Itaipu-Wasserkraftwerk an der Grenze zwischen Paraguay und Brasilien

Talsperren

Wie sich Talsperren auf die Umwelt auswirken

Eine Talsperre – egal wie groß oder klein gebaut – stellt einen Eingriff in ein bestehendes Ökosystem dar. Die Folgen können verheerend sein.

Von Claudia Füßler

Die langfristigen Folgen sind nicht absehbar

Je größer eine Talsperre, umso stärker ist der Einfluss auf die natürlichen Gegebenheiten in der umliegenden Region. Flora, Fauna und geologische Voraussetzungen werden von den neuen Bedingungen geprägt.

Obwohl die Wissenschaft vor dem Bau einer Talsperre durchaus berechnen kann, wie sich die umgebenden ökologischen Faktoren verändern werden, sind sich Experten inzwischen einig: Solche Vorhersagen gelten allenfalls für einen kurzen Zeitraum.

Die langfristigen ökologischen Folgen eines solchen Eingriffs in natürliche Strukturen sind dagegen nicht absehbar. Aus diesem Grund haben beispielsweise die USA erklärt, kein solches Großprojekt mehr bauen zu wollen. 

Wasserkraftanlage im chinesischen Wujiang

Zerstören viel Natur: Wasserkraftanlagen

Naturschützer schauen skeptisch auf neue Talsperren

Ein neues Risiko ist in den vergangenen Jahren hinzugekommen: der Klimawandel. Er bringt einerseits Dürreperioden mit sich, in denen der Wasserpegel der Stauseen sinkt. Andererseits auch starke Regenfälle, die zu Überschwemmungen, Unterspülungen oder Erdrutschen führen und so die Sicherheit der Talsperren gefährden können.

Dabei sind beispielsweise Wasserkraftanlagen mit Talsperren eine uralte Form der Energienutzung. "Doch die Situation ändert sich in Zeiten des Klimawandels", sagt Tina Mieritz, Referentin für Energiepolitik und Klimaschutz beim Nabu Deutschland. "Die Wasserpegel sind häufig niedriger, so dass die ursprünglich angedachte Nutzung oft gar nicht mehr gesichert ist."

Der Anteil von Wasserkraft an der Stromerzeugung liegt in Deutschland bei 3 Prozent, sie ist also nicht sehr relevant. Die Naturschützer schauen daher besonders skeptisch auf etwaige Pläne für neue Staudämme oder Talsperren. "Die ökologischen Auswirkungen sind ziemlich fatal, man verändert ja nahezu alles, wenn man einen Fluss aufstaut", sagt Mieritz.

Der menschliche Eingriff kann unter anderem die Temperatur und den Sauerstoffgehalt des Wassers beeinflussen. Sedimente, die sonst mit dem Fluss mitgenommen werden, lagern sich ab. Führt ein Fluss viele Sedimente mit sich, füllt sich der Stausee schnell mit diesem Material, es kommt innerhalb weniger Jahre zur Versandung.

So sinkt die Staukapazität des Sees, und das wiederum beeinflusst die ursprünglich geplanten Verwendungsmöglichkeiten. "Das alles wirkt sich negativ auf die wandernden Fischarten wie Lachse, Störe oder Aale aus", sagt Mieritz. Hilfreich sind hier sogenannte Umgehungshilfen wie Fischtreppen, mit denen viele, aber nicht alle Fische die Turbinen sicher umgehen können.

Der Thermorüssel und die Fische

Planet Wissen 01.02.2022 05:12 Min. UT Verfügbar bis 29.11.2024 WDR Von Dirk Gilson

Nach einem Rückbau kann der Fluss sich erholen

In Deutschland gibt es besonders viele kleine Wasserkraftanlagen in kleinen Flüssen. "90 Prozent dieser Anlagen erzeugen aber nur 10 Prozent des Stromes aus Wasserkraft", sagt Mieritz, "das ist also sehr ineffizient, vor allem, wenn man sich einmal überlegt, wie viele Flussläufe im Verhältnis dazu unterbrochen werden." Besser sei es, sich auf große Anlagen zu konzentrieren und diese effizient und naturverträglich zu gestalten.

Tatsächlich lohnt sich der Betrieb der kleinen Wasserkraftanlagen selten, so dass bereits heute viele zurückgebaut und der Natur überlassen werden. So kann sich der Fluss erholen.

Eine sinnvolle Alternative zu Talsperren und Staudämmen können Pumpspeicherkraftwerke sein – auch davon gibt es einige in Deutschland. "Die sind mehr Speicher als Kraftwerk und können flexibel nach Bedarf eingesetzt werden. Doch auch hier sind die Grenzen der ökologischen Tragfähigkeit bereits erreicht, denn ein naturverträglicher Bau neuer Pumpspeicherkraftwerke ist nirgendwo mehr möglich", sagt Mieritz.

Vogelparadies Möhnesee

Planet Wissen 01.02.2022 05:13 Min. UT Verfügbar bis 29.11.2024 WDR Von Jonas Lang

(Erstveröffentlichung: 2019. Letzte Aktualisierung: 02.06.2020)

Quelle: WDR

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