Gift als Waffe
Giftige Seewespe
Die Seewespe ist eine der gefährlichsten Quallen weltweit und hält sich häufig in Ufernähe auf. Sie lebt im Pazifik, vor allem an der Küste Australiens. Eine Begegnung mit der Seewespe kann für Menschen im schlimmsten Fall tödlich enden.
Von Hans Jürgen von der Burchard
Gefährliche Fangarme
Die Badestrände sind zwar meist mit Netzen abgeschirmt. Doch wer sich außerhalb geschützter Zonen ins Wasser wagt, sollte sich auf unangenehme Begegnungen mit den Seewespen einstellen. Die fast durchsichtigen Quallen sind im flachen Wasser kaum zu erkennen. So kommt es immer wieder zu schmerzhaften Verletzungen, manchmal sogar mit tödlichem Ausgang.
Seewespen gehören zu den Würfelquallen und jagen vor allem vor der Nord- und Ostküste Australiens sowie im westlichen Pazifik.
Die bläulich schimmernde Schwimmglocke der Seewespe kann einen Durchmesser von 30 Zentimetern erreichen. Am unteren Rand trägt sie zwei bis drei Meter lange Tentakeln, die sie wie Fischernetze durchs Wasser schleppt.
Die giftigste Qualle der Welt: die Seewespe Chironex fleckeri
Die Tentakeln sind mit Tausenden von Nesselkapseln besetzt. Berühren sie ein Opfer, schießt aus der Kapsel im Bruchteil einer Sekunde der Nesselschlauch heraus, bohrt sich in die Haut und überträgt das Gift. Die Beute wird gelähmt und kann dann in aller Ruhe gefressen werden.
Menschen stehen nicht auf der Speisekarte der Killerquallen. Doch die giftige Fangmethode kann uns schwer zu schaffen machen.
Das Gift
Das Gift der Seewespe löst einen brennenden Schmerz aus, der sich binnen Minuten verstärkt. Auf der verätzten Haut zeigen sich strickleiterartige Striemen. Im Extremfall wird der Betroffene schon nach kürzester Zeit bewusstlos und kann sich nicht mehr selbst helfen.
Das starke Gift greift hauptsächlich das Nervensystem an. Die Folgen sind Muskel- und Atemlähmung sowie Herz-Kreislauf-Störungen.
Erste Hilfe
Auf jeden Fall sollte man die Tentakeln entfernen, damit sich nicht weitere Nesselkapseln entladen können. Meist führt der Notarzt eine Schockbehandlung durch, damit sich das Herz-Kreislauf-System wieder stabilisiert.
Deuten die Symptome auf eine schwere Vergiftung hin, kann auch die Gabe eines Antiserums erforderlich sein. Solche Immunglobuline fangen die ins Blut eingedrungenen Giftmoleküle ab und verhindern, dass diese in die Nervenzellen eindringen.
Die verätzte Haut wird üblicherweise wie eine Verbrennung behandelt. Die Gabe von Antibiotika hilft bei der Abwehr von Bakterien, die in die Wunden eindringen können.
Zum Glück sind Todesfälle nach einer Seewespen-Begegnung die Ausnahme. Sie zeigen aber, dass manche Tiere im Laufe der Evolution außerordentlich gefährliche chemische Waffen entwickelt haben.
(Erstveröffentlichung 2010. Letzte Aktualisierung 22.07.2019)
Quelle: SWR