Mit einem einzigen Buch wurde er weltbekannt: "Quo Vadis". Den Literatur-Nobelpreis 1905 habe Sienkiewicz für diesen Roman über die Christenverfolgung unter dem römischen Kaiser Nero bekommen, heißt es oft. Die Begründung des Nobelpreiskomitees lautete freilich anders: Sie ehrte Sienkiewicz vielmehr "für seine außerordentlichen Verdienste als epischer Schriftsteller".
Mit seinem historischen Epos über das alte Rom erlangte Sienkiewicz aber internationale Berühmtheit. Den Ruhm in seinem Heimatland Polen begründeten seine Romane über die polnische Geschichte, in denen die Polen stets als Sieger dastehen. Dass der Verfasser dabei nicht immer genau mit den historischen Fakten umging, tat der Popularität seiner Werke keinen Abbruch.
Henryk Sienkiewiczs Kindheit war geprägt vom Patriotismus seines Vaters, der sich am Kampf für die polnische Unabhängigkeit beteiligt hatte. Aber auch die Traditionen des Landlebens beeinflussten den jungen Sienkiewicz, der am 5. Mai 1846 als Sohn armer adliger Grundbesitzer in der Provinz Podlachien auf die Welt gekommen war.
Später siedelte die Familie nach Warschau um. Henryk Sienkiewicz studierte Literatur und Geschichte und verdiente sein Geld zunächst als Hauslehrer. Er arbeitete als Feuilletonist und Satiriker bei verschiedenen Zeitungen und ging dann als Korrespondent in die Vereinigten Staaten.
1878, gerade erst aus Amerika zurückgekehrt, begab sich Sienkiewicz auf eine vierjährige Reise durch Europa. Seine Auslandsaufenthalte inspirierten ihn zu Texten, in denen er immer wieder die polnische Identität thematisierte. Der Autor setzte seine Bekanntheit ein, um für die polnische Sache zu demonstrieren: In der Revolutionszeit um 1905 forderte er etwa in Artikeln und Aufrufen Autonomie für das polnische Königreich.
Als der Erste Weltkrieg ausbrach, ging Sienkiewicz ins Exil in die Schweiz. Dort starb er am 15. November 1916 – zwei Tage vor der Wiedererrichtung des polnischen Staates. 1924 wurde sein Leichnam in die Warschauer Johanneskathedrale umgebettet.
(Erstveröffentlichung 2008. Letzte Aktualisierung 11.03.2021)
Quelle: WDR