Leuchttürme
Seezeichen – Funktion und Technik
Die Lichtsignale des Leuchtturms nennt man Leuchtfeuer. Sie leiten die Seefahrer durch das Wasser und warnen vor Gefahren oder helfen die Position zu bestimmen. Für jede Schwierigkeit auf See gibt es einen passenden Leuchtturm mit speziellen Signalen.
Von Nina Wiechers
Positionsbestimmung
Das Seefeuer ist die simpelste und größte Art eines Leuchtturms. Es strahlt einen weißen Lichtstrahl weit auf das Meer hinaus. So ist das nahende Festland schon von weitem erkennbar. Meist rotiert das Seefeuer dabei, um in alle Richtungen strahlen zu können.
Das Licht soll so ein Fixpunkt sein und den Seefahrern bei der groben Bestimmung ihrer Position helfen. Damit das Seefeuer auch weit auf dem Meer zu sehen ist, wurden für Seefeuer oft hohe Türme gebaut. Um diesen Effekt zu unterstützen, stehen diese auf einer Klippe oder einer anderen Erhöhung.
Ein weißes Licht dient zur Positionsbestimmung
Außerdem werden Seefeuer auf Halbinseln, die in das Meer hineinragen, oder auf Riffen aufgebaut, um so die Seefahrt schon frühzeitig davor zu warnen. Daher findet man besonders viele Seefeuer an den felsigen Küsten Frankreichs und Großbritanniens. Teilweise werden diese sogar noch von Leuchtturmwärtern betrieben.
Sehr viel kleiner sind Orientierungsfeuer. Sie dienen zur genauen Positionsbestimmung entlang einer Küste. Da sie nur aus der Nähe gesehen werden müssen, sind keine leistungsstarke Lichtquelle oder teuren Türme notwendig.
Technisch sind Orientierungsfeuer kleinere, schwächere Seefeuer. Auch sie strahlen weißes Licht aus. Allerdings sind die Laternen nur an einer Seite verglast, da das Licht nur aus einem bestimmten Winkel zu sehen sein muss.
Markierung schwieriger Stellen im Fahrwasser
Im Gegensatz zu See- und Orientierungsfeuern dient ein Leitfeuer zum Erkennen des befahrbaren Wassers. Da zum Beispiel in Hafeneinfahrten das Wasser nicht überall tief genug ist, zeigt das Leitfeuer mit verschiedenem farbigem Licht die befahrbaren Bereiche an.
Dies gelingt mit farbigen Glasscheiben vor der Lichtquelle. Befindet sich das Schiff im tiefen Wasser, so sieht der Steuermann weißes Licht. Bewegt sich das Schiff aus diesem Bereich in Richtung Untiefen hinaus, so wird das Licht je nach Richtung rot oder grün. Diese Bereiche nennt man Sektoren.
Neben der Markierung durch Farben können die Sektoren auch durch verschiedene Lichtsignale gekennzeichnet werden. Befindet sich das Schiff nicht mehr im sicheren Wasser, kriegt der Steuermann – statt einem andauernden Lichtschein – Blitze zu sehen. Die Anzahl der Blitze zeigt, ob sich das Schiff zu weit rechts oder links befindet.
Ähnlich funktionieren Richtfeuer. Auch diese zeigen den Seefahrern den Weg durch Untiefen. Richtfeuer haben jedoch keine Lichtsektoren, sondern zwei Leuchttürme: ein Ober- und ein Unterfeuer. In den meisten Fällen erkennt man schon von Weitem, dass Ober- und Unterfeuer zusammengehören. Dazu werden zum Beispiel die gleichen Lichtquellen verwendet.
Entlang der Elbe sind viele Richtfeuer positioniert
Stehen diese nun aus der Sicht des Seefahrers genau hintereinander, so ist das Fahrwasser tief genug und somit sicher. Die beiden Feuer und das Schiff liegen dann auf einer Richtfeuerlinie.
Damit es nicht zu Kollisionen zwischen ein- und ausfahrenden Schiffen kommt, sind Steuermänner angehalten, sich immer leicht rechts von dieser Richtfeuerlinie zu halten. Da für ein Richtfeuer zwei Leuchttürme nötig sind, sind die Kosten zwar höher als bei einem Leitfeuer.
Jedoch ist die Navigation mit zwei Feuern eindeutiger und somit einfacher und sicherer, da es hier keine Sektorengrenzen gibt, die verschwimmen können, was bei Leitfeuern durchaus vorkommt.
Richtfeuer kommen bei kleinen Fahrrinnen zum Einsatz, wie zum Beispiel auf der Elbe (im Abschnitt Süderelbe/Hamburger Hafen bis Cuxhaven). Hier wird jede bedeutende Richtungsänderung des Fahrwassers durch entsprechende Richtfeuer markiert.
Warnung
Die meisten Leuchttürme wurden grundsätzlich zur Warnung erbaut. Jedoch gibt es auch spezielle Warnfeuer, die vor einem unterirdischen Riff warnen oder vor Seekabeln, wie vor Helgoland. Andere verbieten den Fischfang in bestimmten Gebieten.
Vor Kiel und Fehmarn befinden sich Warnfeuer der Bundesmarine, die vor Marinemanövern warnen. Diese beginnen zu leuchten, sobald die Marine den Schießbetrieb auf Wasser aufnimmt. Die genaue Bedeutung der Warnfeuer lässt sich in Leuchtfeuerverzeichnissen nachlesen.
Ebenfalls eine Warnfunktion haben Molenfeuer. Sie gehören zu den Einfahrtsfeuern und kennzeichnen grundsätzlich die Einfahrt in enge Passagen wie Hafeneinfahrten. Nach internationalem Abkommen sind die Molenfeuer rot oder grün gefärbt. Die Farbe gibt an, auf welcher Seite des Schiffes sich das Molenfeuer bei einer sicheren Einfahrt befindet muss.
In Europa gilt: Ein rotes Feuer muss Backbord liegen, ein grünes Steuerbord und wenn zwei Molenfeuer vorhanden sind, muss das Schiff mittig durch. Sie liegen meist am Ende einer Hafenmole, also einer Steinmauer im Gewässer, und warnen die Seeleute auch vor dieser selbst. Sie sind eher klein und so auch in Binnengewässern und an kleinen Häfen zu finden, wie etwa Sportboothäfen.
Molenfeuer liegen an den Hafeneinfahrten
Globalisierung der Seezeichen
Eine große Herausforderung stellte das internationale Absprechen der Seezeichen dar. Dies ist bis heute noch nicht hundertprozentig gelungen. Der "Internationale Verband der Seezeichenverwaltungen" (IALA; englisch: International Association of Lighthouse Authorities) ist eine Gesellschaft von etwa 80 nationalen Seezeichenbehörden, dazu kommen zahlreiche Hafenbehörden und Hersteller technischer Navigationshilfen.
Sie haben es sich zur Aufgabe gemacht, die internationalen Seezeichen zu optimieren. Dazu archivieren sie Erkenntnisse aus Versuchen der einzelnen Verbände und stellen diese den anderen nationalen Verbänden zur Verfügung. In Konferenzen und durch ein Magazin werden Seezeichen abgesprochen.
Vor der Gründung der IALA gab es viele Schiffsunglücke, die durch eine falsche Interpretation der Lichtzeichen verursacht wurden. Seitdem wurden immer mehr Seezeichen vereinheitlicht.
(Erstveröffentlichung 2009. Letzte Aktualisierung 14.10.2019)
Quelle: WDR