Zeichnung einer Hansekogge

Geschichte der Schifffahrt

Segelschiffe

Die Idee, Wind als Antrieb für Boote zu nutzen, reicht weit zurück. Eine altägyptische Vase von 3100 vor Christus zeigt ein Segelschiff. Bei den Phöniziern, Griechen und Römern gehörten Masten und Segel zur Standardausrüstung eines Schiffs.

Von Ulrich Neumann

Der Wind als Schiffsantrieb

Ab dem 9. Jahrhundert bereisten die Wikinger mit hochseetauglichen Segelschiffen nicht nur Nordsee und Ostsee, sondern auch Mittelmeer und Schwarzes Meer. Mit ihren markanten Langschiffen, die über einen Mast und ein großes Rahsegel verfügten, segelten sie nach England, Island und Grönland und sogar bis nach Nordamerika.

Schon im Altertum waren die beiden Segeltypen bekannt, die bis heute auf Segelschiffen anzutreffen sind: das dreieckige sogenannte Lateinersegel und das viereckige, trapezförmige Rahsegel.

Die Ägypter nutzten sowohl das Lateinersegel, das an einer langen Stange am Mast befestigt war, als auch das Rahsegel, um bei günstigem Wind den Nil flussaufwärts zu segeln. Das Rahsegel wurde an einem quer am Mast aufgehängten Rundholz names Rah befestigt. Mit Tauen – den sogenannten Brassen – wurde es in die passende Stellung zum Wind gebracht.

Die Schiffe der Griechen und Römer, aber auch die Langboote der Wikinger, wurden über weite Strecken gerudert. Zusätzlich nutzten sie günstige Winde, um ebenfalls Rahsegel zu hissen. Die Koggen der norddeutschen Hanse des 12. Jahrhunderts verfügten zwar auch noch über Ruder zur Fortbewegung, wurden aber hauptsächlich von einem großen Rahsegel angetrieben.

Ein Wikingerschiff-Nachbau an Land aufgebockt

Die Wikingerschiffe waren robust und sehr schnell

Auch die Karavellen der Entdecker des 15. Jahrhunderts und später die Großsegler des 18. und 19. Jahrhunderts waren allesamt rahgetakelte Schiffe. Der große Nachteil des Rahsegels: Damit lässt sich schlecht gegen den Wind segeln, Wendemanöver konnten nur unter großen Schwierigkeiten gemacht werden.

Aus diesem Grund wurden ab dem 19. Jahrhundert die Großsegler zusätzlich zum Rahsegel mit den sogenannten Schrat- und Gaffelsegeln ausgerüstet. Sie waren in Längsrichtung des Schiffes getakelt. Damit war es auch den Großseglern möglich, vor dem Wind zu kreuzen.

Großsegler: Bark und Brigg

Bis ins 18. Jahrhundert waren die meisten hochseetauglichen Expeditions- und Frachtensegler rahgetakelte Vollschiffe. Das heißt, sie verfügten über mindestens drei, später dann sogar über vier bis fünf Masten. In der Mitte des Schiffes wurde der Großmast platziert.

Im vorderen Teil befand sich der Fockmast und am Heck der Kreuz- oder Besanmast. Während am Bug und am Heck die Gaffel- beziehungsweise Schratsegel in Längsrichtung zum Schiff gesetzt wurden, hingen die Rahsegel an den drei Masten quer zum Schiff.

Die Bark mit ihren drei Masten war lange Zeit der typische Frachtensegler auf den Weltmeeren. Die "Gorch Fock", das noch heute im Dienst stehende Segelschulschiff der Bundesmarine, ist solch eine Bark.

Stapellauf der Gorch Fock: Segelschulschiff der Bundesmarine

WDR Zeitzeichen 23.08.2023 14:40 Min. Verfügbar bis 23.08.2099 WDR 5


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Eine Brigg unterscheidet sich von der Bark zum einen durch die Anzahl der Masten, aber auch durch die Besegelung. Die Brigg ist ein rahgetakeltes Zwei-Mast-Schiff. Zusätzlich zu den Rahsegeln am Fockmast und am Großmast gab es am Großmast noch ein längs zum Schiff stehendes Gaffelsegel, das die Manövrierfähigkeit des Schiffes deutlich verbesserte.

Die Gorch Fock fährt unter vollen Segeln.

Die "Gorch Fock" – das Segelschulschiff der Bundesmarine

Klipper und Schoner

Zeit ist Geld – deshalb waren die Bootsbauer immer bemüht, möglichst schnelle Segelschiffe zu bauen. Dafür konnte man entweder die Segelfläche vergrößern oder die Form des Rumpfes optimieren.

Der scharf zulaufende Bug des Klippers gehörte zu den besonderen Merkmalen des schnellen Schiffstyps, der ab Mitte des 19. Jahrhunderts sehr erfolgreich als Handelssegler im Einsatz war. Auch Klipper waren rahgetakelte Schiffe, die mit Schrat- und Gaffelsegel bestückt waren.

Zu den berühmten Klippern gehörte die 1851 in Dienst gestellte "Flying Cloud" des kanadischen Schiffsbauingenieurs Donald McKay. Sie benötigte für die Strecke von New York um Kap Hoorn nach San Francisco nur 89 Tage. McKay selbst sah in der Segelschifffahrt jedoch keine Zukunft mehr und beschäftigte sich ab 1860 mit der Konstruktion von Dampfschiffen.

Vor allem in Amerika war ein weiterer Schiffstyp sehr erfolgreich im Einsatz: der Schoner. Das besondere Merkmal waren hier die Gaffelsegel, die an mindestens zwei, später jedoch häufiger an drei Masten getakelt waren.

Die Drei-, Vier-, ja sogar Siebenmastschoner konnten hart am Wind kreuzen und galten als besonders schnelle Schiffe, die noch am ehesten in der Lage waren, den Wettbewerb mit den Dampfschiffen aufzunehmen.

(Erstveröffentlichung 2010. Letzte Aktualisierung 20.05.2020)

Quelle: SWR

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