Fremdsprachen lernen

So gelingt das Sprachenlernen

Es gibt zahlreiche Methoden und Techniken, um sich eine neue Sprache anzueignen. Experten kennen viele effektive Strategien, die wir hier zusammengestellt haben.

Von Katrin Ewert

1. Vokabeln verknüpfen

Egal ob wir eine neue Sprache in der Schule, zu Hause am Schreibtisch oder mit einem Online-Kurs lernen: Am Vokabelpauken führt kein Weg vorbei. Experten schätzen, dass Menschen mindestens 800 Wörter benötigen, um längere Gespräche mit Muttersprachlern führen zu können. Wer fließend sprechen will, braucht sogar 3000 Vokabeln.

Vokabellisten sehen jedoch häufig aus wie endlose Wort-Friedhöfe. Wir ermüden schnell, wenn wir einfach nur versuchen, uns die Wörter durch stummes Vorlesen einzuprägen. Stattdessen sollten wir die Listen in appetitliche Häppchen einteilen.

Der Tipp lautet daher, Vokabeln zu Themenfeldern zu bündeln – etwa "Im Urlaub" oder "Beim Arzt". So fällt es uns leichter, eine Handvoll Wörter gleichzeitig zu lernen. Die einzelnen Vokabel-Bündel sollten jedoch nicht zu viele Vokabeln enthalten.

Experten empfehlen, die Lektionen so einzuteilen, dass wir die Begriffe innerhalb von 20 Minuten lernen können. Danach folgt eine eine aktive Pause von fünf Minuten und dann wiederholen wir die Vokabeln für weitere 20 Minuten. Länger sollten die täglichen Vokabel-Trainings nicht dauern.

Noch wichtiger ist es, die Vokabeln zu verknüpfen. Dabei helfen Buntstifte, Textmarker oder sogar Schere und Kleber. Ähnliche Vokabeln werden zu einer Mindmap angeordnet und wichtige Begriffe hervorgehoben.

Am nachhaltigsten aber lernen wir Vokabeln, wenn wir Assoziationen benutzen, so sagen viele Ratgeber. Das kann eine simple Eselsbrücke sein. Je genauer wir die Verknüpfung bildlich vor Augen haben, desto besser.

Wollen wir uns zum Beispiel das englische Wort "soak" (durchnässen) merken, können wir uns eine durchnässte Socke (klingt so ähnlich wie "soak") vorstellen, die tropfend an einer Wäscheleine hängt. Assoziationen wie diese schreiben oder malen wir am besten neben die Vokabel. Wenn wir die Vokabel das nächste Mal abrufen, denken wir direkt an die triefende Socke.

Eine weitere Methode ist die des "Storytellings" (zu Deutsch: das Geschichtenerzählen). Zusammenhängende Vokabeln können wir uns besser merken, wenn wir uns damit eine Geschichte ausdenken.

Nehmen wir zum Beispiel die spanischen Zahlen uno (eins), dos (zwei), tres (drei). Folgende Erzählung könnten wir uns dazu merken: Wir sitzen in einer Strandbar und spielen eine Runde Uno. Plötzlich bekommen wir Durst auf ein paar Dosen Bier. Wir gehen an den Tresen und bestellen drei Bier. Diese Geschichte lässt sich beliebig fortführen.

Schüler verbinden Wörter und Bilder an der Tafel zu passenden Paaren

Bilder, Eselsbrücken und Geschichten helfen beim Lernen

2. Technik nutzen

Jeder Sprachschüler lernt anders. Während sich einige problemlos Eselsbrücken ausdenken und aufmalen, bevorzugen andere eine App oder ein Programm, das ihnen die Wörter vorliest, passende Bilder und Beispielsätze anzeigt. Das kann Zeit sparen.

Vokabelprogramme sind besonders wertvoll, wenn wir die Begriffe wiederholen wollen. Sie registrieren richtige und falsche Wörter und merken sich in der Regel auch die Zeit, die wir zum Antworten brauchen. Daraufhin zeigen die Programme vermehrt jene Vokabeln an, mit denen wir noch Probleme haben. Auch Grammatikregeln können wir mit Apps direkt anwenden und üben.

Ein Tipp für den Alltag: Wer bereits über einen Basis-Wortschatz verfügt, kann seinen Laptop oder sein Smartphone auf die zu lernende Fremdsprache umstellen. Auch die Sprache von sozialen Netzwerken wie Facebook oder Instagram lässt sich ändern. So sind wir ständig mit neuen Wörtern konfrontiert und lernen automatisch dazu.  

Ein Mädchen löst Aufgaben auf einem Tablet

Vokabelprogramme können dabei helfen, die Motivation zu steigern

3. Sprechen, sprechen, sprechen

Für jeden Sprachenlerner gilt: So früh wie möglich anfangen zu sprechen! Experten empfehlen, bereits nach zwei Wochen erste Gespräche mit Muttersprachlern zu beginnen. Beim ersten Sprechen machen wir zwar zunächst sehr viele Fehler, von denen wir uns aber nicht aus der Ruhe bringen lassen sollten.

