Die Jungtiere fast aller Rabenvogelarten verlassen aus eigenem Antrieb das Nest, bevor sie fliegen können. Dementsprechend unbeholfen wirken sie beim Ausstieg aus dem Nest und den anschließenden Gehversuchen auf Ästen und Zweigen.
Durch diese Beobachtung dichteten die Menschen schon vor mehreren hundert Jahren den Raben an, keine besonders fürsorglichen Eltern zu sein. Der Begriff soll auf Martin Luther zurückgehen, der eine Bibelstelle des Alten Testaments falsch interpretierte und übersetzte. So findet sich seit Mitte des 16. Jahrhunderts der negativ besetzte Begriff in zahlreichen Erziehungsratgebern wieder.
Schon seit längerer Zeit weisen Wissenschaftler darauf hin, dass dieser Begriff überholt ist und nicht den tatsächlichen Beobachtungen entspricht. Rabenvögel sind sehr fürsorgliche Eltern. Die Jungvögel kommen als Nesthocker zur Welt. Sie sind nackt, blind und hilflos – ganz im Gegensatz zu Küken von Hühnern oder Enten.
Die Rabeneltern füttern ihre Jungen einige Wochen lang, warnen und schützen sie vor ihren Feinden. Zudem kümmern sich beide Partner ausgiebig um den Nachwuchs. In der Regel bleibt die Mutter im Nest, während der Vater für die Mutter und den Nachwuchs die Nahrung herbeischafft.
Quelle: SWR/WDR | Stand: 19.08.2020, 12:45 Uhr