Korallenriffe

Symbiosen am Riff

Ein kleiner Fisch tänzelt vor dem Maul einer Muräne umher. Sein Dienst: Er befreit die Muräne von Essensresten und lästigen Parasiten. Sein Lohn: Eine einträgliche Mahlzeit. Zwei Fische – gemeinsam stark. Fachleute nennen solche Bündnisse Symbiosen.

Von Remo Trerotola

Zu zweit am Korallenriff

Erstaunlich, welche Paare am Korallenriff so zusammenfinden. Der Clownfisch und die Anemone zum Beispiel. Die Tentakeln, in denen er sitzt, sind hochgiftig.

Doch der Clownfisch hat einen Trick: Zuerst gewöhnt er seinen Körper mit leichten Berührungen an das Gift. Seine Haut überzieht ihn mit einem speziellen Schleim. Schließlich hält die Anemone ihn für einen ihrer eigenen Fangarme.

Der Nutzen: Zwischen den Giftarmen der Koralle ist der Clownfisch sicher. Er bezahlt, indem er seine Anemone vor bestimmten Fressfeinden schützt.

Doch nicht nur das: Wenn sich der Fisch von der Anemone entfernt, halten andere Fische ihn für leichte Beute und greifen an. Er eilt zurück, die Räuber hinterher.

Mit der Beute vor ihrem Maul bemerken sie nicht, dass sie ihm schon zu weit gefolgt sind. Die Fangarme der Anemone haben bereits zugeschlagen. Der Räuber ist in Sekundenschnelle betäubt. Wenn sich die Anemone über das Opfer hermacht, fallen auch Bröckchen für den Clownfisch ab.

Clownfisch zwischen den Tentakeln einer Anemone

Clownfisch zwischen den Tentakeln einer Anemone

Farben und Verhalten vereinen

Symbiosen bringen den Partnern in der gefräßigen Meereswelt Vorteile wie Futter und Schutz. In den meisten Fällen spielen Farben und Verhalten die entscheidende Rolle bei der Annäherung.

Putzerfische warten an regelrechten Putzerstationen auf ihre Gäste. Dort werben sie über tänzelndes Schwimmverhalten für ihre Dienste. Putzergarnelen signalisieren ihren Kunden ihre Bereitschaft über eine spezielle Körperfärbung.

Tückisch bei Putzersymbiosen: Es sind auch sprichwörtliche Wölfe im Schafspelz unterwegs, zum Beispiel der Schleimfisch Aspidontis taeniatus. Sie tänzeln in scheinbar friedlicher Absicht vor der gutgläubigen Kundschaft umher, beißen dann aber ein Stück aus dem Gaumen oder anderen Körperteilen der Ahnungslosen heraus und suchen schnell das Weite.

Ein Putzerfisch durchschwimmt das geöffnete Maul einer Muräne.

Vertrau mir, ich vertrau dir – Putzen gegen Futter

Wie allerdings Clownfische ihre Anemone finden, ist nicht geklärt. Sie verlassen als Jungtiere ihre Geburtsanemone und machen sich auf die Suche nach einem eigenen Symbiosen-Partner. Ihr Verhalten ist wahrscheinlich instinktiv.

Einige Grundeln leben in Wohnröhren mit Krebsen zusammen. Der fast blinde Krebs baut und reinigt die Röhre, während die Grundel das Terrain beobachtet. Der Krebs hält mit seinen Antennen stets Kontakt zum Fisch.

Zuckt dieser mit seiner After- oder Rückenflosse, bedeutet das Gefahr: Blitzschnell verschwindet der Krebs in seiner Höhle und die Grundel macht sich davon. Ist die Gefahr vorbei, organisiert sich die Arbeitsteilung erneut. Auch in diesem Fall ist nicht ganz klar, wie die beiden zueinander finden.

Eine rot-weiße Putzergarnele zwischen den rosa schimmernden Tentakeln einer Seeanemone.

Garnele putzt Seeanemone

(Erstveröffentlichung 2009. Letzte Aktualisierung 24.03.2020)

Quelle: WDR

Darstellung: