Zeichnung einer Schlacht im Bürgerkrieg.

Neuzeit

Amerikanischer Bürgerkrieg

Von 1861 bis 1865 kämpften in den USA die Nordstaaten gegen die Südstaaten. Bei diesem Bürgerkrieg wurden mehr als 600.000 Soldaten getötet und viele Städte und Landstriche verwüstet. Es ging um die Einheit des Landes und die Abschaffung der Sklaverei.

Von Alfried Schmitz

Die Unabhängigkeit der USA

Bis in die 1770er-Jahre war ein Teil der heutigen Vereinigten Staaten (USA) kein eigenständiges Land, sondern gehörte aufgeteilt in mehrere Kolonien zu Großbritannien. 1773 kam es in diesen britischen Kolonien zu Unruhen: Die Bevölkerung lehnte sich gegen Steuern auf, die ihnen die Regierung in London auferlegen wollte. Aus dem Protest wurde ein Kampf um die bürgerliche Freiheit.

Am 4. Juli 1776 erklärten sich die 13 nordamerikanischen Kolonien für unabhängig und gründeten die Vereinigten Staaten von Amerika – das Datum wird bis heute in den USA als "Unabhängigkeitstag" ("Independence Day") gefeiert. Die Briten schickten Truppen, um den Aufstand militärisch zu beenden. Sieben Jahre tobte der Freiheitskampf, in dem die Briten schließlich verloren.

1788 trat die Verfassung der Vereinigten Staaten von Amerika in Kraft. Eine Nation entstand, deren Verfassung den einzelnen Bundesstaaten Souveränität gewährte. Auch die Entscheidung für oder gegen die Sklaverei lag bei den Staaten.

Angelockt durch den Traum vom großen Glück erreichten zahlreiche Einwanderer die USA. Mitte des 19. Jahrhunderts waren die Vereinigten Staaten zu einer Weltmacht aufgestiegen, doch innerhalb der Grenzen begann es zu kriseln.

Sklaverei – ja oder nein?

In den nördlichen Staaten lebten 20 Millionen Einwohner, im Süden knapp sieben Millionen. Die Menschen im Norden gaben sich fortschrittlich, im Süden dachte man konservativ. Der Norden hatte sich zu einem boomenden industriellen Ballungsraum entwickelt, der Süden war landwirtschaftlich geprägt.

Vor allem durch den Anbau und den Export von Baumwolle verdienten die reichen Grundbesitzer im Süden ihr Geld. Die riesigen Farmen konnten sie allerdings nur gewinnbringend betreiben, weil sie Sklaven und billige Arbeitskräfte hatten.

Archivfoto: Sklaven vor einer Holzhütte.

Sklaven in den Südstaaten

Fast vier Millionen schwarze Sklaven mussten auf den Baumwollfeldern arbeiten. Im Norden hatte man die Sklaverei abgeschafft und war dem Vorbild der modernen Welt gefolgt.

Mit großem politischem Druck wollte der Norden den Süden dazu bringen, die Sklaverei ebenfalls abzuschaffen. Der Verzicht auf Sklavenarbeit hätte die Südstaatenfarmer jedoch in ein wirtschaftliches Fiasko gestürzt.

Lincolns Amtsantritt als Präsident

Im US-Senat kam es zu heftigen Debatten über die Sklavenfrage. Im Süden wurden Stimmen laut, die eine Abspaltung von der Union forderten. Geschürt wurde der Konflikt zudem durch die anstehenden Präsidentschaftswahlen. Abraham Lincoln war einer der aussichtsreichsten Kandidaten und ein Gegner der Sklaverei.

Ein schwarz-weiß Foto zeigt den US-Präsidenten Abraham Lincoln.

Die Wahl von Abraham Lincoln zum US-Präsidenten war ein Auslöser des Kriegs

Als Lincoln im November 1860 zum 16. Präsidenten der Vereinigten Staaten gewählt wurde, zog man im Süden sofort politische Konsequenzen. Noch im Dezember erklärte South Carolina den Austritt aus dem Bund.

Im Februar 1861 trafen sich die Vertreter von sechs Sklaven-Staaten und beschlossen die Bildung der "Confederate States of America". Fünf weitere Staaten schlossen sich kurze Zeit später dieser Konföderation an.

Der Kriegsbeginn

Zur Hauptstadt der Konföderation wurde Richmond im Staat Virginia, zum Präsidenten wurde Jefferson Davis ernannt. Die abtrünnigen Staaten arbeiteten eine Verfassung aus, die sich in den meisten Punkten mit jener der Union deckte. Ausdrücklich wurde allerdings das Eigentum an Sklaven unter Schutz gestellt.

Im Süden begann man mit der Enteignung von Bundeseigentum, wozu auch militärische Anlagen gehörten. Die unionstreue Besatzung von Fort Sumter, einer Festung im Hafen von Charleston in South Carolina, widersetzte sich der Übergabe an den Süden.

Am 12. April 1861 nahmen Südstaatentruppen das Fort unter Artilleriebeschuss. Diese Militäraktion war der Auftakt der bis heute blutigsten Auseinandersetzung auf amerikanischem Boden.

Eine Landkarte zeigt die südlichen Sklavenstaaten in Rosa, die nördlichen sklavenfreien Staaten in Grün. Dazwischen sind die neutralen Sklavenstaaten gelb gekennzeichnet.

