Südafrikas Nationalparks

Südafrikas Nationalparks

Krüger-Nationalpark

Der größte, älteste und beliebteste Nationalpark Südafrikas liegt etwa vier Autostunden von Johannesburg entfernt. Mehr als eine Million Besucher bewundern jedes Jahr die grandiose Tierwelt des Krüger-Nationalparks.

Von Tobias Aufmkolk

Ein Mann mit einer Vision

Stephanus Johannes Paulus Kruger, kurz Paul Krüger, war ein zielstrebiger, heimatliebender und naturverbundener Mann. Der Bure wurde 1825 auf der Farm seines Großvaters in der Kapprovinz geboren.

Als Jugendlicher zog er mit seinem Vater nach Transvaal, einem unabhängigen Burenstaat im heutigen Norden Südafrikas.

Trotz geringer Schulbildung stieg er in der Führung des jungen Staates rasch auf. Unter seiner Leitung wurden beim Burenaufstand von 1880/81 die Engländer, die an den Diamantenvorkommen in Transvaal interessiert waren, zurückgeschlagen. Zwei Jahre später wurde Krüger zum Präsidenten von Transvaal gewählt.

Paul Krüger, südafrikanischer Politiker (Geburtstag 10.10.1825)

WDR Zeitzeichen 10.10.2015 14:08 Min. Verfügbar bis 07.10.2025 WDR 5


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Zeit seines Lebens war Paul Krüger ein begeisterter Jäger. Die starke Dezimierung der Tierbestände durch rücksichtsloses Jagen und Wilderei ließ ihn jedoch über einen geeigneten Schutz der großen Wildtiere nachdenken.

Im Osten von Transvaal gab es Gebiete, in denen eine dauerhafte Besiedlung wegen der hohen Malariagefahr nicht möglich war. In der Trockenzeit zogen jedoch zahlreiche Großwildjäger durch diese Gegenden und schossen auf alles, was sich bewegte.

Auf Druck der Bürger in den umliegenden Gemeinden brachte Krüger 1886 im Parlament in Pretoria einen ersten Antrag auf Ausweisung eines Schutzgebietes ein.

Dieser Antrag scheiterte jedoch zunächst. In der Folgezeit lud Krüger immer wieder Abgeordnete zur Wildtierbeobachtung ein und hielt im Parlament flammende Reden für den Tierschutz.

Doch erst zwölf Jahre später, am 26. März 1898, war es dann soweit. Das Parlament unterzeichnete einen Vertrag über einen sogenannten "Regierungs-Wildgarten".

Ein 4600 Quadratkilometer großes Areal zwischen dem Sabie River und dem Crocodile River wurde ausschließlich zum Schutz der großen Wildtierarten bereitgestellt.

Doch schon 1900 verloren die Buren die entscheidende Schlacht um Transvaal gegen die Engländer. Krüger musste ins Exil in die Schweiz, der Gedanke an einen umfassenden Wildtierschutz schien gestorben.

Geschichte Südafrikas

Paul Krüger - der Vater des Gedanken

Der "Vater" des Parks

Die Briten lösten nach ihrem Sieg über die Buren das Schutzgebiet jedoch nicht auf, sondern setzten den Major James Stevenson-Hamilton zum Oberaufseher über das Reservat ein.

Stevenson-Hamilton wollte jedoch weit mehr als bloßer Verwalter des Gebiets sein. Besser hätte es für den Wildtierschutz überhaupt nicht kommen können, denn der britische Major war noch ein größerer Naturliebhaber als Krüger.

Schon in den ersten Jahren erweiterte er das Schutzgebiet gegen den Widerstand von Viehzüchtern, Goldgräbern und Bergwerksgesellschaften um ein Vielfaches. Er plante schon früh ein modernes Reservatskonzept, um Besucherströme in die Schutzgebiete zu leiten.

Ein besonderes Anliegen war ihm dabei der Wiederaufbau des Elefantenbestandes, da es aufgrund des Krieges gegen die Buren nur noch eine Handvoll Exemplare in dem Gebiet gab. Der Erste Weltkrieg unterbrach jedoch die ehrgeizigen Pläne des Majors.

Nach dem Krieg machte Stevenson-Hamilton dann die Öffentlichkeit auf die Belange des Wildtierschutzes aufmerksam. Er organisierte ganze Sonderzüge mit Besuchern aus Pretoria und Johannesburg. Die Lobby für die Einrichtung eines Nationalparks wurde immer stärker.

Als auch noch Piet Grobler, ein Großneffe Paul Krügers, zum "Minister of Lands" ernannt wurde, konnten endlich Nägel mit Köpfen gemacht werden. Farmer wurden umgesiedelt oder enteignet, das gesamte Schutzgebiet auf die heutige Größe von knapp 20.000 Quadratkilometern ausgeweitet.

Am 31. Mai 1926 billigte das Parlament den "National Park Act" und die Einrichtung des ersten Nationalparks Südafrikas: des "Kruger National Park of South Africa".

Ein Elefant steht auf einer Schotterpiste im Krüger-Park und wird von Touristen in zwei Autos beobachtet.

Elefanten sind wieder häufig zu sehen

Professionelles Parkmanagement

Bis heute hat sich an den Grenzen des Krüger-Parks nichts geändert. Seine Größe ist nach wie vor beeindruckend. Von Nord nach Süd misst er etwa 350 Kilometer, von Ost nach West zwischen 40 und 80 Kilometer.

Knapp 2000 Kilometer Straßen führen durch den Park, von denen aus jedes Jahr über eine Million Besucher die Tiere beobachten können.

