Pharaonin Hatschepsut

Mumien

Die Mumie der Pharaonin Hatschepsut

Lange Zeit galt die Mumie Hatschepsuts als verschollen. 2007 gab es dann die Sensation: Ein DNA-Abgleich führte auf die richtige Spur – zu Hatschepsuts Mumie!

Eine verschwundene Mumie

Hatschepsut regierte Ägypten als Pharaonin 20 Jahre lang, etwa von 1479 bis 1458 vor Christus, und starb vermutlich im Jahr 1457 vor Christus. Man ging von einem gewaltsamen Tod aus, von einem Mord aus politischen Gründen. Erst 2007 wurde das Rätsel um Hatschepsut endgültig gelöst.

Die Mumie Hatschepsut war lange Zeit nicht auffindbar. In einer Holzkiste in ihrem prächtigen Totentempel wurde lediglich ein Zahn gefunden sowie einige mumifizierte Organe, die als Grabbeigaben gedient hatten. Im Jahr 2006 unternahmen Archäologen einen erneuten Versuch und untersuchten mit Hilfe moderner Labormethoden wie DNA-Analyse und Computertomographie alle weiblichen Mumien im Museum von Kairo.

Man konnte Hatschepsut aber nicht finden. Schließlich erinnerte man sich daran, dass es im Tal der Könige ein Privatgrab von Hatschepsuts Amme Sat-Re gab, in dem einst eine Mumie unbeachtet zurückgelassen worden war. Diese holte man schließlich nach Kairo zur Untersuchung.

Mumie der Hatschepsut

Mumie der Hatschepsut

Sensation im Jahr 2007

Im Juni 2007 präsentierten die Forscher Ihre Ergebnisse: Man hatte die verschollene Mumie Hatschepsuts gefunden!

Die DNA-Analyse des Gewebes der Mumie aus dem Ammen-Grab ergab, dass die Tote mit Hatschepsuts Vater Thutmosis I., ihrem Halbbruder Thutmosis II. und ihrem Neffen/Stiefsohn Thutmosis III. verwandt sein musste. Und Ergebnisse der Computer-Tomografie belegen zweifelsfrei, dass der Zahn aus Hatschepsuts Holzkiste genau in die Zahnlücke der Mumie passt.

Mit dem Fund der Mumie konnte endgültig bewiesen werden, dass Hatschepsut nicht ermordet worden war – wie einige Forscher vermuteten – sondern auf natürliche Art und Weise gestorben. Als Todesursache wird eine Krankheit vermutet, Krebs oder Diabetes.

Schon als man die Mumie Anfang des 20. Jahrhunderts fand, fiel den Forschern der aufgedunsene Leib auf. Vermutlich war Hatschepsut am Ende ihres Lebens sehr krank.

Mumien als Archiv für die Medizin

Planet Wissen 02.12.2019 03:47 Min. Verfügbar bis 02.12.2024 ARD-alpha

Hatschepsuts Kindheit

Über Hatschepsuts Kindheit ist wenig bekannt. Ihr Vater Thutmosis I. hatte noch aus einer anderen Verbindung Nachkommen – die ägyptischen Pharaonen lebten meist polygam, also mit mehreren Ehefrauen.

Drei der vier Söhne aus der Nebenehe von Thutmosis I. starben früh. Der jüngste wurde der Nachfolger des Vaters – als Pharao Thutmosis II.

Wahrscheinlich genoss Hatschepsut als älteste Tochter aus der Hauptehe ihres Vaters eine Vorrangstellung und wurde bis zur Geburt ihres Halbbruders als eine Art Kronprinzessin behandelt.

Hatschepsut als Pharaonin

Als Hatschepsuts Vater Thutmosis I. starb, wurde dessen Sohn Thutmosis II. König und Hatschepsut seine Frau. Über Thutmosis II. ist nicht viel überliefert. Man nimmt an, dass er sehr jung war, als er an die Regierung kam und dass er auch nur kurz regierte – vermutlich drei Jahre lang.

Hatschepsut und Thutmosis II. bekamen eine Tochter, Neferure. Aus einer Nebenverbindung hatte der König noch einen Sohn. Die Kinder dürften beim Tod von Thutmosis II. nicht älter als zwei Jahre gewesen sein. Die Regentschaft für den minderjährigen Thutmosis III. wurde zunächst von Hatschepsuts Mutter ausgeübt.

Erst nach deren Tod übernahm Hatschepsut diese Aufgabe. Regentinnen für unmündige Könige waren in Ägypten keine Seltenheit, seit der 1. Dynastie sind diese belegt. Hatschepsut stand somit in einer weit zurückreichenden Tradition.

