Gemälde: Abraham willseinen Sohn Isaak opfern.

Judentum

Abraham

Der Nomade Abraham ist eine der zentralen Figuren in der jüdischen Thora und auch im christlichen Alten Testament. Nach Noah und der großen Sintflut beginnt die Geschichte Abrahams und damit auch die Geschichte des jüdischen Volkes.

Von Gregor Delvaux de Fenffe

Abraham auf der Flucht

Abraham soll knapp 2000 Jahre vor unserer Zeitrechnung gelebt haben, also vor rund 4000 Jahren. Er stammt aus dem babylonischen Ur, einer reichen Stadt in einem fruchtbaren Tal im heutigen Irak. Doch Ur wird von feindlichen Truppen besetzt, weshalb Abrahams Familie nach Norden in die Stadt Harran flieht.

Nun tritt Gott auf den Plan, erscheint Abraham und befiehlt ihm, seine Heimat zu verlassen. So beginnt die Wanderung Abrahams in das Gelobte Land Kanaan, das Gott ihm verheißen hat. Es soll das Land der Israeliten werden.

Mit Kanaan ist im Alten Testament das gesamte Land westlich des Jordan gemeint. Heute umfasst dieses Gebiet sowohl Teile Israels als auch Palästinas.

Es ist ein schmales Durchgangsland zwischen dem Mittelmeer im Westen und der syrischen Wüste im Osten. Im Süden befindet sich damals die Großmacht Ägypten und im Norden das Zweistromland Mesopotamien.

Gottes Bund mit Abraham

Laut Thora und Altem Testament erscheint Gott Abraham mehrmals und macht große Versprechungen: Seine Nachkommen sollen so zahlreich sein wie die Staubkörner auf der Erde und die Sterne am Firmament. Gott schließt einen Bund mit Abraham. Dieser soll seinem neuen Gott treu sein, ebenso seine Nachkommen.

Als Zeichen des Bundes zwischen Abraham und Gott, als Beleg für den Glauben an den einen Gott, soll Abraham seine Nachkommen beschneiden lassen. Im Gegenzug wird Gott dafür sorgen, dass Abrahams Sippe nicht untergehen wird, sondern sogar einmal ein ganzes Volk werden wird.

Die Söhne Abrahams

Doch Abraham und Sarah sind irgendwann sehr alt und immer noch kinderlos. So alt, dass die inzwischen 70-jährige Frau Abrahams der Verheißung Gottes keinen Glauben mehr schenkt. Weil sie ihrem Mann kein Kind gebären kann, schickt sie ihre Sklavin Hagar zu ihm, damit Abraham mit Hagar Kinder zeuge.

Aus der Verbindung mit Hagar bekommt Abraham einen Sohn, Ismael, den Stammvater der Muslime. Eines Tages erscheinen Männer bei Abraham und Sarah und das Paar bewirtet sie. Abraham erkennt plötzlich, dass es Gott selbst ist, der unter seinem Dach einkehrt. Die Männer sagen ihnen voraus, dass sie bald schon einen Sohn zeugen werden.

Tatsächlich wird die inzwischen 90-jährige Sarah schwanger und bringt Isaak zur Welt. Bald stellt Gott Abrahams Glauben sehr auf die Probe, er will von ihm den ultimativen Treuebeweis: Abraham soll ihm seinen Sohn zum Opfer darbringen und töten.

Abraham versteht die Welt nicht mehr, aber er gehorcht. Im letzten Moment hindert ihn Gott daran, seinen Sohn auf dem Opferaltar zu töten – hochzufrieden, dass Abraham Gott mehr liebt als sein eigenes Kind.

Zeichnung von Rembrandt: Abraham bewirtet drei Männer vor seinem Haus. Im Hintergrund sieht man Sarah, die die Männer beobachtet.

Abrahams Gäste prophezeien ihm die Geburt eines Sohnes

Die Enkel als Patriarchen

Abraham wird der Stammvater Israels. Von ihm stammen die Erzväter des Judentums ab. Sein Sohn Isaak zeugt Jakob. Gott erscheint Jakob und kämpft mit ihm einen harten Ringkampf.

Doch Jakob gibt nicht auf und Gott gibt ihm anschließend einen neuen Namen: Er nennt ihn Israel, was soviel heißt wie "der, der mit Gott gerungen hat".

Jakob zeugt zwölf Söhne, die Begründer der Stämme Israels. Unter ihnen ist Josef, der von seinen Brüdern nach Ägypten als Sklave verkauft wird. Doch Josef macht in Ägypten Karriere und wird zum Berater des Pharaos. Als die Sippen seiner Brüder unter einer Hungersnot leiden, kommen sie zu Josef nach Ägypten.

Josef vergibt ihnen und die Israeliten lassen sich in Ägypten nieder. Doch einige Generationen später werden sie von den Ägyptern unterjocht und versklavt. Einer von ihnen, Mose, wird mit Gott den Bund erneuern und die Israeliten schließlich aus Ägypten in die Freiheit führen.

Gemälde: Ein Schäfer sitzt bei seinen Schafen auf dem Feld und schaut ängstlich drein. In seinem Schoß sitzt ein Lamm.

Jakob zeugte die Begründer der zwölf Stämme, die Israeliten

Abraham als Ausgangspunkt der Buchreligionen

Am Anfang der Geschichte des jüdischen Volkes steht Abraham, er ist der Urvater der Juden. Abraham ist als prominente Figur des Alten Testaments ebenso einer der Altväter des Christentums. Im Islam gilt Abraham als großer Prophet, der erkannte, dass es nur einen einzigen Gott gibt. Sein Sohn Ismael wird zum Stammvater der Muslime.

Abraham ist also Ausgangspunkt der drei Buchreligionen Judentum, Christentum und Islam. Von seinem Namen leitet sich daher auch die Bezeichnung "abrahamitische Religionen" für die drei Glaubensrichtungen ab.

Die biblischen Erzählungen von Abraham und seinen Nachkommen sind sicherlich keine wissenschaftlichen Berichte. Aber sie enthalten historische Tatsachen über die Entstehung jener Nomadenstämme, aus denen sich vor fast 4000 Jahren ein Volk herausbildete: das Volk Israel.

Drei muslimische Kinder sitzen auf Teppichen und lesen im Koran.

Auch im Koran kommt Abraham vor

Quelle: SWR | Stand: 19.10.2020, 12:50 Uhr

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