Porträtaufnahme von Guido Buchwald im Nationaltrikot.

Fußball-Weltmeisterschaft 1990

Guido Buchwalds Spitzname "Diego"

Von Ulrike Vosberg

Bei den Stuttgarter Kickers Anfang der 1980er und danach beim VfB Stuttgart machte sich Guido Buchwald einen Namen als grundsolider Abwehrspieler. Für elegante Technik war er nicht gerade bekannt. Er spielte eher rustikal und wurde zuweilen aufgrund seiner etwas behäbigen Bewegungen als "Rasenmäher" belächelt.

Während der Weltmeisterschaft 1990 wurde Buchwald als klassischer Vorstopper eingesetzt. Schon in den ersten Spielen des Turniers fiel er durch gute Leistungen auf – und das nicht nur in der Abwehr. So bereitete er zum Beispiel im Achtelfinale gegen die Niederlande Jürgen Klinsmanns 1:0 durch eine schöne Flanke vor – nachdem er zuvor seinen Gegenspieler zweimal mit einem Übersteiger genarrt hatte. In der Halbfinalbegegnung mit England verfehlte er nur knapp das Netz und traf den Pfosten.

Dann kam das Finale gegen Argentinien. Bei den Südamerikanern spielte Diego Maradona mit, der damals als der "Fußballgott" schlechthin galt. Auf diesen wurde Buchwald angesetzt. Er sollte verhindern, dass der Argentinier torgefährlich werden konnte. Und diese Spezialaufgabe erfüllte Buchwald bravourös: Ausdauernd und kämpferisch verhinderte er, dass Maradona ins Spiel kam. Dessen Ballzauber war verflogen.

Statt raffiniertem Weltklassefußball kickte der Argentinier, wie der Rest seiner Mannschaft, nach unausgefeilter Mauertaktik. Buchwald entschied das Duell am Abend des 8. Juli 1990 klar für sich. Er hatte Maradona komplett außer Gefecht gesetzt.

Guido Buchwald und Maradona stehen hintereinander

Maradona konnte im Finale gegen Buchwald nichts ausrichten

Beckenbauer lobte seine Abwehrarbeit, und Buchwald stieg in die Riege der Weltklasseverteidiger auf. Die Anerkennung seiner Leistung spiegelte sich in seinem neuen Spitznamen wider: "Diego" Buchwald, da er seinem berühmten argentinischen Gegenspieler Diego Maradona nicht von der Seite gewichen war, ihn beeindruckend in den Schatten gestellt und selbst im Laufe des Turniers für spielerische Akzente gesorgt hatte. Guido Buchwald, die Entdeckung des Turniers!

Insgesamt machte Buchwald 76 Länderspiele und 334 Bundesliga-Spiele. 1994 wechselte er nach Japan zu Urawa Red Diamonds, kehrte 1997 in die Bundesliga zurück, zum Karlsruher SC. Nach zwei Spielzeiten für die Badener beendete er 1999 seine Spielerkarriere.

(Erstveröffentlichung 2005. Letzte Aktualisierung 12.06.2018)

Quelle: WDR

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