Sir Arthur Conan Doyle beim Schreiben im Garten

Sherlock Holmes

Sir Arthur Conan Doyle

Arthur Conan Doyle wurde mit der Romanfigur Sherlock Holmes berühmt. Er schrieb vier Romane und 56 Kurzgeschichten über den Meisterdetektiv aus London – und hatte trotzdem ein zwiespältiges Verhältnis zu ihm.

Von Alfried Schmitz

Der Weg zum Arzt und Hobbyschriftsteller

Arthur Ignatius Conan Doyle wurde am 22. Mai 1859 in der schottischen Hauptstadt Edinburgh geboren. Von seinem Vater Charles, einem chronischen Alkoholiker, erhielt der Junge wenig Liebe und Zuwendung.

Anders seine Mutter Mary: Sie war eine begeisterte Bücherleserin und hervorragende Geschichtenerzählerin und vererbte dem Jungen das Talent, das ihn weltberühmt machen sollte.

Doyle sagte später rückblickend, dass die Erzählkunst seiner Mutter in der Lage war, bei ihm als Kind die Grenzen zwischen Phantasie und Wirklichkeit verschwimmen zu lassen.

Mit neun Jahren wurde Arthur in ein Internat nach England geschickt. Bei seinen Mitschülern war er sehr beliebt. Er konnte wunderbar Geschichten erzählen und war deswegen oft von seinen Klassenkameraden umringt.

1876 hatte Arthur mit 17 Jahren seinen Schulabschluss geschafft und kehrte nach Edinburgh zurück, wo er mit viel Ehrgeiz ein Medizinstudium begann.

Von den Professoren beeindruckte den jungen Studenten besonders Dr. Joseph Bell. Dieser Arzt und Hochschullehrer verfügte über eine hervorragende Beobachtungsgabe, analytischen Verstand und eine bestechende Logik – Eigenschaften, die später auch Doyles Romanfigur Sherlock Holmes auszeichneten.

Schon während seines Studiums versuchte sich Doyle als Schriftsteller: Seine geheimnisvolle Erzählung "The Mystery of Sasassa Valley", die sich stark an den unheimlichen Geschichten des amerikanischen Schriftstellers Edgar Allan Poe orientierte, wurde in einem Edinburgher Lokalmagazin abgedruckt.

Als Doyle auch ein zweites Frühwerk verkaufen konnte, merkte er, wie er später sagte, dass man Geld auch auf andere Art denn als Mediziner verdienen könne.

Eine Schwarzweiß-Illustration. Sherlock Holmes und Dr. Watson sitzen auf Stühlen an einem Tisch. Holmes zieht seine Taschenuhr hervor.

Holmes und Dr. Watson

Mit Holmes kam der Erfolg

Bevor sich Arthur Conan Doyle ausschließlich der Schriftstellerei widmete, schloss er zunächst sein Medizinstudium ab und erlangte die Doktorwürde.

Seine erste Anstellung fand der abenteuerlustige junge Arzt an Bord eines Schiffes. Schon während seines Studiums hatte er auf einem Robbenfänger Seeleute medizinisch betreut. Die Erfahrungen auf See flossen später auch in einige seiner Sherlock-Holmes-Geschichten ein.

In "Der Schwarze Peter" geht es zum Beispiel um einen ehemaligen Kapitän, der in seinem Haus auf bestialische Weise mit einer Harpune getötet wird. Ein Tabakbeutel aus Seehundfell führt den Meisterdetektiv auf die Spur des Mörders, eines Matrosen.

Nachdem Arthur Conan Doyle genug Geld beisammen hatte, quittierte er seinen Dienst als Schiffsarzt, ließ sich an der südenglischen Küste nieder und eröffnete eine Praxis. 1885 heiratete Doyle seine Frau Louisa und gründete mit ihr eine Familie. Neben seinem Hauptberuf als Mediziner entdeckte Doyle aber auch seine alte Leidenschaft fürs Schreiben wieder.

Anfang 1886 begann er mit einem Werk, das sein Leben verändern sollte – ein Kriminalroman um einen Detektiv und dessen Helfer, einen Arzt. Diese Geschichte wurde Ende 1887 in einem Weihnachtsmagazin, dem "Beeton's Christmas Annual" unter dem Titel "A Study in Scarlet" ("Eine Studie in Scharlachrot") veröffentlicht. Als Abdruck-Honorar erhielt Arthur Conan Doyle 25 Pfund.

Erste Sherlock-Holmes-Erzählung erscheint (im November 1887)

WDR ZeitZeichen 12.11.2012 14:31 Min. Verfügbar bis 10.11.2052 WDR 5


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Die beiden Hauptdarsteller der Geschichte heißen Sherlock Holmes und Dr. Watson. Weitere Episoden mit den beiden hatte Doyle nicht geplant. Der Hobbyschriftsteller wollte sich lieber anderen Stoffen zuwenden und träumte davon, mit seinen historischen Werken als Autor von Sachbüchern Anerkennung zu erlangen. Doch das Schicksal meinte es anders mit ihm.

Durch Zufall fiel "A Study in Scarlet" einem amerikanischen Verleger in die Hände. Der erkannte wohl das Potenzial, das darin steckte, und schickte einen Verlagsvertreter zu Doyle, um mit dem Arzt über eine Fortsetzung der Detektivgeschichte zu verhandeln. Das Ergebnis war der Sherlock-Holmes-Roman "The Sign of the Four" ("Das Zeichen der Vier"), der 1890 veröffentlicht wurde.

