Frauenheld und Luxusfan
Ein guter Reiter und Tänzer war Ludwig XIV., beliebt bei den Frauen und ein guter Geschichtenerzähler. Er liebte den Luxus und ließ Schloss Versailles erbauen, einen gigantischen und prachtvollen Regierungssitz. Dieser Hang zum Prunk und die Kosten seiner vielen Kriege trieben Frankreich letztlich ins Elend.
Bei seiner Geburt am 5. September 1638 nennt ihn das Volk Dieudonné – "der von Gott Gegebene". Das ist allerdings eher spöttisch gemeint: eine Anspielung darauf, dass sein Vater Ludwig XIII. bei der Zeugung wohl göttliche Hilfe gebraucht habe. Denn die Eltern verstehen sich nicht sehr gut, sie haben sich über die Jahre auseinandergelebt.
Als der Vater 1643 stirbt, wird Ludwig als ältester Sohn König – im Alter von nur vier Jahren. Offiziell übernimmt die Mutter die Regentschaft. Tatsächlich aber werden die Regierungsgeschäfte von Kardinal Jules Mazarin geführt, der auch die Erziehung des jungen Königs übernimmt.
1661 stirbt Mazarin und Ludwig übernimmt das Regieren. Er ist bei seinem Amtsantritt 22 Jahre alt und trifft von da an alle Entscheidungen selbst.
Ludwig XIV. in seinen Krönungsroben
Ein Heer von Ministern
Dabei umgibt er sich mit Ministern, die ihn beraten und die er sorgfältig auswählt hat. Dennoch weichen seine Entscheidungen oft von ihren Ratschlägen ab. Trotzdem müssen sie ihn ständig mit vielen Informationen versorgen: Er will der am besten informierte Mann im Staate sein.
Oft taucht er ohne vorherige Anmeldung bei seinen Ministern auf. Dadurch glaubt er, viele nützliche Dinge zu erfahren, die für seine Entscheidungen wichtig sein könnten.
Jules Mazarin (1602-1661)
Ludwigs Ruhm und Macht gehen tatsächlich auf diese Berater zurück. Der wichtigste ist Jean-Baptiste Colbert, der schon unter Kardinal Mazarin tätig war. Für Ludwig XIV. absolviert er 22 Jahre lang ein unglaubliches Arbeitspensum. Als Herr über neun verschiedene Ministerien ist ihm alles daran gelegen, Ludwig zum "ersten König der Welt" und "Frankreich zum ersten Königreich" zu machen.
Eine weitere tragende Säule in Ludwigs Regierung ist der Kriegsminister Louvois, der 25 Jahre für die Aufstellung des französischen Heeres verantwortlich ist. Insgesamt führt Ludwig 30 Kriege. Sie machen etwa zwei Drittel seiner Regierungszeit aus, also 46 von 72 Jahren.
Jean-Baptiste Colbert ist Ludwigs wichtigster Berater
Mittelpunkt des Staates
Ludwig ist Zeit seines Lebens überzeugt davon, höherwertiger als der Rest der Menschheit zu sein. Dass er die französische Krone trägt, hält er für den Willen Gottes. Das Symbol seines Wappens ist die Sonne – daher auch der Name Sonnenkönig.
So wie die Sonne ist auch der König Mittelpunkt des Staates. Diesen betrachtet er als seinen Besitz, über den er als absoluter Monarch uneingeschränkt verfügen kann.
Alle Staatsgewalt liegt in seiner Hand. Unter seiner Herrschaft wird die Verwaltung zentralisiert: Provinzen und Städte werden von Beamten geführt, die gänzlich vom König abhängig sind, weil sie über kein eigenes Land verfügen. Dies im Gegensatz zum Adel, der allerdings seiner politischen Rechte enthoben wird. Als einziges Privileg bleibt ihm, keine Steuern zahlen zu müssen.
Höhepunkt des Tages: das Morgenritual
Ludwigs absoluter Herrschaftsanspruch findet baulich seinen Ausdruck im Schloss Versailles. Allein das Hauptgebäude hat 700 Zimmer. Dieser Prunkbau dient als offizieller Königssitz, von dem aus Ludwig sein Volk regiert. Mit rund zehntausend Einwohnern ist es das größte Schloss Europas.
Das Leben auf Schloss Versailles lässt keinen Zweifel: Der Sonnenkönig betreibt einen unvergleichlichen Kult um seine Person. Beispielhaft dafür ist das so genannte "Lever du roi", das öffentliche Morgenritual des Königs, bei dem mehr als 200 Bedienstete anwesend sind, um ihm zu huldigen.
Auch wenn er nicht in seinem Gemach ist, bezeugen seine Höflinge selbst dem leeren Zimmer ihre Hochachtung. Zu seiner Verherrlichung tragen insbesondere auch Maler, Bildhauer und Dichter bei, denn Künstler stehen bei Ludwig hoch im Kurs. Aus ganz Europa lockt er die besten an seinen Hof.
Schloss Versailles
Wandel zur Industriegesellschaft
Wirtschaftlich wandelt Ludwig XIV. Frankreich von einer Landwirtschafts- zu einer Industriegesellschaft. Manufakturen werden eingeführt – das sind Handwerksbetriebe, in der Vorstufe zur Fabrik.
Zusätzlich kommt es zu einer Neuorganisation der Arbeitsprozesse. Es gibt jetzt das Prinzip der Arbeitsteilung, das es ermöglicht, in Massen zu produzieren. Und so lassen sich Gewinne erwirtschaften. Diese allerdings steckt der König in die Kriegsführung und das königliche Prunkschloss in Versailles.
Sein Ehrgeiz ruiniert den Staat
In der zweiten Hälfte seiner Amtszeit steigt Ludwig der Erfolg zu Kopf, er wird eitel und stolz. Unaufhörlich strebt er nach Ruhm, den er durch Kriegsführung zu mehren sucht. In erster Linie hofft er dabei auf das spanische Erbe.
Dieser Ehrgeiz ruiniert später nicht nur seinen Charakter, sondern auch sein Land. Die hohen Ausgaben für die Kriegsführung und Prestigebauten, ganz besonders Versailles, besiegeln schließlich den finanziellen Ruin des Landes. Nie zuvor ging es der französischen Bevölkerung so schlecht wie gegen Ende der Regierungszeit König Ludwigs XIV. Mit 76 Jahren stirbt Ludwig XIV. 1715 auf Schloss Versailles.
Quelle: SWR | Stand: 31.03.2020, 08:15 Uhr