Die Sieger-Mannschaft von 1974

Von Luisa Becher (WDR)

Fußballweltmeister im eigenen Land – das gelang dem Team der Bundesrepublik Deutschland 1974. Mit dieser Mannschaft gewannen Trainer Helmut Schön und Co-Trainer Jupp Derwall das Turnier.

Der deutsche Kapitän Franz Beckenbauer hält mit beiden Händen den goldenen Weltpokal

Der sogenannte "Kaiser" Franz Beckenbauer führte die westdeutsche Nationalelf 1974 als Kapitän zum Weltmeistertitel. Der Münchner konnte sowohl als Spieler als auch 16 Jahre später als Trainer (1990) den Pokal holen. Das haben neben ihm nur zwei andere geschafft: der Franzose Didier Deschamps und der Brasilianer Mário Zagallo. Im Januar 2024 starben Beckenbauer und Zagallo im Abstand von nur zwei Tagen.

Der sogenannte "Kaiser" Franz Beckenbauer führte die westdeutsche Nationalelf 1974 als Kapitän zum Weltmeistertitel. Der Münchner konnte sowohl als Spieler als auch 16 Jahre später als Trainer (1990) den Pokal holen. Das haben neben ihm nur zwei andere geschafft: der Franzose Didier Deschamps und der Brasilianer Mário Zagallo. Im Januar 2024 starben Beckenbauer und Zagallo im Abstand von nur zwei Tagen.

Beim Titelgewinn 1974 stand Sepp Maier zwischen den Pfosten. Der Torwart wurde in seiner Laufbahn Deutscher Meister, Europa- und Weltmeister. Er wurde zu "Deutschlands Torhüter des Jahrhunderts" gewählt, bekam 1978 das Bundesverdienstkreuz und ist noch immer einer der bekanntesten Torhüter der Welt. Bis 2008 war Maier auch als Trainer aktiv: In der Nationalmannschaft und beim FC Bayern München trainierte er Größen wie Oliver Kahn.

Paul Breitner galt auf dem Platz und auch privat als Rebell. So ließ er sich einst vor einem Poster von Mao Zedong fotografieren, dem kommunistischen Diktator Chinas. Breitner galt als moderner Verteidiger im Fussball: offensiv und spielbestimmend. Im WM-Finale 1974 führten die Niederlande nach nicht einmal zwei Minuten durch einen Elfmeter 1:0. Keine halbe Stunde später glich Breitner aus, ebenfalls durch Elfmeter. Mit 31 Jahren beendete Breitner seine Spielerkarriere, war danach für den FC Bayern München als Scout und Markenbotschafter aktiv und engagiert sich bis heute politisch und ehrenamtlich, etwa bei der Münchner Tafel.

Als Kind verlor Berti Vogts seine Eltern und wuchs danach als Waise in ärmlichen Verhältnissen auf. Mit 18 Jahren wurde er Spieler bei Borussia Mönchengladbach und erkämpfte sich einen Platz in der Nationalmannschaft. Hier galt er als Abwehrspezialist und erspielte sich nach dem Europameister-Titel auch den WM-Sieg 1974. Später war Berti Vogts lange als Trainer erfolgreich: zwölf Jahre für die deutsche Nationalmannschaft und zuletzt bis 2014 für die Nationalmannschaft Aserbaidschans.

In seiner aktiven Spielerkarriere galt Uli Hoeneß (links) als schnellster Stürmer Europas und bildete mit seinem Teamkollegen Gerd Müller beim FC Bayern München das torgefährlichste Sturmduo der Bundesliga. Bei der Weltmeisterschaft 1974 konnte Hoeneß allerdings nur einen Treffer erzielen: gegen Schweden per Elfmeter. Später wurde Hoeneß Präsident des FC Bayern und machte den Club zu Deutschlands erfolgreichstem Verein. Wegen Steuerhinterziehung saß Hoeneß ab 2014 für knapp zwei Jahre im Gefängnis. 2019 wurde er zum Ehrenpräsidenten des FC Bayern ernannt.

