Das Schiff
König Gustav II. Adolf gibt 1625 den Auftrag, die Vasa zu bauen. Mehr als 1000 Eichen werden als Baumaterial gefällt, schließlich soll das neue Regalschiff – so nennt man im 17. Jahrhundert die großen Kriegsschiffe – der Stolz der gesamten Flotte werden.
64 schwere Kanonen, über 50 Meter hohe Masten, eine Länge von fast 70 Metern, verziert mit vergoldeten und bemalten Holzfiguren – das Schiff ist eine Pracht. Bewunderung und Stolz soll die Vasa bei den Schweden erwecken, Furcht und Schrecken dagegen bei ihren Feinden.
Der Untergang
Am 10. August 1628 um fünf Uhr nachmittags säumen tausende Schaulustige das Stockholmer Ufer. Sie alle wollen Zeuge werden, wie das prächtige Regalschiff seine erste Reise antritt. Stattdessen verfolgen sie, wie die Vasa nach kaum einer Seemeile noch im Hafen von Stockholm versinkt: Eine schwache Windbö erfasst die Segel, neigt das Schiff zur Seite – sofort tritt Wasser durch die vielen Kanonenluken und besiegelt das Schicksal der Vasa und das von mindestens 50 Matrosen.
Ein Schuldiger wird nicht gefunden – dem Kapitän ist nichts vorzuwerfen, wohl eher dem Auftraggeber oder dem Schiffsbauer. Denn die Vasa unterscheidet sich kaum von anderen Kriegsschiffen des 17. Jahrhunderts, allerdings ist sie kräftiger gebaut und schwerer bestückt als die anderen Schiffe. Ein wohl allzu kühnes Experiment für die damalige Zeit und mangelnde theoretische Kenntnisse über mathematische Stabilitätsberechnungen.
Der Untergang der Vasa wird nicht der einzige Rückschlag für die schwedische Kriegsflotte sein: Zwischen 1625 und 1629 verliert Schweden insgesamt 15 seiner größten Schiffe.
Waren zu viele Kanonen an Bord?
Erste Bergungsversuche
Bergungsversuche beginnen schon wenige Tage nach dem Untergang der Vasa, schließlich sollen zumindest die wertvollen Kanonen gerettet werden. Abenteurer, Schatzsucher, Erfinder – sie alle machen sich ans Werk, doch die Versuche bleiben erfolglos und die Schätze unerreichbar.
Erst zwischen 1663 und 1665 können mehr als 50 Kanonen schließlich nach oben geschafft werden. Danach gerät die Vasa und der Ort, an dem sie sank, in Vergessenheit – zu groß ist die Schmach.
Hoch hinaus und tief hinab
Die Entdeckung
Erst 1956 wird die Vasa von dem Ingenieur Anders Franzen nach jahrelangem Suchen wieder entdeckt. 1961, also 333 Jahre nach dem Untergang, beginnt man mit der Bergung des Schiffes.
Im Nachhinein ist es gut, dass die Vasa noch vor der Insel Beckholmen – mitten in Stockholm – gesunken ist. Denn im Brackwasser der Ostsee bleiben Holzschiffe über Jahrhunderte erhalten. Da das Wasser nicht sehr salzhaltig ist, gibt es hier keinen Schiffsbohrwurm (Teredo navalis). Normalerweise zerfrisst diese kleine Meermuschel in kurzer Zeit alles Holz.
Die Bergung
Ein so großes, altes und tonnenschweres Schiff zu bergen ist keine leichte Aufgabe. Trotzdem mangelt es nicht an Ideen, wie das Schiff an die Oberfläche befördert werden könnte. Es wird sogar vorgeschlagen, die Vasa mit Ping-Pong-Bällen zu füllen oder in einen Eisblock einzufrieren.
Schließlich entscheidet man sich dazu, Stahltrosse unter den Rumpf zu ziehen und diese an wassergefüllten Pontons zu befestigen. Pumpt man diese leer, dann steigen sie, spannen die Stahlseile an und heben das Schiff vom Grund.
Tatsächlich – es klappt. Und so erblickt die Vasa am 24. April 1961 erstmals wieder das Tageslicht. Nachdem aller Schlamm fortgespült ist, beginnt die mühevolle Arbeit der Archäologen, die das Schiff konservieren. Allein diese Konservierung dauert 17 Jahre. Der Öffentlichkeit präsentiert man das Schiff erstmalig wieder 1990, als Carl XVI. Gustaf das extra für die Vasa gebaute Museum eröffnet.
Die Bergung 1961
(Erstveröffentlichung 2006. Letzte Aktualisierung 29.09.2020)
Quelle: WDR