Durch ständiges Ausprobieren und Verbessern lernen wir am schnellsten. Nur beim Sprechen können sich Grammatikregeln und Vokabeln nachhaltig festsetzen.

Wer keine Freunde oder Bekannte hat, mit denen er die Fremdsprache üben kann, sollte sich einen Tandempartner suchen. Wer zum Beispiel Italienisch lernt, bildet ein Tandem mit einem Italiener, der gerade Deutsch lernt.

Tandempartner lassen sich über spezielle Websites, Gruppen in sozialen Medien oder Universitäten finden. Die Gespräche können persönlich, aber auch per Telefon oder Skype stattfinden. Auch bei internationalen Stammtischen oder Sprachcafés können Lernende Muttersprachler kennenlernen.

Zusätzlich sollten wir uns angewöhnen, in der fremden Sprache zu denken und stumme (oder auch laute) Selbstgespräche zu führen. Wer etwa im Supermarkt ist, kann sich selbst in der fremden Sprache fragen, was er besorgen muss und die Einkaufsliste abgehen (Beispiel: "I need to buy apples, bread and milk").

So verankern sich neu gelernte Wörter an konkreten Beispielen im Alltag. Selbstgespräche in einer fremden Sprache zu führen, mag zunächst ungewohnt sein. Mit der Zeit führen wir sie aber automatisch und ganz unbewusst. Wer seine Gedanken laut ausspricht, trainiert gleichzeitig seine Aussprache.  

Ein Junge und ein Mädchen sprechen in einer Bibliothek miteinander

Bei Treffen mit Muttersprachlern trainiert man die Sprache – und hat gleichzeitig Spaß dabei

4. Eintauchen

Die erfolgreichste Methode, um eine Sprache zu lernen, ist jedoch weder Vokabellernen noch ein Treffen mit einem Tandempartner. Es ist das sogenannte Eintauchen in die fremde Sprache, das Sprachwissenschaftler als "Immersion" bezeichnen. Das Wort kommt aus dem Lateinischen und lässt sich am ehesten mit "Sprachbad" übersetzen.

Ein Sprachbad nehmen können Lernende, indem sie eine Reise unternehmen oder eine längere Zeit im Zielland verbringen – etwa durch einen Schüler- oder Studentenaustausch, ein Freiwilligenprojekt oder einen neuen Job im Ausland.

Aber auch wer keine Möglichkeit hat, ins Ausland zu gehen, kann von zu Hause aus in die Sprache abtauchen. Alles was wir hören, lesen oder anschauen, können wir mit Medien in der Fremdsprache ersetzen.

Über das Internet lassen sich zum Beispiel geeignete Radiosender finden. Am Bahnhofskiosk gibt es eine große Auswahl an internationalen Zeitungen und Zeitschriften. Filme können wir nach folgendem Schema auf die Fremdsprache umstellen: In den ersten Monaten schauen wir Filme mit dem Ton in der Fremdsprache und deutschem Untertitel, sobald wir sicherer sind, mit Untertiteln in der Originalsprache, und anschließend verzichten wir komplett auf den Filmtext.

Verschiedene englischsprachige Zeitungen liegen auf einem Tisch

Zeitungen lesen, Filme schauen, Radio hören wie ein Muttersprachler

5. Pakete schnüren

Ein letzter wichtiger Tipp: Wir sollten das Sprachenlernen als Projekt sehen, das ein Ende hat. Dieses Ende sollten wir klar formulieren – etwa: die englische Grammatik verstehen und richtig anwenden. Oder: ein zehnminütiges Gespräch auf Italienisch führen können. Wenn wir uns dieses Ziel stets vor Augen führen, sind wir motivierter.

Unser Sprachen-Projekt sollten wir in kleine Zwischenziele unterteilen. Zum Beispiel: eine Pizza im Restaurant auf Italienisch bestellen. Oder: ein Hotel telefonisch auf Italienisch reservieren. Mithilfe dieser geschnürten Pakete oder "Mini-Missionen" sehen wir alle paar Wochen konkrete Ergebnisse und es fällt uns leichter, unser Ziel zu verfolgen.

Zu guter Letzt: Spaß beim Lernen haben. Jeder soll Lernstrategien auswählen, die Freude bereiten. Wer etwa bereits auf Deutsch ungern Zeitung liest, für den ist es keine gute Idee, in einer Fremdsprache damit anzufangen.

Am besten suchen wir uns Muttersprachler, die die gleichen Hobbys haben wie wir. Bei einer gemeinsamen Jogging-Runde, beim Gitarrespielen oder einem Koch-Abend lernt sich die Sprache wie von allein – so die Theorie.

Drei Personen sitzen an einem Tisch und schreiben in ihre Terminkalender

Wer das Sprachenlernen als Projekt sieht und sich viele kleine Ziele setzt, bleibt motiviert

(Erstveröffentlichung 2019. Letzte Aktualisierung 29.06.2020)

Quelle: WDR

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