Die blaue Mauritius
Besonders Fehldrucke haben es Sammlern angetan. Ob Gravurfehler, Farbfehler, Zähnungsfehler – hierbei handelt es sich um irreguläre, weil "fehlkonstruierte" Postwertzeichen, die nur zufällig in Umlauf gekommen sind.
Übrigens: Moderne fehlerbehaftete Briefmarken der deutschen Post, die trotz umfangreicher Kontrollen in der Bundesdruckerei an die Öffentlichkeit und auf Auktionen gelangen, sind so genannter "Druckausschuss" – Postwertzeichen, deren Sammelwert unter Philatelisten umstritten ist.
Als 1840 in England die ersten Briefmarken im Umlauf kamen, wollte der Gouverneur der britischen Kronkolonie Mauritius den modernen Erfindungen des Mutterlandes in nichts nachstehen – eigene Postwertzeichen mussten her. Eigens wurde ein Graveur beauftragt, eine Druckplatte zu erstellen.
Der Graveur machte sich ans Werk, doch die Gravur einer Briefmarke war auch für ihn selbstverständlich Neuland. Und so kam es, dass auf der Mauritius-Marke statt der englischen Bezeichnung für Gebühr ("postage") die Worte "Post Office" (Postamt) geprägt wurden.
Insgesamt wurden mit dieser ersten Serie je 500 rote (1 Penny) und blaue (2 Pence) Briefmarken gedruckt; erst die nachfolgenden Serien wurden mit einer korrigierten Druckplatte hergestellt.
Heute gibt es weltweit von der berühmten blauen Mauritius nur noch zwölf Exemplare, von der roten 14. Im Berliner Museum für Kommunikation kann man ein Paar dieser "Königinnen der Briefmarken" besichtigen.
Möglichst ausgefallen sollte das Sammelgebiet sein
Juwelen aus Papier
Die Mauritius-"Post-Office"-Marken sind eine Legende – dennoch sind sie keineswegs die wertvollsten Briefmarken der Welt. Dieser Rang gebührt zwei Marken mit geringem Bekanntheitsgrad: der roten "British Guiana One Cent" von 1856 und der schwedischen 3-Schilling-Marke von 1855.
Beide Postwertzeichen sind Unikate. Die rote "British Guiana" hat ein Segelschiff als Motiv und wurde 1873 von einem zwölfjährigen schottischen Schüler entdeckt, der die dunkelrote Marke für umgerechnet 1 Euro und 50 Cent an einen Sammler verkaufte. Die Briefmarke wechselte vielfach den Besitzer. 1980 erwarb sie der Amerikaner John du Pont für 935.000 US-Dollar, 2014 wurde sie beim Auktionshaus Sotheby's für rund 9,5 Millionen Dollar an einen anonymen Bieter weiterverkauft.
Auch die schwedische 3-Schilling-Marke gibt es weltweit wohl nur einmal. Sie ist ein Fehldruck, versehentlich in gelb-orangem Farbton (der eigentlichen Farbe des 8-Schilling-Wertes der gleichen Reihe) gedruckt statt in Grün. Auch diese Briefmarke wurde von einem Jungen gefunden, und zwar auf dem Dachboden seiner Großmutter. 1996 wurde die Marke in Genf für 2,5 Millionen Schweizer Franken versteigert – der neue Besitzer blieb anonym.
Deutsche Raritäten
Die deutsche Postgeschichte kann ebenfalls mit einem Juwel aufwarten, dem Baden-Fehldruck von 1851. Es handelt sich hierbei um die 9-Kreuzer-Marke, die auf blaugrünem statt rosalila Papier gedruckt wurde. Im Jahr 1985 wurde die Marke für stattliche 2,3 Millionen D-Mark versteigert.
Neueren Datums – aber unter den Philatelisten genauso berühmt – ist die so genannte Gscheidle-Marke, auch Gscheidle-Irrtum genannt. 1980 fanden die olympischen Sommerspiele in Moskau statt. Dazu wollte auch die Bundesrepublik Deutschland eine Briefmarke herausgeben. Diese wurde jedoch wegen des Boykotts der Spiele durch den Westen damals nie offiziell ausgegeben.
Doch die Gattin des damaligen Postministers Gscheidle benutzte einige wenige Vorabexemplare ihres Mannes, die sie in seinen Unterlagen fand, für ihre Korrespondenz. Eine Handvoll dieser nie ausgegebenen Marken, die heute als Raritäten gelten, wurden auf Auktionen für fünfstellige D-Mark-Beträge versteigert.
Audrey Hepburn – ein Star auch unter Briefmarken
Ein solcher Ausgabe-Irrtum wiederholte sich 2001, als die Deutsche Post der zierlichen Hollywood-Größe Audrey Hepburn eine Zuschlagsmarke widmete. Im letzten Moment stoppten die Erben die Ausgabe der Briefmarke – angeblich missfiel ihnen die Darstellung der Schauspielerin mit Zigarettenspitze. Und doch sind bisher drei verwendete Marken bereits aufgetaucht. Ein Fall für die Schatzsucher unter den Philatelisten.
Quelle: SWR | Stand: 24.01.2020, 13:55 Uhr