Maschinerie mit Zukunft
Computer füllten damals riesige Hallen und brachten einige Tonnen an Gewicht auf die Waage. Die Größe und das enorme Gewicht der Rechner lag vor allem an der noch sehr sperrigen Technik. Schaltprozesse, die sich heute in miniaturisierten Chips von der Größe einer Zwei-Euro-Münze abspielen, wurden vor mehr als 60 Jahren in riesigen Relais und Elektronenröhrenanlagen vorgenommen.
Die Großrechenanlagen sahen aus wie die Maschinen und Steuerungseinheiten in alten Science-Fiction-Filmen, in denen riesige Rechenautomaten mit unzähligen Schaltern und endlos blinkenden Lichterreihen vor sich hinrattern.
Rechnen für den Krieg
Von Beginn an war die militärische Verwendbarkeit der Rechner eine der Hauptantriebsfedern der Computerentwicklung. Insofern trifft das Zitat "Der Krieg ist der Vater aller Dinge" in besonderem Maße auch auf den Computer zu. Im Ersten Weltkrieg übernahmen Lochkartenrechner wichtige logistische Aufgaben, etwa bei der Munitionsherstellung oder der Lebensmittelverteilung.
Elektronische Datenverarbeitung an der Tabelliermaschine
Die ersten elektronischen Großrechner wurden hingegen für Berechnungen eingesetzt, die so präzise wie möglich die Flugbahnen von Projektilen ermitteln sollten. In Friedenszeiten wurden dann auch die Rechner auf Friedenswirtschaft umgestellt.
Jetzt übernahmen Großrechner Aufgaben der Massenverarbeitung von Daten, die vorher Lochkartenautomaten zugedacht waren, etwa die Organisation von Löhnen und Gehältern, Personalstrukturen und Buchführung von Unternehmen. Immer ging es um die Optimierung von betrieblichen Abläufen, um Effizienzsteigerung und Kostenersparnis.
Zuse und andere Pioniere
Computerkenner waren damals hoch spezialisierte Fachleute, von denen es weltweit nur eine Handvoll gab. Einer der berühmtesten Computerpioniere ist der Deutsche Konrad Zuse.
Er baute 1941 den ersten programmgesteuerten Computer der Welt mit der Bezeichnung "Z3". Zuse arbeitete in Berlin in den Wirren des Zweiten Weltkriegs, völlig im Alleingang, ohne jeglichen Austausch mit Fachleuten und Ingenieuren.
Konrad Zuse erfand den ersten funktionsfähigen Computer der Welt
Seine Pionierleistung kann daher gar nicht hoch genug eingeschätzt werden. Eine ganze Palette weiterer Modellreihen folgte. In Karlsruhe, im Zentrum für Kunst und Medientechnologie steht eine Original-Z22, die einzige noch voll funktionstüchtige Zuse auf der Welt, die dank liebevoller Wartung immer noch regelmäßig rechnet.
Ungetüm mit 17.000 Röhren
Auch der Name ENIAC ist längst Legende. Der ENIAC-Rechner (kurz für Electronic Numerical Integrator and Computer) wurde im Auftrag der US-Armee ab 1942 von J. Presper Eckert und John W. Mauchly gebaut. Der Großcomputer maß zehn mal 17 Meter und wog 27 Tonnen. Allein der Computer ENIAC hatte damals über 17.000 Elektronenröhren, von denen bei einer Berechnung jede einzelne funktionsbereit gehalten werden musste.
Programmierung der Großrechenanlage ENIAC
Geschichte schrieb auch der Computer Mark I, in den USA zwischen 1943 und 1944 von Howard H. Aiken von der Harvard-Universität konstruiert, mit einem Gewicht von 35 Tonnen und einer Frontlänge von 16 Metern.
Wie spektakulär die Entwicklung der Computertechnik seit dem Zeitalter der Großrechner verlaufen ist, verdeutlicht ein Projekt aus dem Jahr 1996: Ein Team von Informatik-Studenten der Pennsylvania University in Philadelphia (USA) bannte im Projekt "ENIAC on a Chip" die vollständige Rechenkapazität des ENIAC auf einen einzigen Chip, der gerade einmal sechs mal sechs Millimeter groß war!
(Erstveröffentlichung 2005. Letzte Aktualisierung 23.07.2019)
Quelle: SWR