Erster Asterix-Comic veröffentlicht (am 29.10.1959) WDR ZeitZeichen 29.10.2019 14:38 Min. Verfügbar bis 26.10.2099 WDR 5


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Kelten

Asterix, der Gallier

Im Jahr 1959 erfanden zwei Franzosen den vielleicht bekanntesten Kelten der Welt: die Comicfigur Asterix. Wie seine Freunde Obelix und Miraculix ist er ein keltischer Gallier. Mehr als 300 Millionen Mal verkauften sich die Asterix-Comics von Albert Uderzo und René Goscinny.

Von Johannes Eberhorn

Wo liegt das Dorf der unbeugsamen Gallier?

"Wir befinden uns im Jahre 50 vor Christus. Ganz Gallien ist von den Römern besetzt. Ganz Gallien? Nein! Ein von unbeugsamen Galliern bevölkertes Dorf hört nicht auf, dem Eindringling Widerstand zu leisten." Mit diesen Worten beginnt jeder Asterix-Band.

Doch wo liegt eigentlich dieses kleine Dorf? Asterix und seine Freunde nennen ihre Heimat "Aremorica". Dieses Gebiet an der westfranzösischen Küste, das die Römer im Jahr 56 vor Christus eroberten, entspricht in etwa der heutigen Bretagne. Dort stehen nahe dem kleinen Badeort Carnac in kilometerlangen Reihen etwa 3000 Hinkelsteine, die aus prähistorischer Zeit stammen.

Glaubt man allerdings dem Asterix-Band "Der Sohn des Asterix", so ist Obelix persönlich für die Steinreihen verantwortlich. Denn um Milch für Asterix' Findelkind zu bekommen, beliefert Obelix den Bauern Appendix mit Hinkelsteinen, die dieser auf seinem Feld aufstellt.

Hinkelsteine in Carnac

War Obelix hierfür verantwortlich?

Anti-Held Asterix

In der rauen und kriegerischen Zeit der Kelten hätte der schmächtige Asterix wahrscheinlich kaum das Zeug zum Widerstandskämpfer und Helden gehabt. Tatsächlich hatte Zeichner Albert Uderzo zunächst einen völlig anderen Asterix geschaffen, "einen Vercingetorix, einen richtigen Kelten eben, mit breiten Schultern", wie er später in einem Interview sagte.

Vercingetorix war ein legendärer keltischer Führer, der um 50 vor Christus gegen die Römer für die Unabhängigkeit der gallischen Völker kämpfte. Doch Texter René Goscinny wollte keine weitere Heldenfigur, von denen es schon so viele auf dem Comic-Markt gab. Er wollte eine Titelfigur, die den Römern aufgrund ihrer Pfiffigkeit überlegen war.

René Goscinny, Comic-Autor (Todestag, 05.11.1977)

WDR ZeitZeichen 05.11.2022 14:57 Min. Verfügbar bis 05.11.2099 WDR 5


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Da Uderzo sich aber nicht ganz von seiner Idee des starken Kelten verabschieden wollte, stellte er Asterix einen großen, breiten Freund zur Seite: Obelix.

Asterix und Obelix

Ein ungleiches Paar: Asterix und Obelix

Historische Weisheiten in Comic-Form

Natürlich kann die Asterix-Lektüre nicht den Geschichtsunterricht ersetzen, aber es finden sich in jedem Band Anspielungen auf historische Ereignisse und Persönlichkeiten.

So weisen zum Beispiel Gallier älteren Jahrgangs immer wieder gerne darauf hin, dass sie tapfer bei Gergovia gekämpft hätten, den Ort Alesia sollte man dagegen in ihrer Gegenwart besser nicht erwähnen.

"Alesia? Ich kenne kein Alesia! Ich weiß nicht, wo Alesia liegt! Niemand weiß, wo Alesia liegt", bricht es aus Häuptling Majestix in "Asterix und der Arvernerschild" hervor.

Denn während die Gallier 52 vor Christus die römischen Truppen bei Gergovia noch schlagen konnten, unterlagen sie wenig später in der entscheidenden Schlacht bei Alesia unter Vercingetorix' Führung. Damit war die Eroberung Galliens durch Julius Cäsar nicht mehr aufzuhalten.

