Legendäre Sisi
Sisis Schönheitsmittel
Kaiserin Sisi galt als schönste Herrscherin Europas und wurde von ihren Zeitgenossen bewundert. Ausländische Diplomaten und Gesandte, selbst der Schah von Persien, überboten sich mit Komplimenten. Und Sisi brachte jedes Opfer, um gut auszusehen.
Von Sabine Kaufmann
"Sklavin meiner Haare"
Aus ihrer Schönheit zog sie ihr ganzes Selbstbewusstsein. Das perfekte Aussehen verschaffte ihr Respekt und Anerkennung. Besonders stolz war Sisi auf ihre Haare, die ihr bis zu den Knöcheln reichten. Einmal sagte sie selber: "Ich bin die Sklavin meiner Haare." Täglich soll sie drei Stunden nur für die Pflege ihrer Haare verwandt haben.
Neben der täglichen Prozedur des Kämmens verwandte sie viel Zeit auf das Waschen der Haare und die Kreation ihrer geflochtenen Frisuren. Alle 14 Tage pflegte sie ihre Haare mit einer Mixtur aus Cognac und Eigelb. Gegen Spliss setzte sie eine Tinktur aus Brennnesseln, Zitronenwasser und Apfelessig ein.
Sisi sah sich als "Sklavin ihrer Haare"
Die Cremes
Eines der wichtigsten Schönheitsmittel, die die österreichische Kaiserin nutzte, war die so genannte "Coldcream", die schon bei den Griechen bekannt war. Ursprünglich hatte der griechische Arzt Galen die Creme im 2. Jahrhundert nach Christus entwickelt. Der Name Cold deutet daraufhin, dass die Creme eine kühlende Wirkung hatte.
Wesentliche Bestandteile der Coldcream waren Wasser, Bienenwachs und Olivenöl. Später wurde das Wasser reduziert und durch Glycerin ersetzt, was die Creme fettiger machte.
Bei Sisi wurde die Coldcream noch verfeinert. Sie bestand aus weißem Wachs, Walrat, Mandel- und Sesamöl sowie aus Rosenwasser. Walrat ist ein Fett, das aus den Stirnhöhlen des Pottwales gewonnen wurde.
Im 19. Jahrhundert kam Walrat erst richtig in Mode. Ein wesentlicher Vorteil des Walrats bestand darin, dass er geruchsneutral war. Als fettige Substanz hatte man sonst sehr oft Schweinschmalz verwendet, das stark roch und schnell ranzig wurde.
Die Coldcream war auch die Grundlage für eine Sonnencreme, die Sisi benutzte. Außer den Zutaten Wachs, Mandelöl, Sesamöl und Rosenwasser enthielt die Sonnencreme noch Zink und Talk. Das Zink wirkte als Sonnenfilter und die Creme hatte aus heutiger Sicht einen Sonnenschutzfaktor von 25. Denn zu Zeiten Sisis entsprachen helle Haut und noble Blässe dem absoluten Schönheitsideal des Adels.
Walrat wird heute chemisch hergestellt
Gesichtsmasken
In Sachen Kosmetik beschritt Sisi Neuland und das hieß: keine Schönheit ohne Gesichtsmasken. Da sie sehr experimentierfreudig war, legte sie sich rohes Kalbsfleisch, das sie unter einer Ledergesichtsmaske trug, über Nacht aufs Gesicht.
Da rohes Kalbfleisch Collagen enthält, hatte die Maske straffende Effekte für die Haut. Außerdem verstärkt das Eiweiß im Kalbfleisch die Gewebestruktur der Haut.
Neben Gurkenmasken, die das Gesicht kühlen, verwendete Sisi vor allem eine Gesichtsmaske, die aus frischen Erdbeeren bestand. Die reifen Früchte wurden zerdrückt und als cremige Masse auf das Gesicht aufgetragen. Auf der Haut wirken vor allem die Fruchtsäuren, die in den Erdbeeren stecken.
Dermatologen gehen heute davon aus, dass die Fruchtsäuren eine verjüngende Wirkung haben.
Sisis Schönheitsrezepte: rohes Kalbfleisch und Erdbeermasken
Quelle: SWR | Stand: 22.03.2020, 16:20 Uhr