Partnersuche
Die Wissenschaft rund ums Dating
Gibt es die Liebe auf den ersten Blick? Oder ist alles nur genetisch vorherbestimmt? Und wie kann ich dafür sorgen, dass sich jemand in mich verliebt? Wissenschaftler versuchen zu entschlüsseln, wie Gene, Evolution und Verhalten den Erfolg bei der Partnersuche beeinflussen.
Von Chantal Beil
Warum wir daten
Die Partnersuche bei Menschen ist kompliziert. Bevor wir uns auf jemanden einlassen, prüfen wir unser Gegenüber erst auf Herz und Nieren – wir "daten". Das kann sehr zeitintensiv und mit hohem Aufwand verbunden sein. Aber warum daten wir eigentlich?
Hier kommt die Evolutionsbiologie ins Spiel und der Unterschied zwischen Mann und Frau. Der Mann war in der Steinzeit für die Ernährung und den Schutz zuständig. Die Frau dagegen kümmerte sich vorwiegend um die "Aufzucht" der Kinder.
Laut Evolutionsbiologen gab es aber einen weiteren, wichtigeren Unterschied: Männer wollten sich weitreichend vermehren. Ihnen reichte dazu eine möglichst attraktive Frau aus. Hauptsache, sie bekam viele Kinder. Damals wie auch heute können sich die meisten Männer, im Gegensatz zu den Frauen, relativ einfach fortpflanzen.
Frauen hingegen sind viel kritischer bei der Partnerwahl. Der Psychologe und Evolutionsforscher für menschliches Verhalten, Dr. Benjamin Lange, erklärt die anspruchsvolle Auswahl so: "Da steckt die Evolution in uns drin. Wir stammen nicht von Frauen ab, die einfach leichtfertig einen Partner ausgewählt haben."
Gerade in der Vergangenheit trugen die Frauen bei der Fortpflanzung ein viel größeres Risiko. Zum einen sind sie nicht immer fruchtbar. Zum anderen haben sie während der Schwangerschaft und besonders nach der Geburt einen viel höheren zeitlichen Aufwand bei der Pflege des Kindes. Auch wenn die Verantwortung der Kindererziehung heute nicht mehr nur bei den Frauen liegt, so steckt dieses evolutionäre Risiko immer noch in uns.
Frauen müssen ihren Partner also sorgsamer auswählen. Also muss der Mann, so die Evolutionsbiologen, sich stärker als potenzieller Partner beweisen. Er muss dabei seine Konkurrenz ausstechen und mehr Zeit investieren. So muss sich nun auch der Mann überlegen, für welche Frau er mehr Zeit und Mühen aufbringt.
Im Laufe der Evolution haben sich die Ansprüche an den Partner ausgedehnt. Während in der Steinzeit Fitness und Gesundheit an oberster Stelle standen, spielen heute unter anderem Status und Bildungsstand eine wichtige Rolle.
Welche Merkmale bei der Partnerwahl derzeit entscheidend sind, versuchen die Forscher durch Fragebögen herauszufinden. Dabei werden die Testpersonen zu ihren Vorlieben bei einer Partnerwahl befragt. Am Ende werden alle Ergebnisse zusammengetragen, und so können die Wissenschaftler Auskunft geben, mit welchen Eigenschaften uns ein potenzieller Partner beim Date überzeugen kann.
Im Laufe der Evolution sind die Ansprüche an den Partner gewachsen
Wie uns die Gene bei der Auswahl beeinflussen
Ob ein Date erfolgreich ist, diktieren uns auch unsere Gene. Die Wissenschaft geht davon aus, dass gewisse genetische Merkmale eine Rolle spielen. Dazu gehört unter anderem auch der Körpergeruch. Dabei geht es, so die Forscher, letztendlich um Fortpflanzung. Denn wer genetisch gut zusammenpasst, der zeugt auch gesündere Nachkommen, so die Theorie.
Aber zunächst mal beeinflussen uns Körpergerüche schon beim Dating, weil wir uns zu einem gut riechenden Menschen eher hingezogen fühlen. Doch die Wissenschaftler haben herausgefunden, dass wir über unseren Körpergeruch nicht nur Auskunft über unsere Körperhygiene geben, sondern auch über unser Immunsystem.
Je unterschiedlicher das Immunsystem unseres Gegenüber, desto mehr mögen wir seinen Körpergeruch. Das liegt daran, dass wir besonders gesunde Nachkommen zeugen wollen. Das gelingt durch eine möglichst große Vielfalt an Immunzellen. Paaren sich also zwei unterschiedliche Immunsysteme, erhält der Nachkömmling viel mehr Immunzellen. Je mehr Immunzellen, desto stärker ist die Abwehr von Krankheiten.
