Schon früh stellte sich der Marine-Offizier Vitus Bering (1681-1741) in den Dienst des russischen Zarenreiches. 1703 beförderte Zar Peter der Große den tüchtigen Dänen gar zum Seekapitän der neu gegründeten russischen Marine.
Nach 22 Jahren in russischen Diensten wurde ihm in einer groß angelegten Expedition die Suche nach einer Landverbindung zwischen Russland und dem amerikanischen Kontinent übertragen. 1728 begann er nach der Durchquerung Sibiriens und dem Bau eines geeigneten Bootes, die Küstenlinie im Nordosten Sibiriens genauer zu untersuchen.
Dabei entdeckte Bering einige kleine Inseln und drang weit ins Polarmeer vor. Eine Landverbindung konnte er nicht finden, brach seine Expedition aber aufgrund schlechten Wetters frühzeitig ab.
Der vermeintliche Entdecker: Vitus Bering
Nach seiner Heimkehr musste Bering in Moskau viel Kritik einstecken, da er seinen Auftrag nicht erfüllt hatte. So schlug er eine zweite Expedition vor, die endgültig eine Landverbindung finden sollte. Doch auch auf dieser Expedition konnte Bering sein Ziel nicht verwirklichen. Er entdeckte zwar als erster Europäer die Küste Alaskas und die Inselgruppe der Aleuten, konnte jedoch nicht beweisen, dass Russland und der amerikanische Kontinent miteinander verbunden waren.
Auf dem Rückweg strandete sein Schiff an der Küste einer kleinen Insel, die heute seinen Namen trägt. Am 19. Dezember 1741 starb Bering dort im Alter von 60 Jahren.
Bereits nach seiner ersten Expedition wurde die etwa 85 Kilometer breite Meerenge zwischen Alaska und Sibirien nach ihrem vermeintlichen Entdecker Bering-Straße genannt.
Als Bering zu seiner zweiten Expedition aufgebrochen war, hatte er auch einen deutschen Historiker mit auf die Reise genommen. Gerhard Friedrich Müller war seit 1730 Professor an der "Russischen Akademie der Wissenschaften" und leitete unter Bering die historische und ethnographische Arbeitsgruppe der Expedition.
1736 fand er in einem Archiv in der sibirischen Stadt Jakutsk einen Hinweis, dass sein Expeditionsleiter gar nicht als Erster die nach ihm benannte Meerenge durchfahren hatte. Bereits 80 Jahre zuvor hatte ein russischer Pelztierhändler namens Semjon Deschnjow auf der Suche nach neuen Jagdgründen das Nordpolarmeer durchquert und dabei bewiesen, dass es keine Landverbindung zwischen den Kontinenten gibt.
Ausschnitt einer Karte Sibiriens aus dem 16. Jahrhundert
Deschnjow verfasste sogar einen ausführlichen Bericht über seine Reise, der allerdings nie in Moskau ankam. Der damalige Gouverneur aus Jakutsk hatte ihn einfach nicht weitergeleitet. Umbenannt wurde die Meerenge dennoch nicht, wahrscheinlich weil Berings Reputation einfach zu groß war. Zum Trost wurde nach Müllers Entdeckung die östlichste Spitze des sibirischen Festlandes nach seinem Entdecker Kap Deschnjow genannt.
(Erstveröffentlichung 2008. Letzte Aktualisierung 28.05.2020)
Quelle: WDR