Vier Generationen schlüpfen innerhalb eines Jahres
Mit seinen orangefarbenen Flügeln, die von einem schwarzfarbigen Netz umhüllt sind, und den weißen Farbtupfen an den Flügelspitzen ist er von anderen in den USA beheimateten Schmetterlingen gut zu unterscheiden. Dort paaren sich die Monarchen so fleißig, dass sie vier Generationen in einem Sommer hervorbringen.
Die Raupen sind auffällig gezeichnet und signalisieren somit ihren Fressfeinden: "Ich bin ungenießbar!" Das stimmt auch, da sie aus ihren Futterpflanzen, bestimmten Schwalbenwurzgewächsen, Giftstoffe aufnehmen.
Starke Flugmuskeln bringen die Falter in den Süden
Die letzte Generation jedes Jahres, die vor Einbruch des Winters schlüpft, unterscheidet sich aber von den anderen. Durch deren Leistung wurde der Monarchfalter zu einem echten Star unter den Schmetterlingen: Diese Generation hat extrem stark ausgebildete Flugmuskeln. Und genau diese dienen ihr zu einer wahren Meisterleistung des Tierreichs.
Obwohl die Falter nicht einmal ein Gramm wiegen, begeben sie sich auf eine viele tausend Kilometer lange Reise. In Gruppen ziehen die Tiere zur Überwinterung in den Süden, bis nach Südkalifornien oder Mexiko. Durchschnittlich 70 Kilometer am Tag und an Spitzentagen bis zu 330 Kilometer. Nach zwei Monaten kommen die ersten ans Ziel, nach rund drei Monaten die letzten.
Ab in den Süden!
6000 Kilometer – einmal Mexiko und zurück
Viele Jahrzehnte lang war es ein großes Rätsel, wo genau die Monarchfalter den Winter verbringen. Erst 1975 konnte ein großes Winterquartier ausfindig gemacht werden: Es befindet sich in den Sierra-Madre-Bergen nordwestlich von Mexiko-Stadt auf einer Höhe von 2750 Metern über dem Meeresspiegel.
Abermillionen Schmetterlinge bedecken hier auf einer Fläche von mehreren Hektaren dichtgedrängt Bäume und Boden und überwintern in einer Art Kältestarre.
Doch schon im kommenden Jahr, noch bevor der Frühling im Winterquartier richtig einzieht, treten sie den Rückflug an. Und während ihrer Heimreise halten sie Hochzeit, denn mittlerweile haben die einzelnen Individuen ihre Geschlechtsorgane entwickelt.
Bereits unterwegs werden Eier gelegt und die ersten Reisenden sterben auf dem Wege, das heißt, sie erreichen den Ausgangsort nicht mehr. Diejenigen, die bis zu der Stelle kommen, wo sie im Vorjahr zunächst als Ei, dann als Raupe und schließlich als Schmetterling gelebt haben, sind insgesamt rund 6000 Kilometer geflogen. Für einen Schmetterling ein absoluter Rekord.
Sonne, Erdmagnetfeld, polarisiertes Licht – die Frage der Orientierung
Aber wie ist es bei solch riesigen Entfernungen möglich, dass die Tiere an ihr Ziel und wieder zurück finden? Bei der Orientierung – also der Frage, wohin die Route führt – hilft dem Schmetterling die Sonne, stellten Forscher fest.
Henrik Mouritsen von der Universität Oldenburg und Barrie Frost von der Queen's University im kanadischen Kingston wollten herausfinden, wie sich die Monarchen orientieren. Dafür ließen die Forscher mehrere Tiere in einer Art Flugsimulator auf einem von unten kommenden Luftstrom fliegen.
Das Ergebnis: Die Falter versuchten, in südwestliche Richtung loszuziehen, also in die Richtung, wo auch ihr südliches Winterquartier liegt. Also ist die Sonne eine Art Richtungsgeber für den Schmetterling.
Allerdings fliegen die Monarchen auch bei bedecktem Himmel zielstrebig nach Süden. Also muss es noch eine andere Navigationshilfe geben, die die Schmetterlinge Jahr für Jahr sicher ans Ziel bringt.
Als weitere Möglichkeit für die Bewältigung der Langstrecke käme, neben der Sonne, die Orientierung am Magnetfeld der Erde in Frage. Eine Art integrierter biologischer Kompass könnte den Tieren helfen, Kurs zu halten.
So weit die Theorie, aber eine Änderung des Magnetfeldes in den Experimenten der beiden Wissenschaftler hatte keinen Einfluss auf die gewählte Flugroute. Wie funktioniert dann aber der gezielte Langstreckenflug? Polarisiertes Himmelslicht könnte des Rätsels Lösung sein, denn die Ausrichtung des Lichtes am Magnetfeld ist für viele Insekten wie etwa Bienen eine Hilfe, ihr Ziel zu erreichen.
Forscher statten die Monarchfalter mit Sendern aus
Noch ist die Frage, wie die Langstreckenflieger ihr Ziel finden, nicht ganz geklärt, aber eines ist sicher: Fliegen werden sie, zumindest solange es noch Monarchfalter gibt.
In den vergangenen Jahren berichteten Biologen immer wieder von einer Bedrohung durch die Zerstörung der Überwinterungsgebiete in Mexiko, wo seit Jahrzehnten Kahlschläge und Abholzungen das typische Biotop dieses Schmetterlings zerstören.
Und in ihrem Sommerquartier in den USA leiden die Schmetterlinge darunter, dass ihre Futterpflanzen als Unkraut gelten und daher zunehmend bekämpft werden.
Quelle: SWR | Stand: 15.06.2020, 12:03 Uhr