Charles Darwin. Während seiner Weltumseglung mit der Beagle (1831-36) fasste er seine Beobachtungen unter der "Senkungstheorie" zusammen.
Nach Darwin beginnt ein Atoll sein Wachstum als Saumriff, das sich komplett um eine Insel legt. Wenn die Insel nun im Laufe der Jahrtausende langsam absinkt, hält sich das Saumriff durch ständiges Wachstum auf der Höhe des Meeresspiegels.
Die Insel hingegen versinkt immer weiter, sodass die innere Lagune, also der Raum zwischen Insel und Riff, immer größer wird. Wenn nur noch die Spitze einer Insel als Erhebung in der Mitte eines Korallenriff-Rings hervorschaut, spricht man von einem Fast-Atoll.
Erst wenn die Insel komplett unterhalb des Wasserspiegels liegt und von einem Korallenring umgeben wird, hat sich ein Atoll gebildet.
Grafik Atoll
Plattformriffe
Plattformriffe sind den Atollen in der Form ähnlich. Sie entstehen an Stellen, wo der Meeresboden so weit an den Meeresspiegel heranreicht, dass die Korallen genug Sonne bekommen.
Die charakteristische tiefe Lagune des Atolls fehlt, da Plattformriffe in ihrer Entwicklung nicht an eine versinkende Insel gekoppelt sind. Sie können überall, auch mehrere hundert Kilometer von der Küste entfernt, entstehen.
Einige Plattformriffe, zum Beispiel die, die im Great Barrier Reef liegen, erreichen einen Durchmesser von bis zu 15 Kilometern.
Grafik Plattformriff
(Erstveröffentlichung 2004. Letzte Aktualisierung 24.03.2020)
Quelle: WDR