Ab 1891 folgten weitere Abenteuer um Sherlock Holmes, die als Fortsetzungsgeschichten mit großem Erfolg im britischen "Strand Magazine" abgedruckt wurden. Die Kriminalfälle um den Meisterdetektiv wurden so beliebt, dass die Verkaufszahlen des Magazins in die Höhe schnellten. Sein Erfinder Arthur Conan Doyle wurde durch Holmes zum reichen Mann.

Ein Buch mit hellbraunem Einband. Der weinrote Aufdruck zeigt eine Illustration und Schrifttyp der Jugendstil-Epoche. Es handelt sich um die englische Erstausgabe des Sherlock Holmes Romans

Gebundene Erstausgabe des berühmten Romans "Der Hund von Baskerville"

Tod und Auferstehung eines Romanhelden

Arthur Conan Doyle war zu diesem Zeitpunkt seiner Romanfigur schon überdrüssig geworden. Er plante daher ihr literarisches Ableben. In "The Final Problem" ("Das letzte Problem"), 1893 ebenfalls im "Strand Magazine" veröffentlicht, lässt Doyle seinen Helden sterben.

Doyle glaubte sich damit seiner Romanfigur für immer entledigt zu haben. Das Entsetzen unter den vielen Holmes-Fans war groß. Zum Zeichen ihrer Trauer trugen viele Menschen schwarze Binden um den Arm.

Über 20.000 Leser kündigten empört ihr Abonnement des "Strand Magazine". Es hagelte wütende Protestbriefe. Man verlangte von Doyle und vom Verlag die Fortsetzung der Kriminalgeschichten.

Es sollten aber einige Jahre vergehen, bis Doyle den Meisterdetektiv wieder auferstehen ließ. In der Zwischenzeit engagierte er sich politisch und veröffentlichte historische Fach- und Sachbücher. Außerdem erfand er neue Romanhelden und schrieb Geschichten, die ebenfalls im "Strand Magazine" abgedruckt wurden. Sie sicherten sein Einkommen, konnten aber an die Popularität des Sherlock Holmes nicht anknüpfen.

Im Jahr 1900 meldete sich Doyle während des Burenkrieges, in dem es um die englische Vormachtstellung in den südafrikanischen Kolonien ging, für ein Jahr freiwillig zur Armee und diente in einem Feldlazarett. Seine Erfahrungen flossen in sein Buch "The Great Boer War" ("Der Große Burenkrieg") – eine 500 Seiten starke Chronik, die wie ein Lehrbuch für eine Militärakademie aufgebaut war.

Für seine Verdienste als Militärarzt wurde er 1902 von König Edward VII. zum Ritter geschlagen und erhielt den Titel "Sir". Es gab Gerüchte, König Edward – wie viele seiner Untertanen ebenfalls ein großer Sherlock Holmes-Fan – verfolge mit dieser Ehrung auch den Zweck, Doyle zu weiteren Holmes-Geschichten zu ermuntern. 1901 war im "Strand Magazine" zwar schon die erste Episode des Romans "The Hound of the Baskervilles" ("Der Hund von Baskerville"), erschienen, aber die Fangemeinde dürstete nach mehr.

Durch hohe Honorarangebote seines Verlages überzeugt, begann Doyle, allem Widerwillen zum Trotz, Holmes-Fälle nun wie am Fließband zu schreiben. Schon ein Jahr später startete mit "The Return of Sherlock Holmes" ("Die Wiederkehr Sherlock Holmes") eine weitere Serie im "Strand Magazine".

Insgesamt erschienen vier Romane und 56 Kurzgeschichten des Meisterdetektivs, die in über 50 Sprachen übersetzt und als Filme, Theaterstücke und Hörspiele bearbeitet wurden. Sein Traum, als Verfasser von Sachbüchern Anerkennung zu finden, blieb ihm verwehrt.

Als Sir Arthur Conan Doyle am 7. Juli 1930 starb, ging er in die Literaturgeschichte als Vater der berühmtesten und beliebtesten Detektivfigur der Welt ein: Sherlock Holmes.

Eine Szene aus einem Schwarzweiß Film. Sherlock Holmes mit Hausrock und Pfeife in einem Dachzimmer stehend. Neben ihm Dr. Watson.

Clive Brook als Holmes, Reginald Owen als Watson

Fasziniert vom Übersinnlichen

Schon kurz nach seiner ersten Holmes-Geschichte schrieb Doyle mit "The Mystery Of Cloomber" eine Novelle, in der er die Möglichkeit eines Weiterlebens nach dem Tod thematisierte. Der Hang zum Spirituellen, der in dieser Geschichte zum Ausdruck kam, sollte einen immer größeren Platz in Doyles Leben einnehmen.

Vor allem nach persönlichen Schicksalsschlägen beschäftigte er sich intensiv mit dem Übersinnlichen. Einschneidende Erlebnisse waren 1906 der Tod seiner ersten Frau Louisa und besonders der Verlust seines Sohnes Kingsley, der als Soldat im Ersten Weltkrieg fiel.

Fotos der Feen von Cottingley veröffentlicht (November 1920)

WDR ZeitZeichen 20.11.2020 14:39 Min. Verfügbar bis 21.11.2090 WDR 5


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Doyle machte es sich zur Aufgabe, das unerforschte Seelenleben des Menschen zu erkunden. Für Studien auf diesem Gebiet gab er viel Geld aus. Er wurde sogar Mitglied in der "Gesellschaft für Parapsychologie".

Seine zweite Frau teilte diese Leidenschaft für das Unerklärliche: Sie beschäftigte sich besonders mit Gedankenübertragung und begleitete Doyle bei seinen vielen Reisen, die er auf den Spuren des Okkulten unternahm.

(Erstveröffentlichung 2005. Letzte Aktualisierung 16.06.2021)

Quelle: WDR

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