Szene aus einem Asterix-Zeichentrickfilm: Asterix stützt seinen Arm auf einen Tisch und schaut verschmitzt.

Comic-Kelte Asterix ist weltweit bekannt

Auch sonst sind die Asterix-Comics gespickt mit historischen Aussprüchen und Anspielungen. Brutus, einer der Mörder von Julius Cäsar, wird mit Messer gezeigt und vorzugsweise von Caesar mit "Auch du, mein Sohn Brutus" angesprochen. Der römische Feldherr soll diesen Satz gerufen haben, als er sah, dass Brutus einer seiner Mörder war.

In "Obelix auf Kreuzfahrt" begegnet der flüchtige Sklave Spartacus den Galliern. Tatsächlich gab es den sogenannten Spartacus-Aufstand, bei dem sich ein Sklavenheer gegen die Römer erhob. Der echte Spartacus kam aber nie bis nach Nordgallien, sondern starb 71 vor Christus in einer Schlacht in Süditalien.

Wenn aus Kelten Germanen werden: Siggi und Barbarras

Wäre es nach dem deutschen Verleger Rolf Kauka gegangen, wäre von den vielen historischen Querverweisen wohl nicht sehr viel übrig geblieben.

Der Erfinder von "Fix und Foxi" hatte die Veröffentlichungsrechte für Asterix in Deutschland erworben. Aus den Kelten Asterix und Obelix wurden so die Germanen Siggi und Barbarras, die fortan Kaukas reaktionäre Ansichten vertreten mussten.

Aus dem gallischen Dorf wurde die Fliehburg Bonnhalla, die sich nicht mehr in der Bretagne, sondern am Rhein befand, und der weise Druide Miraculix hieß nun in Anlehnung an Kanzler Adenauer "Konradin". Der stolze Gallierführer Vercingetorix wurde gar zu Kaiser Wilhelm.

Besonders weit trieb es Kauka im Band "Asterix und die Goten", der bei ihm "Siggi und die Ostgoten" hieß. Darin fallen feindliche Agenten aus der "Ostgotenzone" nach Westen ein, indem sie den "grünen Vorhang" überschreiten.

Die Ostgoten haben bezeichnende Namen wie Hullberick (nach DDR-Politiker Walter Ulbricht), Genossrick oder Volksbetrieberick. Ihre Texte wurden außerdem in roter Schrift gedruckt, damit auch der Letzte noch die Hinweise auf ihre sozialistische Gesinnung verstand.

Nach vier Bänden hatten die französischen Rechteinhaber allerdings genug von Kaukas Propaganda-Comics und kündigten den Vertrag. Ab 1968 erschien Asterix auch in Deutschland als keltischer Gallier und hatte damit großen Erfolg.

In der Mitte des Bildes steht ein älterer Herr, Asterix-Zeichner Albert Uderzo. Neben ihm stehen zwei als Asterix und Obelix verkleidete Menschen.

Asterix-Zeichner Uderzo war von "Siggi" und "Barbarras" sicher nicht begeistert

Großer Erfolg eines kleinen Galliers

Weltweit haben sich die Asterix-Hefte inzwischen über 300 Millionen Mal verkauft. Die Abenteuer des kleinen Galliers wurden in mehr als 100 Sprachen und Dialekte übersetzt, so dass man Asterix inzwischen auch auf Kölsch, Fränkisch oder Plattdeutsch lesen kann. Bei jeder Neuerscheinung kaufen die Fans allein im deutschsprachigen Raum mehr als eine Million Exemplare.

Auch auf die Kino-Leinwand hat es der Gallier schon mehrmals geschafft. Zu den Zeichentrickfilmen gesellten sich ab 1999 auch Realverfilmungen, in denen Stars wie Gérard Depardieu und Laetitia Casta mitspielten.

Das Bild zeigt eine Szene aus der Asterix-Realverfilmung 'Asterix und Obelix - Mission Kleopatra'. Obelix, gespielt von Gérard Depardieu, versucht vom Druiden Miraculix Zaubertrank zu bekommen.

Die Gallier feiern auch im Kino Erfolge

(Erstveröffentlichung 2006. Letzte Aktualisierung 12.06.2020)

Quelle: WDR

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