Oldtimer
Automobilbau
Mit der Einführung des Fließbandes durch Henry Ford wurde der "Ford T" zum meistverkauften Auto der USA. 1924 richtete Opel in Rüsselsheim das erste deutsche Fließband ein. Der VW-Käfer lief mehr als 21 Millionen Mal vom Band und ist damit das meistgebaute Auto der Welt.
Von Christoph Pranter
Ausgangspunkt Kutschenfabrik
Mit der zunehmenden Akzeptanz des Automobils durch Adel und Großbürgertum kam es Ende des 19. Jahrhunderts beim Pferdekutschenbau zu erheblichen kommerziellen Einbußen. Der Kutschenbau war ein sehr komplexes Unterfangen, es mussten verschiedene Handwerke aufeinander abgestimmt werden.
Neben Stellmachern und Schmieden arbeiteten Sattler, Schlosser, Schreiner, Lackierer, Gürtler, Glaser, Bortenmacher, Polsterer und Tapezierer an der Herstellung eines Wagens mit. Kutschen waren zum einen Transportmittel, zum anderen aber auch den diversen Modeströmungen unterworfene Luxusgefährte.
Letztere waren wegen des Aufwandes ihrer Herstellung zudem sündhaft teuer. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts zeichnete sich der Niedergang der pferdegezogenen Kutsche ab. Es waren daher die Kutschenbauer, die sich interessiert der neuen Herausforderung Automobil stellten.
Vom Kutschenbau zum Autobau
Was die Konstruktion des Automobils anbelangte, sah es für die Kutschenfabrikanten so aus, als würde sich der technische Aufwand in Grenzen halten. Sie dachten, man benötige lediglich einen Motor, um eine Kutsche in einen Motorwagen verwandeln zu können.
Die ersten Automobile wurden von den Kutschenfabriken auch so umgesetzt: der Fahrer saß erhöht auf einem Kutschbock, nur hatte er statt der Zügel eine Lenkstange oder ein Lenkrad in der Hand. Die Antriebstechnik hatte sich diesem Prinzip unterzuordnen.
Die Motorkutschen waren genauso wie ihre pferdgezogenen Vorgänger Einzelanfertigungen und entsprechend teuer. Somit blieb das Automobil einer kleinen wohlhabenden Schicht vorbehalten. Als der Automobilproduzent Henry Ford (1863-1947) im Jahr 1910 den Schlachthof von Chicago besichtigte, sah er, wie die Metzger die Schweine schlachteten und zerlegten.
Die geschlachteten Schweine hingen an einer Art Förderband von der Decke und konnten von einem Metzger zum nächsten weitergeschoben werden. Jeder einzelne Metzger hatte so nur ein paar Handgriffe zu machen, bevor er das Schwein an den Kollegen weitergab.
Henry Ford – Erfinder des Fließbands zur Autofertigung
Fords Massenfabrikation von Automobilen
Diese Erfahrung aus dem Bereich der rationellen Fleischherstellung brachte Ford auf eine Idee: Warum sollte man nicht auf gleiche Weise auch Autos bauen können? Gedacht, getan: Im Jahr 1913 bewegte sich das erste Fließband in Fords Automobilfabrik.
Die Arbeitsvorgänge gingen schneller vonstatten, es konnten mehr so genannte "Ford T" pro Tag hergestellt werden. Damit war es auch möglich, das Auto billiger anzubieten als die Konkurrenz. Hatte ein "Ford T" im Jahr 1908 vor Einführung des Fließbandes noch 850 US-Dollar gekostet, so war er nach der Fließband-Einführung für 300 US-Dollar zu haben.
Fließband bei Ford – Beginn der Massenproduktion
Autos von deutschen Fließbändern
Von einer Informationsreise in das Auto-Mekka Detroit brachten die Brüder Fritz und Wilhelm Opel 1920 die Idee für das neuartige Fertigungsverfahren mit nach Europa – und ebenso die Erkenntnis, dass nicht das teure und handgefertigte Luxusauto, sondern die Großserienfertigung der richtige Weg in die Zukunft des Automobilbaus war. Das Rüsselsheimer Opel-Werk wurde radikal umgebaut.
1924 war das erste Fließband in Deutschland installiert. Der erste so produzierte Wagen war der "Laubfrosch" (Opel 4/ 12 PS). Für die Kunden hatte das neue Produktionsverfahren einen handfesten Vorteil: Dank der sinkenden Herstellungskosten durch die steigende Stückzahl sank auch hier der Einstandspreis von 4500 Mark auf 1990 Mark.
Das Auto war nicht länger ein teures Luxusgut für wenige, sondern entwickelte sich zum Fortbewegungsmittel für alle.
Opel fertigte als erster deutscher Autohersteller am Fließband
(Erstveröffentlichung: 2004. Letzte Aktualisierung: 24.04.2018)
Quelle: WDR