CT eines Mumienkopfes

CT eines Mumienkopfes

Kriegsherrin, Friedensfürstin, Bauherrin

Obwohl sie als "Friedensfürstin" berühmt wurde, war Hatschepsut auch in zahlreiche kriegerische Handlungen verwickelt. So war die Wiedereröffnung der Türkisminen auf dem Sinai mit kriegerischen Auseinandersetzungen gegen Nomadenstämme verbunden.

Es gibt auch Hinweise auf die Niederschlagung von Aufständen im von Ägypten beherrschten Nubien. Entscheidend ist aber die Tatsache, dass Ägypten während ihrer Herrschaft durch die Nachbarn respektiert wurde.

Da Hatschepsuts Regierungszeit überwiegend friedlich verlief, konnte sie sich anderen Plänen widmen. So ließ sie im neunten Jahr ihrer Regierung die berühmte Handelsexpedition nach Punt aufbrechen.

Die Reise war mühsam und riskant, da die Schiffe nach kurzer Nilreise nach Norden durch die Wüste nach Osten zum Roten Meer getragen und dort wieder zusammengebaut werden mussten, bevor man weitersegeln konnte.

Lebendige Szenen schildern in Hatschepsuts Totentempel die Abenteuer der Expedition und den freundlichen Empfang in Punt. Wertvolle Güter konnten von dort mitgebracht werden: kostbare Harze, Edelhölzer, Elfenbein und seltene Tiere.

Hatschepsut nahm diese in Karnak persönlich in Empfang – es sollte einer ihrer größten Erfolge werden. Heute gilt die Expedition nach Punt als erste botanische Sammelreise der Geschichte.

Flakon der Pharaonin Hatschepsut

Flakon der Pharaonin Hatschepsut

Ägypten war unter Hatschepsut wieder ein reiches Land geworden, die Handelswege nach Süden und Osten standen offen, es flossen reichlich Tributabgaben aus Gebieten, die unter ägyptischer Verwaltung und Schutz standen.

Auf diesem Reichtum aufbauend, begann Hatschepsut mit einem gigantischen Tempelbauprogramm. Der Schwerpunkt lag dabei in Theben, wo sie fast ununterbrochen am Tempel in Karnak gebaut haben muss.

Karnak erhielt ein zweites Paar Obelisken, zum 15-jährigen Thronjubiläum einen Schiffsschrein (der Rote Tempel) für das Prozessionsboot das Amun, einen neuen südlichen Pylon (Tortum), einen neuen Königspalast und eine Reihe von Ausbauten der Prozessionsgänge. Diese Prozessionen ermöglichten es dem einfachen Volk, das Erscheinen des Gottes leibhaftig mitzuerleben.

Normalerweise ruhte der Gott, personifiziert durch sein Kultbild, abgeschirmt und vor aller Augen verborgen in seinem Schrein im Tempel. Er war für den einfachen Mann nicht zu fassen. Nun ergab sich für die Bevölkerung eine neue Erfahrung der Gottesnähe, die zu einer verstärkten Frömmigkeit führte.

Mumie der Hatschepsut, Kopf

Mumie der Hatschepsut, Kopf

Hatschepsut verschwindet aus der Geschichte

Hatschepsuts ehrgeizigstes Projekt war ihr Totentempel in Deir el-Bahari, gegenüber der Stadt Luxor. Errichtet inmitten der ausgedörrten Wüste, war der Tempel eines der schönsten Bauwerke der antiken Welt.

Der Tempel war mit einer Reihe kolossaler Statuen geschmückt, die Hatschepsut als lebenden Osiris mit entweder der weißen Krone von Südägypten oder der Doppelkrone beider Länder zeigen.

Eine Stele berichtet, dass Hatschepsut im 22. Jahr ihrer Regierungszeit starb. Ihr folgte Thutmosis III., der weitere 33 Jahre sehr erfolgreich alleine weiterregierte.

Gegen Ende seiner Amtszeit wurde versucht, Hatschepsut aus allen Aufzeichnungen zu löschen. Ihre Bilder wurden von den Steinwänden gemeißelt und sie wurde aus der offiziellen Geschichtsschreibung entfernt. Im Tempel von Deir el-Bahari wurden ihre monumentalen Statuen niedergerissen, zerschlagen oder enthauptet und vergraben. In Karnak versuchte man, ihre Obelisken zu ummauern.

Warum dies alles geschah, ist unklar. Man vermutet, dass Thutmosis III. gegen Ende seines Lebens seine persönliche Geschichte aufräumen und Hatschepsut auf ihren rechtmäßigen Platz als Königin und Regentin, nicht aber als Pharao, verweisen wollte. So konnte er die Errungenschaften der gemeinsamen Regierung erfolgreich für sich beanspruchen.

Quelle: BR | Stand: 09.12.2020, 13:26 Uhr

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