Die Vereinigten Staaten sind gespalten

Abraham Lincoln ließ nach der Kapitulation von Fort Sumter ein Heer von 75.000 Freiwilligen aufstellen und gegen den Süden vorrücken. Er hatte die Hoffnung, die Rebellen mit einem schnellen Sieg in die Knie zwingen zu können. Doch der Süden war auf eine militärische Konfrontation vorbereitet.

Die Konföderierten verfügten nicht nur über hoch motivierte Truppen, sondern auch über besser ausgebildete Offiziere. Daher konnte die Südarmee die ersten Schlachten des Bürgerkrieges für sich entscheiden. Doch das Blatt wendete sich bald zugunsten des Nordens.

Technik als entscheidender Faktor

Nach den ersten verlorenen Schlachten hatte Lincoln seine Kriegsmaschinerie in Gang gesetzt. Ständig wurden neue Rekruten ausgebildet und an die Front gebracht.

Zudem versorgte die mächtige Rüstungsindustrie des Nordens die Truppen mit Nachschub und neuen Waffen. Als Transportmittel dafür erwies sich die Eisenbahn als äußerst wichtig.

Archivfoto: Auf einem Feld liegen getötete Soldaten.

Gefallene nach der Schlacht bei Gettysburg

Dem technischen Vorsprung des Nordens hatte der Süden bald nichts mehr entgegenzusetzen. Hinzu kam, dass die Konföderierten durch eine Seeblockade vom Nachschub abgeschnitten waren.

Nachdem die Unionstruppen mit dem Mississippi eine weitere wichtige Versorgungsader des Südens ebenfalls unter Kontrolle gebracht hatten, war die Niederlage der Konföderierten unausweichlich. Der Juli 1863 brachte mit der Schlacht bei Gettysburg in Pennsylvania einen entscheidenden Sieg für den Norden.

Die Schlacht von Gettysburg: Anfang vom Ende des US-Bürgerkriegs

WDR ZeitZeichen 03.07.2023 15:03 Min. Verfügbar bis 03.07.2099 WDR 5


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Der Vernichtungskrieg

Je länger der Krieg tobte, desto härter und unerbittlicher wurde gekämpft. Aus dem Kampf Mann gegen Mann war ein Eisenkrieg geworden, in dem modernste Technik eingesetzt wurde.

Um die Herrschaft auf dem Mississippi zu erringen, entwickelten beide Seiten gepanzerte Kanonenboote. Auch Vorläufer von U-Booten wurden eingesetzt. Ganz bewusst nahm man auch Opfer unter der Zivilbevölkerung in Kauf.

Nordstaatentruppen zogen auf ihrem Vormarsch durch Südstaatengebiet eine fast 100 Kilometer breite Schneise der Verwüstung. Menschen und Vieh wurden getötet, Farmen in Brand gesteckt, Städte wie Atlanta und Charleston zerstört.

Als General Sherman 1864 Atlanta niederbrennen ließ

WDR Zeitzeichen 15.11.2024 14:51 Min. Verfügbar bis 16.11.2099 WDR 5


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Der amerikanische Bürgerkrieg war zu einem Vernichtungskrieg geworden, der mit allen Mitteln geführt wurde.

Die Hauptstraße der völlig zerstörten Stadt Charleston.

Das von Unionstruppen zerstörte Charleston

Das Ende und die Folgen

Der Süden war schließlich ausgeblutet. Die letzte entscheidende Schlacht wurde um die Hauptstadt der Konföderation geschlagen. Der Oberbefehlshaber der Unionsstreitkräfte, General Ulysses S. Grant, hatte sich mit seinen Truppen bis nach Richmond vorgekämpft und belagerte die Stadt.

General Robert Edward Lee, Oberkommandierender der Südstaaten-Armee, entschied sich am 9. April 1865 zur Kapitulation. Damit war der Krieg offiziell beendet. Am Ende hatten 600.000 Menschen ihr Leben verloren, Zigtausende waren verstümmelt. Der volkswirtschaftliche Schaden durch die Zerstörungen war enorm.

Lincoln, 1864 noch einmal zum Präsidenten gewählt, hatte die Union gerettet. Den Hass zwischen den Nord- und Südstaaten hatte er aber nicht besiegt. Er starb am 15. April 1865 durch die Kugeln eines fanatischen Südstaatlers.

Gemälde: Abraham Lincoln wird erschossen.

Südstaatenfanatiker Booth erschießt Lincoln

Lincolns Ziel, die Abschaffung der Sklaverei in allen Staaten der Union durchzusetzen, wurde kurz nach seinem Tod verwirklicht.

Bis weit in die 1870er dauerte es, bis sich die Südstaaten wirtschaftlich von den Kriegsfolgen erholt hatten und wieder gesellschaftlich und politisch gleichberechtigt in die Union eingegliedert waren.

Schon kurz nach dem Krieg bildete sich der Ku-Klux-Klan. Mitglieder dieses rassistischen Geheimbundes gingen nach Kriegsende gegen Unternehmer aus dem Norden vor, denen man nachsagte, aus der Niederlage des Südens Profit schlagen zu wollen.

Auch auf ehemalige Sklaven, denen man im Süden politische Ämter übertragen hatte, machte der Klan Hetzjagd. Noch heute existiert eine spürbare Kluft zwischen Nord- und Südstaaten.

Ku-Klux-Klan, Neugründung (am 25.11.1915)

WDR ZeitZeichen 25.11.2015 14:42 Min. Verfügbar bis 22.11.2025 WDR 5


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(Erstveröffentlichung 2011. Letzte Aktualisierung 09.04.2020)

Quelle: WDR

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