Geländefahrten sind Touristen wie auch Wildhütern strengstens untersagt. Somit sind nur drei Prozent des Parks überhaupt von Besuchern einsehbar. Wer dennoch eine Tour in den Busch unternehmen will, kann dies zu Fuß unter der Führung eines ausgebildeten Parkrangers machen.

Die Einschränkungen, die Touristen hinnehmen müssen, sind ausschließlich zum Schutz der Tiere gedacht. Dennoch wird sich jeder Besucher an ausgiebigen Tierbeobachtungen erfreuen können. Unterkünfte sind innerhalb der Parkgrenzen in allen Komfortklassen reichlich vorhanden.

Ein sorgfältiges Parkmanagement überwacht das fragile Ökosystem. Umfassende Forschungs- und Beobachtungsprogramme kontrollieren den Bestand und die Lebensweise der einzelnen Arten.

Bei Bedarf werden künstliche Wasserstellen eingerichtet oder das Grasland zur besseren Nachblüte abgebrannt.

Da die Parks nur 15 Prozent Zuschüsse vom Staat erhalten und den Rest selbst erwirtschaften müssen, sind sie auf Touristen angewiesen. Ein Großteil der Besucher kommt dabei aus Südafrika, doch die Zahl der ausländischen Touristen steigt stetig.

Der Krüger-Park erwirtschaftet aufgrund seiner Besucherzahlen jedes Jahr einen Überschuss. Dieser Überschuss kommt in einem finanziellen Ausgleichssystem anderen, weniger bekannten Nationalparks zugute.

Zwei Giraffen auf einer Straße im Krüger-Park werden von Touristen in Autos beobachtet.

Tierbeobachtung an der Straße

Afrikanische Bilderbuchlandschaft

Wer sich als Tourist in den Krüger-Park begibt, findet eine afrikanische Bilderbuchregion vor. Eine weitläufige Steppen- und Graslandschaft wird von Flüssen und Wasserlöchern durchzogen, an die zahlreiche Wildtierarten zum Trinken kommen.

Der Krüger-Park ist der artenreichste des ganzen Landes. Riesige Herden von Büffeln, Zebras, Gnus und Antilopen stehen einer beträchtlichen Anzahl von Raubtieren wie Löwen, Leoparden, Geparden und Hyänen gegenüber.

In den Flüssen und Wasserlöchern tummeln sich Flusspferde und Krokodile, die im Wasser und an den Ufern reichlich Nahrung vorfinden. Über 500 Vogelarten, 150 Reptilien- und Amphibienarten und knapp 2000 Pflanzenarten finden sich in diesem relativ kleinen Gebiet von der Größe Hessens.

Diese ungeheure Artendichte hat jedoch auch ihre Schattenseiten. Da viele Arten durch den Schutz jetzt keine natürlichen Feinde mehr haben und auch nicht mehr gejagt werden dürfen, vermehren sich die Bestände rasant. Die ehemals stark bedrohten Elefanten und Nashörner sind wieder so zahlreich vorhanden, dass sie schon zu einer Belastung des Ökosystems werden.

Gerade Elefanten können auf ihrer Suche nach Nahrung ganze Landstriche verwüsten. Sie kippen Bäume um und durchbrechen vermehrt Barrieren an den Grenzen des Parks. Künstlich angelegte Wasserlöcher, an denen sich die Herden sammeln, wurden in den vergangenen Jahren zur Regenerierung beschädigter Gebiete zwar geschlossen, dauerhaft müssen jedoch andere Lösungen gefunden werden.

Ein Elefantenmutter mit ihrem Jungen.

Problemkind Elefant

Ausweitung der Grenzen

Schon in den 1990er-Jahren schmiedete man in Südafrika den Plan, die Grenzen des Krüger-Parks zu den benachbarten Parks in Mosambik und Simbabwe zu öffnen. Kein Geringerer als Nelson Mandela hatte die Idee, ein riesiges grenzüberschreitendes Schutzgebiet in Afrika zu schaffen.

Die Idee stieß auf breite politische Zustimmung, so dass bereits im Jahr 2000 die ersten Grenzzäune nach Mosambik niedergerissen wurden.

Zwei Jahre später wurde dann feierlich der größte Wildpark der Welt eröffnet: der "Great Limpopo Transfrontier Park", auch "Peace Park" genannt. Wildtiere können seitdem frei zwischen den Staaten wandern. Wo nicht genügend Tierbestand vorhanden ist, werden ganze Herden aus dichter besiedelten Gegenden umgesiedelt.

Was für die Tiere wie ein Paradies erscheint, ist für die Menschen in den durch Bürgerkrieg und politischen Unruhen gebeutelten Nachbarländern Simbabwe und Mosambik nicht immer erfreulich. Sie müssen teilweise ihr Land und ihre Dörfer aufgeben, Viehherden dürfen nicht mehr innerhalb der Parkgrenzen weiden.

Dennoch ist der neu geschaffene Park auch der größte Arbeitgeber der gesamten Region. Parkranger werden ausgebildet und die gesamte touristische Infrastruktur wird mit Hilfe der ansässigen Bevölkerung aufgebaut.

Die Erfolgsgeschichte des Parks steckt noch in den Kinderschuhen und lässt Wildhüter und Naturschützer doch schon von Größerem träumen. Es gibt bereits Visionen von einem zusammenhängenden Wildtierkorridor bis hin nach Nordafrika.

(Erstveröffentlichung 2006. Letzte Aktualisierung 21.06.2021)

Quelle: WDR

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