Ein Junge steht auf einer Waage, zwei andere hinter ihm, um sich ebenfalls wiegen zu lassen.

Kindheit im Zweiten Weltkrieg

Lebertran als Stärkungsmittel

Während des Zweiten Weltkriegs und kurz danach bekamen viele hungernde Kinder Lebertran zur Stärkung verabreicht. Doch der war bei den Kleinen nicht sehr beliebt.

Von Sine Maier-Bode

Lebertran ist ein Öl, das aus der Leber von Kabeljau, Dorsch oder Hai gewonnen wird und Jod, Phosphor sowie die Vitamine A und D enthält. Es wird vor allem geschwächten oder unterernährten Kindern gegeben, um Kinderkrankheiten vorzubeugen und Rachitis zu verhindern.

In der Nachkriegszeit lieferte das Kinderhilfswerk UNICEF dieses damals noch sehr ekelhaft schmeckende Stärkungsmittel an geschwächte Kinder in Deutschland, Frankreich und Polen. Von der UNICEF-Mission in Berlin gingen 416 Tonnen Lebertran, 96 Millionen Lebertrankapseln und 9000 Kilogramm Vollmilchpulver zu den Kindern.

Der Lebertran kam in riesigen Metallbehältern aus Norwegen, Kanada und Neuseeland, die damals die größten Hersteller von Lebertran waren.

Noch Jahrzehnte später hatte das Wundermittel seinen festen Platz in jeder Hausapotheke. Spätere Kindergenerationen waren allerdings besser dran: Es gab nicht mehr den ekelerregend tranig-schmeckenden puren Lebertran, sondern ihm wurden Geschmacksstoffe wie Vanille- und Orangenaromen beigesetzt, die ihn beinahe wie eine Süßigkeit schmecken lassen. Die Abneigung gegen den täglichen Löffel Lebertran hat sich aber bei den meisten Kindern erhalten.

Als Medizin war Lebertran übrigens schon seit dem 19. Jahrhundert bekannt. Wer heute noch sehen will, wie er damals hergestellt wurde, muss allerdings bis zu den Lofoten reisen.

Dort, wo der Dorsch-Fischfang schon seit Jahrtausenden die Menschen ernährt hat, gibt es auch noch eine alte Trankocherei. Hier wird der Lebertran nach alt hergebrachter Methode hergestellt, und kaum einer verlässt die Trankocherei, ohne eine Flasche Lebertran als Souvenir mitzunehmen.

(Erstveröffentlichung: 2004. Letzte Aktualisierung: 23.03.2020)

Quelle: WDR

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