Beweisen konnten das die Wissenschaftler durch die sogenannten Schnüffeltests. Männer und Frauen trugen ein T-Shirt mehrere Tage nacheinander. Sie durften keine Deodorants oder Ähnliches benutzen. Die getragenen T-Shirts wurden luftdicht verpackt. Das jeweils andere Geschlecht musste daran schnüffeln und den Geruch bewerten.
Die Bewertungen wurden im Anschluss mit den Immunsystemen der Testpersonen verglichen. Dabei kam heraus, dass die Testpersonen, die sich besonders gut riechen konnten, auch eine unterschiedliche Vielfalt an Immunzellen hatten. Daten wir also jemanden, den wir gut riechen können, finden wir die Person auch gleich viel attraktiver, da die Person in unserem Unterbewusstsein besser zu uns passt.
Der Körpergeruch verrät, wer zu uns passt
Wie wichtig Attraktivität ist
Wer nur auf Attraktivität bei der Partnerwahl achtet, ist oberflächlich, sagt man. Forscher haben jedoch herausgefunden, dass wir uns zu attraktiven Menschen mehr hingezogen fühlen, als zu unattraktiven. Wir sind sogar freundlicher zu hübschen Menschen und schreiben ihnen auch positivere Eigenschaften zu. Doch was finden wir eigentlich attraktiv?
Laut Attraktivitätsforschern ist Attraktivität das, was die Bevölkerung als attraktiv bezeichnet. Dabei gibt es jedoch zwei Unterschiede: Die eine Attraktivität ist biologisch begründet, die andere kulturell.
Die biologische Attraktivität ist zeitlich unbegrenzt, also schon immer so. Dazu gehören Merkmale wie Jugendlichkeit, zum Beispiel eine glatte Haut, und die Symmetrie des Gesichtes. Eine gute Symmetrie des Gesichtes sowie ein rosa Teint sollen auf einen guten Gesundheitszustand hinweisen und uns attraktiver wirken lassen.
Symmetrie und Jugendlichkeit gelten allgemein als attraktiv
Aus biologischer Sicht sollten auch weibliche Körper, die kurviger sind, am attraktivsten sein, da dieser Körperbau auf eine gute Fruchtbarkeit hindeutet. In den industriellen Ländern ist das nicht der Fall. Hier werden heute schmale Frauen bevorzugt, während in anderen Ländern weiterhin das alte Ideal gilt.
Verändern sich solche Schönheitsideale oder sind diese in anderen kulturellen Kreisen unterschiedlich, gehören diese laut den Forschern zu den kulturellen Attraktivitätsmerkmalen. Auch bei männlicher Körperbehaarung ist so ein Trend zu beobachten. Mehr Behaarung deutet auf viel Testosteron hin, also besonders männlich, und wirkte früher auf Frauen sehr attraktiv. Heute jedoch ist auch weniger Körperbehaarung beliebt.
Was gerade wo attraktiv ist, und ob es sich um ein biologisches oder kulturelles Attraktivitätsmerkmal handelt, erforschen die Wissenschaftler durch Befragungen. Sie legen den Testpersonen verschiedene Bilder vor und lassen diese nach einem vorgegebenen Ranking die Bilder bewerten. Die Forschungen zeigten, dass wir lächelnde Personen viel attraktiver finden und uns attraktiven Menschen gegenüber freundlicher verhalten.
Das richtige Verhalten beim Dating
Attraktive Menschen haben es zwar leichter, doch können auch sie beim Dating viel falsch machen. Hier kommt es nämlich auf das richtige Gespräch an.
Es knistert beim Speeddating nur selten, dennoch nutzen Kommunikationsforscher die Speeddatings gerne, um mehr über das menschliche Dating-Verhalten herauszufinden. Dabei werden die Gespräche genau unter die Lupe genommen.
Dabei kam heraus, dass zu Beginn der Dates zunächst die Standardfragen abgearbeitet werden. Typisch sind Fragen nach dem Alter, Beruf und Hobbies. Läuft das Gespräch gut, wird diese Ebene verlassen und es wird nach Gemeinsamkeiten gesucht. Die Fragen werden intimer und spielerischer, da wir jung und vital auf den anderen wirken wollen.
Männer konnten bei dem Test besonders punkten, wenn sie die Frau positiv unterbrachen. Das heißt, nicht ein Thema abzuschneiden und zum Neuen übergehen, sondern vielmehr das Thema mit gezielten Nachfragen zu vertiefen. Dadurch zeigt man Interesse und kann ein Gespräch positiv beeinflussen, so die Forscher.
Vermeiden sollte man allerdings zu erzählen, welche Ausschlusskriterien man beim anderen Geschlecht hat. Das kommt beim Gegenüber selten gut an.
Beim Speeddating knistert es nur selten
Quelle: WDR | Stand: 15.07.2020, 15:15 Uhr