Im 19. Jahrhundert war Deutschland noch nicht ein einziges Land, sondern ein Flickenteppich aus 35 Fürstentümern und vier freien Städten. Doch mehr und mehr Bürger wünschten sich einen gemeinsamen Staat mit Mitspracherecht.
Aber wer sollte diesen gemeinsamen Staat regieren? Preußen und Österreich waren die beiden Großmächte in der Region – und beide wollten die Macht. 1866 führte das zum Krieg, den Österreich nach nur einem Monat in der Schlacht von Königgrätz verlor.
Preußen gewinnt die entscheidende Schlacht im Deutschen Krieg bei Königgrätz
Danach wollte der preußische Ministerpräsident Otto von Bismarck Deutschland nach seiner Vorstellung vereinen – ohne den lästigen Rivalen Österreich. Zunächst führte er die Staaten nördlich des Mains zu einem Bund unter preußischer Führung zusammen: dem Norddeutschen Bund. Das Volk durfte hier zum ersten Mal ein Parlament wählen – so wie wir heute auch. Doch die oberste Befehlsgewalt behielt der preußische König.
Die süddeutschen Staaten wollten diesem Bund nicht beitreten und statt dessen eigenständig bleiben – versprachen aber, dem Norden zu helfen, falls dieser angegriffen würde.
Das nutzte Bismarck aus: Er provozierte Frankreich mit einer List zu einer Kriegserklärung. Darauf hin mussten die süddeutschen Staaten den Norddeutschen Bund im Krieg unterstützen. Gemeinsam siegten sie 1871.
Bismarck nutzte das so gestärkte Nationalgefühl und konnte die süddeutschen Fürsten überzeugen, dem Bund beizutreten. Österreich blieb außen vor und ist deshalb bis heute ein eigenes Land.
Am 18. Januar 1871 wurde im Schloss Versailles der preußische König Wilhelm I. zum ersten deutschen Kaiser ausgerufen und gleichzeitig das Deutsche Reich gegründet.
(Erstveröffentlichung 2024. Letzte Aktualisierung 22.03.2024)
Quelle: WDR