Volksmusik
Beliebte Volkslieder
In der Regel werden die Lieder Volkslied genannt, die seit mehreren Generationen weitergegeben werden und keinen Komponisten haben. Doch manche Lieder von Komponisten wurden so beliebt, dass sie heute zum allgemeinen Volks-Liedgut zählen. Hier einige Beispiele.
Von Malte Linde
"Muss i' denn, muss i' denn zum Städtele hinaus"
"Muss i' denn, muss i' denn
Zum Städtele hinaus
Städtele hinaus
Und du mein Schatz bleibst hier
Wenn i' komm, wenn i' komm
Wenn i' wieder, wieder komm
Wieder, wieder komm
Kehr i' ein mein Schatz bei dir
Kann i' auch nicht immer bei dir sein
Hab' i' doch mei' Freud' an dir
Wenn i' komm, wenn i' komm
Wenn i' wieder, wieder komm
Wieder, wieder komm
Kehr' i' ein mein Schatz bei dir"
Dieses Lied wird häufig einem Komponisten zugeschrieben, nämlich Philipp Friedrich Silcher. Tatsächlich stammt das Lied nicht von ihm, sondern wurde lediglich von ihm aufgeschrieben. Der Komponist ist unbekannt.
Das Volkslied erlebte seinen Höhepunkt auf wenig traditionelle Weise: Elvis Presley machte nach seiner Militärzeit in Deutschland daraus einen Hit – unter dem englischen Titel "Wooden Heart".
"Der Lindenbaum"
"Am Brunnen vor dem Tore
Da steht ein Lindenbaum
Ich träumt in seinem Schatten
So manchen süßen Traum
Ich schnitt in seine Rinde
So manches liebe Wort
Es zog in Freud und Leide
Zu ihm mich immerfort"
Der "Lindenbaum" ist sicher eines der bekanntesten deutschen Volkslieder – und doch ist es eine Komposition aus der frühen Romantik: Franz Schubert schrieb die Melodie zu dem Lied, das oft stellvertretend für die deutsche "Volksseele" genannt wird.
Ursprünglich gehört das Lied nach einem Text von Wilhelm Müller zu Schuberts berühmtem Zyklus "Die Winterreise".
Von Franz Schubert stammt "Der Lindenbaum"
"Schlaf, Kindlein, schlaf"
"Schlaf, Kindlein, schlaf!
Der Vater hüt' die Schaf;
Die Mutter schüttelt's Bäumelein,
Da fällt herab ein Träumelein.
Schlaf, Kindlein, schlaf!"
Schlaflieder gehören zu den bekanntesten Volksliedern. Sie werden Babys und Kleinkindern vorgesungen, um sie in den Schlaf zu wiegen, und heißen deshalb auch "Wiegenlieder".
"Schlaf, Kindlein, Schlaf" ist wohl auch deshalb die bekannteste Einschlafhilfe, weil es viele Parodien auf den Text gibt. Das Lied ist ursprünglich ein norddeutsches Wiegenlied, das Johann Friedrich Reichhart Ende des 18. Jahrhunderts komponierte.
"Stille Nacht, heilige Nacht"
"Stille Nacht, heilige Nacht!
Alles schläft, einsam wacht
Nur das traute hochheilige Paar
Holder Knabe im lockigen Haar
Schlaf in himmlischer Ruh
Schlaf in himmlischer Ruh"
Für jede Zeit im Jahreszyklus gibt es eigene Volkslieder. Davon werden hierzulande fast nur noch die Weihnachtslieder gesungen. Eins der bekanntesten ist das Lied "Stille Nacht, Heilige Nacht."
Auch die Herkunft dieses Liedes ist bekannt: Es wurde von dem Organisten Franz Xaver Gruber nach einem Text des Priesters Joseph Mohr geschrieben. Die erste Aufführung fand Anfang 1818 in einer kleinen Dorfkirche statt. Trotz des bescheidenen Rahmens der Aufführung wurde das Lied im Lauf der Jahrhunderte zu einem Welthit.
"Hoch auf dem gelben Wagen"
"Hoch auf dem gelben Wagen sitz ich beim Schwager vorn.
Vorwärts die Rosse traben, lustig schmettert das Horn.
Felder und Wiesen und Auen, wogendes Ährengold.
Ich möchte ja so gern noch bleiben,
aber der Wagen, der rollt."
Lange war "Hoch auf dem gelben Wagen" einfach nur ein sehr bekanntes deutsches Volkslied – doch 1974 sang der spätere Bundespräsident Walter Scheel das Lied in einer Fernsehsendung zu Gunsten eines Spendenaufrufs.
In den 1970er-Jahren führte diese Darbietung nicht nur zu einer Diskussion über den politischen Stellenwert des Volksliedes in Deutschland, sondern machte "Hoch auf dem gelben Wagen" auch außerordentlich populär. Das Lied selbst ist relativ jung: Es wurde erst 1922 von dem Berliner Apotheker Heinz Höhne komponiert.
Walter Scheel machte "Hoch auf dem gelben Wagen" populär
(Erstveröffentlichung 2007. Letzte Aktualisierung 26.05.2021)
Quelle: WDR