Einigen ist Günter Netzer vielleicht noch als großer Ferrari-Fan bekannt. Oder als langjähriger Fernseh-Fußballexperte neben Gerhard Delling. Im Jahr 2000 erhielten die beiden für ihre oft hitzigen Debatten sogar den Grimme-Preis. In den 1970ern stand der Gladbacher als Mittelfeldspieler auf dem Platz. Netzer, der ein Jahr vor der Weltmeisterschaft zu Real Madrid wechselte, wurde während der WM allerdings kaum eingesetzt: Nur 20 Minuten spielte er im Nationaltrikot. Deshalb fühlte er sich nach eigener Aussage nie als Weltmeister.

Vorn im Sturm spielte 1974 Jupp Heynckes von Borussia Mönchengladbach. Der Gladbacher gewann in den 1970ern fast alles, was es zu gewinnen gab: vier deutsche Meisterschaften, den DFB- und den UEFA-Pokal und als Nationalspieler die Europa- und schließlich auch die Weltmeisterschaft. In der Nationalmannschaft wurde der Stürmer allerdings schnell von seinem Kollegen Bernd Hölzenbein verdrängt und kam nur in zwei Spielen gegen Chile und Australien zum Einsatz. Nach seiner Zeit als Spieler trainierte Heynckes unter anderem die Gladbacher, Real Madrid und zuletzt den FC Bayern München.

"Der Bomber der Nation" – das war Gerd Müller (links). Sein 2:1 gegen die Niederlande machte die Bundesrepublik Deutschland 1974 zum Weltmeister. Ganze siebenmal wurde der Stürmer aus der bayerischen Provinz Torschützenkönig der Bundesliga – erst 30 Jahre später tat es ihm Robert Lewandowski gleich. Nach seiner Zeit in der Nationalelf wechselte Müller nach Florida und spielte für die Fort Lauderdale Strikers. Nach seiner aktiven Spielerkarriere folgten der Absturz wurde er alkoholsüchtig. Zurück in Deutschland besiegte Müller den Alkoholismus und war noch zwei Jahrzehnte als Co-Trainer des FC Bayern München tätig. 2021 starb Müller nach langer Alzheimer-Erkrankung. Er gilt noch immer als einer der besten Stürmer aller Zeiten.

Einmal Kölner, immer Kölner – das war offenbar das Motto des Weltmeisters Wolfgang Overath (rechts). Geboren in Siegburg nahe Köln, verbrachte er seine gesamte Profikarriere beim 1. FC Köln. Selbst die dreimalige Teilnahme an einer Weltmeisterschaft und der Titelgewinn 1974 führten nie dazu, dass er seinen Heimatverein für einen anderen Club verließ. Als Mittelfeldspieler stand Overath in der Nationalmannschaft in direkter Konkurrenz zu seinem Mannschaftskollegen Günter Netzer, da sich die Spielweise der beiden sehr ähnelte. Übrigens: Der ehemalige venezolanische Fußballprofi Overath Breitner da Silva Medina ist nach Wolfgang Overath und Paul Breitner benannt.

Im Finale 1974 leitete er den Siegtreffer ein: Jürgen Grabowski. Nicht nur den Weltmeistertitel konnte der Rechtsaußen-Spieler an diesem Tag feiern, sondern auch seinen 30. Geburtstag. Grabowski war jahrelang Spielmacher bei Eintracht Frankfurt. In 441 Bundesligaspielen erzielte der gebürtige Wiesbadener für die Eintracht 109 Tore. 2022 starb Grabowski im Alter von 77 Jahren, die Eintracht twitterte darauf: "Ein ganz Großer verlässt die Bühne. Eine Legende geht von uns."

Er war mit 22 Jahren der jüngste Weltmeister in der westdeutschen Nationalmannschaft: Rainer Bonhof, Deutsch-Niederländer vom Niederrhein, spielte im Mittelfeld. Seine Vorarbeit ermöglichte Gerd Müller das 2:1 im WM-Finale und damit den Sieg der Bundesrepublik Deutschland. Bis 1978 spielte Bonhof mit den Nationalteamkollegen Günter Netzer, Berti Vogts und Jupp Heynckes bei Borussia Mönchengladbach. 2009 wurde er Vize-Präsident der Borussen.

Stand: 10.11.2023, 12:45 Uhr

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