Ein Kirchenfenster mit Alabaster-Platten als Fensterscheiben in der Kirche "Cathedral of our Lady of the Angels", Los Angeles

Glas

Hohlglas und Flachglas

Noch vor 100 Jahren war die Herstellung von Flachglas sehr aufwändig. Fensterscheiben waren deshalb früher aus Hohlglas, das aufgeschnitten und flach gewalzt wurde.

Von Bärbel Heidenreich

Fenster aus durchsichtigem Material waren lange Zeit ein unerfüllter Traum. Im Altertum benutzte man Pergamentpapier oder geölte Leinwand. Glasfenster waren bis zum Mittelalter noch reiner Luxus.

Hergestellt wurden sie zunächst einmal wie Hohlgläser. Mit der Glasmacherpfeife wurde das Glas geblasen, aufgeschnitten und dann flach gewalzt. Daher waren die Scheiben auch nur klein.

Im 12. Jahrhundert kam die Butzenscheibe auf. Der Glasmacher blies eine Kugel, die er unten öffnete. Dann schleuderte er das Stück und erhielt eine runde Scheibe mit einem Nabel in der Mitte. Die Scheiben mit einem Durchmesser von etwa 15 Zentimetern wurden durch Bleistege miteinander verbunden.

Zu den ältesten Gebäuden mit Glasfenstern in Deutschland zählen das Kloster Tegernsee und der Dom zu Augsburg mit seinen Prophetenfenstern. Im 15. Jahrhundert begann die Blütezeit der profanen Glasmalerei. Nicht nur Kirchenfenster, auch Paläste, Rat- und Zunfthäuser wurden mit Wappen und historischen Motiven bemalt.

Bunte Kirchenfenster im Kölner Dom.

Die prächtigen Fenster der gotischen Kathedralen erzählen religiöse Geschichten

In Italien, in der Toskana, nahm man zur "Verglasung" von Kirchenfenstern lange Zeit Alabaster als Glasersatz. Alabaster ist ein weicher, gipsartiger Stein, der wie Marmor geädert ist, durchscheinend wie Milchglas und weich wie Holz ist. So war er leicht zu bearbeiten und ideal, um Fensterscheiben daraus zu schneiden.

Noch bis in das 20. Jahrhundert hinein war die Herstellung von Flachglas sehr aufwändig. Es war schlierig und nie ganz gleichmäßig.

Erst um 1960 revolutionierte das sogenannte Floatverfahren die Herstellung von Flachglas: In einem Stahlbassin schwimmt die Glasschmelze auf flüssigem Zinn. Da Glas spezifisch leichter ist, bleibt es oben, ohne sich mit dem Metall zu verbinden. Gebäude-, Spiegel- und Fahrzeugverglasung sind heute aus Floatglas.

(Erstveröffentlichung: 2003. Letzte Aktualisierung: 04.12.2018)

Quelle: WDR

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