Besondere Calciumverbindungen
Rein äußerlich ähnelt Alabaster dem Marmor, aber der ist viel mehr mit Kalk und Kreide verwandt. Für alle Varianten dieser Calciumverbindungen gibt es besondere Eigenschaften und daher auch Anwendungsbereiche. Manchmal aus bautechnischen Gründen, manchmal nur aus rein ästhetischen Gründen.
Calcium existiert in der Natur nie in reiner Form, sondern immer nur in Verbindung mit anderen Stoffen. Es ist ein Metall, das in der Erdkruste sehr häufig vorkommt. Es steht in der Häufigkeit sogar an fünfter Stelle. Der englische Chemiker Sir Humphry Davy war der Erste, der im Jahre 1808 mit Hilfe der Elektrolyse das Calcium isolieren konnte, das heißt in reiner Form herstellen.
In der Natur tritt es am häufigsten in fünf verschiedenen Verbindungen auf. Als Calciumcarbonat ist es im Marmor, im Kalkstein und in der Kreide vorhanden. Als Calciumsulfat im Gips und im Alabaster. Jeder weiß, wie hart Marmor ist und wie leicht dagegen Gips zu bearbeiten ist. Mit dem Fingernagel lässt er sich ritzen.
So ist es nicht verwunderlich, dass Alabaster früher besonders gerne wegen seiner leichten Bearbeitung als Marmorersatz benutzt wurde. Das war allerdings nur für Innenräume möglich, denn Alabaster ist wie Gips wasserlöslich und hitzeempfindlich. Witterungseinflüsse wie dauerhafter Regen und starke Sonnenstrahlung würden ihn zerstören.
Ein Kirchenfenster mit Scheiben aus Alabaster
Vorkommen und Anwendungen
Gips ist weltweit verbreitet. Große Vorkommen sind vor allem in Spanien, Italien, Russland, Algerien, Mexiko und den USA zu finden. In Deutschland gibt es Gips zum Beispiel bei Osterode im Harz, bei Eisleben in Sachsen und in Borken bei Kassel. Er wird hauptsächlich im Bergbau gewonnen. Inzwischen fällt er aber auch zunehmend bei der Rauchgasentschwefelung als so genannter Rauchgasgips an.
Schon in der Antike wurde Gips als Baumaterial verwendet: zum Beispiel beim Bau der ägyptischen Pyramiden von Gizeh, später auch bei der Alabastermoschee in Kairo. In Griechenland waren die Bauornamente an den Häusern aus Gips. Die Römer entdeckten, dass man ihm durch starkes Erhitzen das Wasser entziehen kann. Will man den Gips später als Putz verwenden, rührt man die verlorene Menge Wasser einfach wieder unter und lässt ihn dann aushärten. Das macht man heute noch so.
Dazu wird er bei einer Temperatur von 110 Grad Celsius gebrannt. Erhitzt man den Gips auf eine Temperatur zwischen 130 bis 160 Grad Celsius, erhält man den sogenannten Stuckgips. Bei noch höheren Temperaturen ist er "totgebrannt". Das heißt, er kann nicht mehr mit Wasser abbinden. Er ist dann nur noch als Streckmittel für Malerfarben zu gebrauchen.
Der Alabaster-Künstler Roberto Chiti in seiner Werkstatt
Die Farbe verliert dadurch nicht wesentlich an Qualität, kann aber billiger verkauft werden. Dazu muss der Gips besonders fein vermahlen sein und muss in einem speziellen Verfahren vermischt werden, sonst gibt es im Anstrich später weiße Streifen.
Platten aus Gips eignen sich zum Bau von leichten Zwischenwänden. Um Flächen zu glätten, benutzt man Gips als Grundierung und natürlich als Füllmittel. Gipsverbände werden in der Medizin verwendet. Dazu werden Stoffbinden in einem dickflüssigen Gemisch aus gebranntem Gips und Wasser getränkt und um das verletzte Bein oder den gebrochenen Arm gewickelt.
Innerhalb weniger Minuten härtet der Gips zu einer starren Hülle aus. Gipsabdrücke sind in der Kriminologie, der Archäologie und in der Bildenden Kunst unentbehrlich. Auch Modelle von Skulpturen werden aus Gips angefertigt, um sie danach zum Beispiel in Metall zu gießen.
Der schönste Gips: Alabaster
Für kunsthandwerkliche und künstlerische Zwecke ist Alabaster immer noch der schönste Gips. Alabaster entstand vor vielen Jahrmillionen durch das Auskristallisieren von übersättigtem Calciumsulfat aus dem Meerwasser. Man findet ihn aber auch als Verwitterungsprodukt sulfathaltiger Erze in Vulkanen, wo er zum Beispiel durch die Reaktion der austretenden Schwefelsäure mit dem Kalkstein entstehen konnte.
Im italienischen Volterra, in der Toskana, werden an die 50 verschiedene Alabastersorten gefunden. Die sechs wichtigsten:
- Der "Scaglione" ist der wertvollste. Er ist transparent, oft von grau-schwarzen Adern durchzogen. Er wird in großen Tiefen gefunden.
- Der "Agatha" ist ebenfalls sehr wertvoll. Er ist auch transparent, aber seine Farbtöne reichen von honiggelb über rosé bis braun.
- Der "Bardiglio" ist ein weiß-grauer Alabasterstein in vielen Farbnuancen und starker Struktur. Er ist nie durchscheinend und wird im Untertagebau bei Pomarance und Volterra abgebaut. Aus ihm haben schon die Etrusker ihre Graburnen gefertigt.
- Der "Calcarifero Fossiliferi" ist beige mit dunkler rostfarbener Äderung.
- Den "Cenerino" gibt es in verschiedenen Grautönen.
- Der "Gabbro Rosso Volterrano" zeichnet sich durch seine dunkelbraune Färbung aus und der "Pietre Gialle" durch seine gelbe.
Für den Laien ist nicht immer erkennbar, welche Art von Alabaster er vor sich hat, denn Alabaster ist porös. Daher kann der Naturstein nach der Bearbeitung Farbtöne aufnehmen wie ein Schwamm, allerdings nur an der Oberfläche.
Der Kern bleibt in seiner ursprünglichen Farbe. Das ist nicht neu: Das Kolorieren war schon in der Renaissance beliebt. Man färbte zum Beispiel gerne die Intarsien für Tischplatten. Heute gibt es in den Souvenirläden Obst und andere Produkte aus Alabaster in vielen Farbtönen.
Souvenirverkauf in Ägypten
(Erstveröffentlichung 2004. Letzte Aktualisierung 07.01.2020)
Quelle: WDR