Die Berliner Mauer
Planet Wissen. 11.05.2023. 01:40 Min.. UT. Verfügbar bis 13.10.2027. WDR. Von Robert Schotter, Claudio Como.
DDR
Berliner Mauer
Die Berliner Mauer ging in die Geschichte ein als Symbol des Kalten Krieges und der Teilung Deutschlands. Gebaut wurde sie 1961, um den Flüchtlingsstrom vom Osten in den Westen zu stoppen.
Von Natalie Muntermann
Was war die Berliner Mauer?
Die Berliner Mauer teilte von 1961 bis 1989 die Stadt Berlin in einen Ost- und einen West-Teil. Sie war Teil der Grenzanlagen zwischen den damaligen beiden deutschen Staaten, also der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) und der Bundesrepublik Deutschland (BRD).
Die Mauer war so gebaut, dass sie niemand überwinden können sollte. Wer es dennoch versuchte, auf den sollten die Grenzsoldaten schießen. Insgesamt wurden in den 28 Jahren ihres Bestehens mindestens 140 Menschen an der Berliner Mauer getötet.
Deutsch-deutsche Grenze
Seit 1952 hatte die Führung der DDR ihr Staatsgebiet zum Westen hin abgeriegelt. Die innerdeutsche Grenze hatte eine mehrere Kilometer breite Sperrzone und reichte mit fast 1400 Kilometern von Bayern bis an die Ostsee. Sie teilte Siedlungen und Landschaften, zerschnitt Straßen und Eisenbahnlinien, sie prägte das Leben von Millionen Menschen.
Für den Verkehr zwischen der Bundesrepublik und der DDR und Berlin waren nur noch sechs Eisenbahnübergänge und fünf Straßen- beziehungsweise Autobahnübergänge offen. In und um Berlin wurden 200 Straßen gesperrt, die Telefonverbindungen in den Westteil der Stadt wurden gekappt.
Aus der unmittelbaren Nähe der innerdeutschen Grenze wurden viele Bewohner zwangsumgesiedelt. Berlin wurde zum Schlupfloch für Flüchtlinge. Mit dem Bau der Mauer wurde es gestopft.
Die Mauer veränderte für Jahrzehnte das Bild Berlins
13. August 1961: Der Mauerbau beginnt
Noch im Juni 1961 erklärte Walter Ulbricht öffentlich: "Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten!" Dabei dachte der Chef der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED) längst daran, Ostberlin vom Westen der Stadt abzuschotten. Die Zustimmung aus Moskau kam allerdings erst Anfang August.
In der Nacht vom 12. zum 13. August versperrten Volkspolizei, Betriebskampfgruppen und Nationale Volksarmee (NVA) die durch Berlin verlaufende Sektorengrenze mit Stacheldrahtverhauen und Steinwällen.
In den folgenden Tagen und Monaten entstand zwischen Ost- und West-Berlin eine 46 Kilometer lange Mauer und schließlich rund um West-Berlin befestigte Grenzanlagen auf einer Strecke von insgesamt gut 155 Kilometern. Die Bevölkerung konnte nun nicht mehr aus einem Teil der Stadt in den anderen gelangen.
Zögern im Westen, Jubel im Osten
Die Berliner waren fassungslos; die internationalen Reaktionen eher verhalten. Die Westmächte protestierten kaum, ihr freier Zugang nach West-Berlin war nicht gefährdet.
General Lucius D. Clay, der US-Sonderbotschafter in der Stadt, ließ einige Wochen später, im Oktober 1961, Panzer auffahren. Er wollte wissen, ob man es nur noch mit dem Ulbricht-Regime oder nach wie vor mit Moskau zu tun hatte. Als auf der anderen Seite sowjetische Panzer heranrollten, war die Sache klar.
Die politische Führung der DDR feierte den Bau der Mauer – in der Sprache der SED-Propaganda "antifaschistischer Schutzwall" – als "Sieg des sozialistischen Lagers über den westlichen Imperialismus". Im Wesentlichen ging es der DDR-Führung darum, den Flüchtlingsstrom zu stoppen, denn bis zum Mauerbau hatte die DDR jedes Jahr Hunderttausende ihrer Bürger an den Westen verloren.
Der Potsdamer Platz kurz nach dem Mauerbau
Fluchtversuche und Todesschüsse
Die Betonmauern, Gräben, Laufanlagen für abgerichtete Wachhunde, Wachtürme und Schützenstellungen machten die Staatsgrenze fast unüberwindlich. Mindestens 235 Menschen kamen bei dem Versuch, in den Westen zu gelangen, ums Leben. Viele versuchten dennoch ihr Glück, oft mit spektakulären Mauerfluchten.
9. November 1989: Öffnung der Mauer
Die erhoffte politische und wirtschaftliche Stabilität, die die DDR-Führung unter anderem mit der Abriegelung der Grenzen erreichen wollte, führte tatsächlich zu einer Steigerung des Lebensstandards. Doch der "real existierende Sozialismus", wie die SED-Führung ihre Gesellschaftsordnung nannte, erwies sich letztlich als nicht überlebensfähig. Ende der 1980er-Jahre brach das System der DDR zusammen.
In Moskau war Michail Gorbatschow an die Macht gekommen und versuchte, Staat und Regierungsapparat zu modernisieren. Unter den Schlagworten "Glasnost" (zu Deutsch "Offenheit", "Transparenz") und "Perestroika" (zu Deutsch "Umbau", "Umgestaltung") reformierte er die Sowjetunion. Dies hatte auch Auswirkungen auf die anderen sozialistischen Staaten in Mittel- und Osteuropa.
Die DDR-Führung verlor den Rückhalt der Sowjetunion. In allen großen Städten protestierten die Menschen für ihre Freiheit. Eine Fluchtwelle über Ungarn und die Tschechoslowakei spitzte die Lage zu.
Die Mauer ist gefallen
Am 18. Oktober 1989 setzte das SED-Zentralkomitee den Staatsratsvorsitzenden Erich Honecker ab. Dennoch kam die Grenzöffnung am Abend des 9. November 1989 für alle überraschend. Die Mauer fiel. Die Wende war nicht mehr aufzuhalten. An jenem Abend stürmten Tausende die Grenzübergänge und feierten das "Wunder von Berlin". Knapp ein Jahr später wurde Deutschland am 3. Oktober 1990 wiedervereinigt.
Heute sind die Spuren der Mauer aus der Landschaft und dem Berliner Stadtbild weitgehend verschwunden. In Berlin selbst sind nur noch 1,5 Kilometer Mauerreste zu finden, der Rest wurde in alle Welt verkauft. Pflastersteine am Brandenburger Tor erinnern an den früheren Verlauf der Mauer.
Die deutsche Wiedervereinigung
Planet Wissen. 11.05.2023. 01:41 Min.. UT. Verfügbar bis 13.10.2027. WDR. Von Robert Schotter, Claudio Como.
(Erstveröffentlichung 2002. Letzte Aktualisierung 11.03.2021)
Quelle: WDR