Badekultur

Von Andrea Schultens (WDR)

Bademode im Wandel

Altes Mosaik: Darauf sind zwei Frauen in einer Art Bikini zu sehen, links davon eine dritte in ein Gewand gehüllt.

Schon die alten Römer und Griechen badeten ausgiebig. Bei den Griechen trug man dabei vermutlich Kleidung. In Rom badete man nackt oder verhüllte sich in Gewänder. Dieses römische Wandmosaik aus dem 3. oder 4. Jahrhundert nach Christus zeigt schon ein Kleidungsstück, das erst sehr viel später wieder in Mode kam: den Bikini.

Schon die alten Römer und Griechen badeten ausgiebig. Bei den Griechen trug man dabei vermutlich Kleidung. In Rom badete man nackt oder verhüllte sich in Gewänder. Dieses römische Wandmosaik aus dem 3. oder 4. Jahrhundert nach Christus zeigt schon ein Kleidungsstück, das erst sehr viel später wieder in Mode kam: den Bikini.

Im Mittelalter badete man nackt. Hölzerne Waschzuber dienten als Gemeinschaftsbadewanne. In den Hinterhöfen der engen mittelalterlichen Städte fanden sich viele Badebütten, in denen man sich zu lustvollen Gemeinschaftsbädern traf. Während der Bader in öffentlichen Bädern angehalten war, für Zucht und Ordnung zu sorgen, planschten und amüsierten sich in den vielen privaten Wannen Frauen und Männer gemeinsam. In höfischen Badestuben hatte der Zuber teils sogar einen Baldachin aus Stoff, sodass man auch ein Dampfbad darin nehmen konnte.

Englands Küste war Vorreiter für mondäne Seebäder. Seit Ende des 19. Jahrhunderts gingen dort auch Frauen in der Öffentlichkeit baden. Das frühe Foto (um 1905) einer englischen Dame zeigt die züchtige Bademode für Strand und Wasser. Obwohl sportliche Betätigung in dieser Badekleidung mit gummiertem Taft und Seidenapplikationen gewiss schwierig war, war sie schon eine große Verbesserung: Im 18. Jahrhundert trugen Frauen nämlich Gewichte an den Baderöcken, damit diese sich nicht hoben.

Die Beinkleider wurden schon früh kürzer, die Bademode praktischer. Bereits 1907 zeigt sich diese Dame im offenherzigen Badeanzug.

Baden am beliebten Wannsee war und ist ein Gruppenerlebnis. Damen wie Herren badeten Anfang des 20. Jahrhunderts im Anzug. Denn der Stoff der Kleidung war im nassen Zustand so schwer, dass er nach unten sackte. Eine einfache Hose hätte man schnell verloren.

Zunächst liebte nur die vornehme Gesellschaft das Strandleben, bevor auch die Massen das Baden im Meer für sich entdeckten. Um 1910 sorgt der Sonnenschirm für angenehme Temperaturen und vornehme Blässe.

Da sich in den späten 1920er-Jahren die Sitten und auch die Züchtigkeit in der Bademode stark lockerten, versuchten die konservativen Machthaber der Freizügigkeit per Gesetz entgegenzusteuern. 1932 wurde der sogenannte Zwickelerlass für Bademode verordnet: Damit weniger nackte Haut zu sehen war, mussten Badeanzüge von Frauen und Männern in der Naht im Schritt durch ein zusätzliches, keilförmiges Stück Stoff – einen Zwickel – ergänzt werden. Männer durften in öffentlichen Bädern keine Badehosen, sondern nur noch Badeanzüge tragen und die Damenanzüge mussten züchtiger geschlossen sein.

Baden am Wannsee in den 1950er-Jahren: Mädchen tragen einen Badeanzug, Jungen mittlerweile fortschrittlich die Badehose.

Dieses "Mannequin" in den 1950er-Jahren zeigt stolz Haut, doch die neue Mode ist weiterhin relativ züchtig. Für die Präsentation des von ihm erfundenen Bikinis findet Designer Louis Réard 1946 nur eine Nackttänzerin.

Doch dann ist er da: der Bikini. Seit Bond-Girl Ursula Andress Anfang der 1960er-Jahre in einem weißen Modell auftritt, ist er in aller Munde. Hier zeigt sich US-Schauspielerin Raquel Welch 1971 im Zweiteiler.

In den 1970er-Jahren kommt die Bademode der heutigen schon sehr nahe. Während Schnitte und Farben der Mode unterworfen sind, ändert sich am Material bis heute nicht viel: Es hält die Form und trocknet gut.

Nach Zeiten von "oben ohne" oder FKK tragen Frauen heute wieder den klassischen Badeanzug oder Bikini, Männer die Badehose.

Stand: 14.08.2022, 12:58 Uhr

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