Der Boden macht's
Die Mosel bildet mit den Flüssen Saar und Ruwer das fünftgrößte Weinanbaugebiet Deutschlands. Im Bereich der deutschen Mosel erstrecken sich die Weinanbauflächen von der französischen Grenze bis hin zur Moselmündung bei Koblenz. Die Winzer bevorzugen die Lagen, die von der Sonne begünstigt sind.
3000 Winzer gibt es in der Moselregion allein auf deutscher Seite. Weit über die Hälfte von ihnen übt den Winzerberuf im Nebenerwerb aus. Die durchschnittliche Betriebsgröße umfasst eine Anbaufläche von rund zwei Hektar, also etwas mehr als ein Fußballfeld.
Die Hauptrebsorte der Mosel ist die Rieslingtraube. Sie nimmt rund 60 Prozent der Anbaufläche ein. Vor allem sind es die Steillagen, die beste Voraussetzungen für eine gute Weinqualität bieten. Durch die Hanglage ist eine optimale Sonnenbestrahlung gegeben. Ein weiterer wichtiger Aspekt für den typischen Geschmack der Moselweine ist die Bodenbeschaffenheit.
Die Mosel bei Traben-Trarbach
Es sind die Schieferböden, die dem Wein eine besondere Note geben. Die Rebstöcke müssen besonders tief wurzeln, um ihren Bedarf an Wasser und mineralischen Nährstoffen zu stillen. Dadurch ist die Vegetationsphase länger als in anderen Weinregionen. Sie reicht bis weit in den Herbst hinein.
Wenn in südlicheren Regionen die meisten Weinberge schon abgeerntet sind, wird an der Mosel erst mit der Lese begonnen. Diese zusätzliche Zeit kann die Rieslingtraube nutzen, um zusätzliche Aromastoffe einzulagern, während gleichzeitig der Fruchtzuckergehalt nicht so stark steigt. So werden leichte, aber dennoch sehr aromatische Weine gekeltert.
Kelten, Römer und Mönche
Das Weinbaugebiet an der Mosel ist das älteste in Deutschland. Funde, die einen frühen Weinanbau belegen, gehen zurück in die Zeit der Kelten, die etwa 500 vor Christus in der Region siedelten.
Es waren jedoch die Römer, die hier als Erste professionellen Weinbau betrieben. Das ist belegt durch die zahlreichen großen römischen Kelteranlagen, die man entlang des Flusses bei Grabungen entdeckt hat. Es ging den Römern vor allem darum, ihre Truppen mit Wein zu versorgen, denn ein Teil des Legionärsoldes wurde in Wein bezahlt.
Touristenmagnet Bernkastel-Kues
Die Weingeschichte der Mosel ging nach der Römerzeit nahtlos ins Mittelalter über. In den Klöstern wurde der Weinbau weiterentwickelt. Es waren vor allem die Zisterzienser-Mönche, die aus dem Burgund kamen und ihr weitreichendes Wissen über den Weinbau an die Mosel brachten.
Ihre Kenntnisse über die Wichtigkeit der besonderen Bedeutung der Bodenbeschaffenheit brachten der Moselregion einen großen Wissensvorsprung gegenüber anderen Regionen. Die katholische Kirche und die Klöster waren im Mittelalter die größten Weinbergbesitzer.
Schon lange ein Tourismusziel
Die Verbindung von Tourismus und Wein hat in der Moselregion ebenfalls eine lange Tradition. Die ersten Touristen im heutigen Sinn kamen aus England. Sie besuchten zu Beginn des 19. Jahrhunderts im Zuge der romantischen Bewegung die Moselregion. Der berühmte Maler William Turner war auf seinen Deutschlandreisen oft an der Mosel.
Turner fertigte von fast allen Weinbauorten der Region Skizzen an, die man in der Londoner National Gallery besichtigen kann. Es gibt auch einige sehr schöne Ölgemälde von Turner, die seine Eindrücke von der Mosel zeigen.
Turner war fasziniert von der Mosellandschaft
Auch Johann Wolfgang von Goethe stattete der Moselregion Ende des 18. und Anfang des 19. Jahrhunderts einige Stippvisiten ab und beschrieb die Region in seinen Werken.
Der kommerzielle Tourismus begann aber erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Damals kamen viele Besucher aus Berlin. Auch der deutsche Kaiser Wilhelm II. war häufig Gast an der Mosel. Damals waren die Kurorte Traben-Trarbach oder Bad Bertrich bei den gekrönten Häuptern und bei Europas Geldadel sehr beliebt. Es war auch die große Blütezeit des Moselrieslings, der zu den besten und teuersten Tropfen der Welt gehörte.
Rückbesinnung zu alten Traditionen
Viele der jungen Moselwinzer verfügen heute über ein umfangreiches Fachwissen und eine fundierte Ausbildung, über einen Hochschulabschluss oder über eine Meisterausbildung in der Fachrichtung Weinbau. Viele von ihnen haben darüber hinaus Erfahrungen in anderen Anbaugebieten gesammelt, haben in Neuseeland, Österreich, Frankreich oder Südafrika gearbeitet und gelernt.
Unter den jungen Winzern findet eine Rückbesinnung auf alte Weinbautraditionen statt, gepaart mit fortschrittlichen Methoden und Ideen. Es wird mehr auf die Qualität als auf die Quantität beim Weinanbau geachtet.
Die Steillagen sind in diesem Zusammenhang eine besondere Herausforderung. Der Calmont ist mit einer Höhe von 378 Metern und einer Neigung von 76 Prozent der steilste Weinberg in Europa. In den Steillagen ist die Arbeit mit Maschinen kaum oder gar nicht möglich. Hier kommt es vor allem auf kosten- und zeitintensive Handarbeit an.
Benötigt ein Winzer in flachen Anbaugebieten mit maschineller Hilfe 150 Stunden pro Hektar an Arbeitszeit, so ist es in Steillagen oft die zehnfache Stundenzahl, um einen qualitativ guten Wein zu erwirtschaften. Dieser Arbeitsaufwand findet auch im Preis des Weines seinen Niederschlag. Heute zählen die Moselrieslinge wieder zu den besten und edelsten Tropfen weltweit.
Weinlese am steilsten Weinberg Europas
(Erstveröffentlichung 2009. Letzte Aktualisierung 22.09.2020)
Quelle: WDR