Sassoons Look
Es war die Zeit der Beatles, der Rolling Stones und der "Swinging Sixties" in London. Die britische Hauptstadt London war damals, in den 1960ern, eine der wichtigsten Metropolen der Welt für Musik und Mode.
Und Vidal Sassoon schuf ähnlich bahnbrechende Neuerungen bei Frisuren: den geometrischen Haarschnitt, den V-Schnitt und den Five-Point-Cut mit seinen fünf geometrischen Spitzen. Es kam ihm darauf an, dass die Haare natürlich fielen. 1963 erfand er dann den Bob – einen einfachen Haarschnitt mit gerader, kinnlanger Konturlinie, flippig und einfach zu tragen.
Millionen von Frauen in Europa und den USA erlöste Sassoon damit vom Frisuren-Drama: Lockenwickler, heiße Trockenhauben, unangenehme Toupierkämme, Haarspray und endlose Sitzungen beim Friseur waren mit seinen Haarschnitten passé.

Sassoons Stil machte das Haareschneiden zur Kunstform
Jahrelang hatte er mit neuen Schneidetechniken und geometrischen Schnitten experimentiert. Bereits in den 1920er-Jahren hatte es mit dem Bubikopf und dem Garçonne-Schnitt praktische Kurzhaarfrisuren für Frauen gegeben.
Durch Sassoon bekamen die damals so politisch motivierten Frisuren neuen Aufschwung. Sassoon etablierte sie im Mainstream und lag damit genau im Trend.
Trend-Setter
In den 1960er-Jahren schnitt er der Minirock-Designerin Mary Quant einen Pagenkopf mit eckigen Konturen, der exakt zu den streng geometrischen Formen ihrer Mode passte.
Der berühmte französische Modeschöpfer Emanuel Ungaro wurde vorstellig und bat um Asymmetrisches, passend zu seiner Avantgarde-Mode. Schließlich folgte Hollywood mit Stars wie Mia Farrow, die seine raspelkurze Kreation in Roman Polanskis Film "Rosemarys Baby" bekannt machte.

Mia Farrows Haarschnitt war mit 500 Pfund der teuerste seiner Zeit
Der Haarschnitt als Kunstform
Mit Sassoon wurde das Haareschneiden zur Kunstform erhoben, und der Friseur war nicht länger ein reiner Handwerker, sondern avancierte zum kreativen Stylist.
Der 1928 geborene Vidal Sassoon machte eine Bilderbuchkarriere: Er wuchs im Londoner East End auf und verließ mit 14 Jahren die Schule, um eine Ausbildung als "Shampoo boy" in einem Friseursalon in London-Mayfair zu machen.
Schon bald gewann er Wettbewerbe, und 1954 eröffnete er seinen ersten eigenen Salon in der renommierten Bond Street. 1966 nahm die erste Vidal-Sassoon-Schule für Friseure ihre Arbeit auf, Sassoon zog nach Los Angeles.
1974 kreierte Sassoon die Haarpflegeserie "Wash and go". Sein Name wurde zur Marke, er selbst zum Multimillionär. 1983 gründete er das "Vidal Sassoon International Center for the Study of Antisemitism" an der Hebräischen Universität in Jerusalem.
2012 starb Sassoon im Alter von 84 Jahren in Los Angeles, Kalifornien.
(Erstveröffentlichung: 2003. Letzte Aktualisierung: 16.07.2019)
Quelle: WDR