LUCA – Last Universal Common Ancestor
Planet Wissen. 15.04.2024. 03:40 Min.. UT. Verfügbar bis 13.11.2028. ARD-alpha.
Urzeit
Ursprung des Menschen
Vor mehr als 3,5 Milliarden Jahren entwickelte sich das Leben auf der Erde, doch erst vor sechs Millionen Jahren begann die Entwicklung des Menschen. Das heißt: Wenn die gesamte Erde 24 Stunden alt wäre, würde der moderne Mensch erst zwei Minuten vor Mitternacht auftauchen.
Von Andrea Wengel
Alles begann in Afrika
Vor etwa zwei Millionen Jahren betrat in Afrika die frühe Form des Menschen die Bühne des Lebens. Er konnte mit dem Feuer umgehen und entwickelte ausgefeilte Werkzeugtechniken. Das machte ihn unabhängig von seiner Umgebung.
Jetzt war sein Siegeszug nicht mehr aufzuhalten. Er überwand Wüsten, Gebirge und Meere und besiedelte schließlich die ganze Welt. Klimaveränderungen und wechselnde Umwelteinflüsse zwangen den Frühmenschen, sich immer wieder anzupassen.
Aber wieso begann diese Entwicklung gerade in Afrika? Hätte sich der Mensch nicht auch irgendwo anders entwickeln können?
Die Ahnengalerie des modernen Menschen
Sicher hätte er das. Eine Zeit lang glaubten Forscher auch, dass Europa oder Asien das Ursprungsgebiet unserer Vorfahren gewesen sei.
Die Paläoanthropologie ist ein mühseliges und sehr theoretisches Geschäft. Je nachdem, welche Funde gerade zu Tage treten, wie genau die Datierung und die Interpretation dieser fossilen Überreste gelingt, müssen Theorien auch überarbeitet werden. Im Lauf der Urmenschenforschung gab es immer wieder Funde, die die bis dahin gültige Vorstellung von der Evolution des Menschen gehörig durcheinander brachten.
Heute steht fest: Alle Hominidenfunde, die älter als zwei Millionen Jahre alt sind, stammen ausschließlich aus Afrika. Der Startschuss zur Menschwerdung fiel bereits vor sechs Millionen Jahren. Warum sich der Mensch ausgerechnet in Afrika entwickelt hat – diese Frage stellen sich die Wissenschaftler nicht. Sondern: Wie?
Auch die Urmenschenfrau Lucy lebte in Afrika – vor mehr als drei Millionen Jahren
Afrika vor sechs Millionen Jahren
Vor etwa acht bis sechs Millionen Jahren war Afrika noch zum größten Teil von tropischem Regenwald bedeckt. Die jahreszeitlichen Wechsel waren wenig ausgeprägt und die Wassertemperaturen in den Tiefen der Ozeane waren durchschnittlich 10 Grad wärmer als heute.
In dieser Zeit kam es zu einer klimatischen Veränderung. Der Regenwald wich zurück. An seinen Randgebieten änderten sich die Lebensbedingungen. Die entstehenden Baumsavannen boten eine größere Vielfalt an Lebensräumen. Hier standen die Bäume zu weit auseinander, um sich weiterhin von Ast zu Ast zu hangeln. Ein aufrechter Gang konnte in diesen Gebieten sinnvoll sein, um zu überleben.
Die Entwicklung der gemeinsamen Vorfahren von Menschen und Menschenaffen spaltet sich auf, zwei eigenständige Stränge entstanden. Es war der erste Schritt zum Menschen. Der aufrechte Gang entstand also nicht, wie immer noch häufig zu hören, in der Savanne. Nach heutigem Wissensstand begann der Mensch seine Entwicklung am Rande des tropischen Regenwaldes in Afrika.
Vor 2,8 Millionen Jahren gab es eine weitere einschneidende Klimaveränderung, die die Entwicklung unserer frühesten Vorfahren nachhaltig beeinflusste. Die Ozeantemperaturen sanken ab und auf den Kontinenten brachen eisige Zeiten an.
Stammt der Mensch vom Affen ab?
01:57 Min.. Verfügbar bis 11.08.2025.
Erste primitive Werkzeuge
Auch in Afrika wurde es um einige Grad kühler. Zu den globalen kamen noch regionale Veränderungen hinzu. So entwickelte sich das Afrikanische Rift, ein Gebirge, das Auswirkungen auf das regionale Klima hatte.
Am Rande des Grabenbruchs türmten sich mächtige Gebirgszüge auf. Sie bildeten eine Wetterscheide: Während an der Westseite starke Niederschläge zu Boden gingen, blieb ein großer Teil des östlichen Afrikas relativ trocken. Savannenlandschaften entstanden, die Nahrung wurde trocken und hartschalig.
Nur die Frühmenschen, die mit dem veränderten Speiseplan zurechtkamen, konnten überleben. Die einen schafften es mit großen Mahlzähnen, wie der Australopithecus. Die anderen nutzten erstmals primitive Werkzeuge (Homo rudolfensis), um die Nahrung zu knacken, und warfen damit ihre Konkurrenten aus dem Rennen. Ihre Linie führt zum Homo sapiens.
Unsere frühesten Vorfahren mussten sich also stets von Neuem den unterschiedlichen Lebensbedingungen anpassen. Innerhalb einer Hominiden-Art gab es zudem immer auch verschiedene geografische Varianten, die zur gleichen Zeit an unterschiedlichen Orten lebten.
Alle haben sie ihre jeweiligen Überlebensstrategien entwickelt, was den Wissenschaftlern die Zuordnung fossiler Hominidenfunde nicht unbedingt erleichtert.
Der Australopithecus entwickelte noch keine Werkzeuge
"Out of Africa"-Theorie
Neben der evolutionären Veränderung als Anpassung ist die Wanderung eine geschickte Strategie, den Lebensraum beizubehalten. Wer überall zurechtkommen will, braucht zudem Hilfsmittel, mit denen er den Herausforderungen der jeweiligen Region Herr werden kann.
Mit seinen Werkzeugen machte sich der Mensch zum ersten Mal unabhängig von direkten Umwelteinflüssen. Er verbreitete sich zunächst in Afrika. Im Laufe der Zeit entwickelte er zudem Jagdtechniken und lernte mit dem Feuer umzugehen.
Damit waren unsere Vorfahren bestens ausgerüstet, um nun den afrikanischen Kontinent zu verlassen. Spätestens vor zwei Millionen Jahren eroberte der Mensch neues Terrain. Wieder entwickelten sich, je nach Anforderungen ihres Lebensumfeldes, unterschiedliche Varianten innerhalb der Urmenschenfamilie, die jetzt auch in Europa und dem Nahen Osten verbreitet waren.
Ebenfalls in Afrika entstand vor einer halben Million Jahren der Erfolgreichste von ihnen, der Homo Sapiens. Und auch er ging auf Wanderschaft. Homo sapiens, der moderne Mensch, verließ vor etwa 120.000 Jahren Afrika, zog nach Indien und weiter in den Nahen Osten. Seine extreme Anpassungsfähigkeit machte ihn seinen verwandten Arten überlegen. Und er besiedelte die ganze Welt.
Aus dem Homo erectus entwickelten sich Neandertaler und der moderne Mensch
(Erstveröffentlichung 2012. Letzte Aktualisierung 17.07.2019)
Quelle: SWR