Hypnose
Fragen und Antworten zur Hypnose
Über die Hypnose gibt es viele Legenden und Klischees. Planet Wissen beantwortet häufig gestellte Fragen zum Thema.
Von Katrin Ewert
Kann sich jeder hypnotisieren lassen?
Generell ist jeder Mensch hypnotisierbar. Studien konnten zeigen, dass zehn bis 15 Prozent besonders gut geeignet für die Hypnose sind. Das sind nicht etwa Personen, die leichtgläubig sind. Es sind vor allem diejenigen, die eine große Vorstellungskraft haben.
Wer zum Beispiel gerne Bücher liest und dabei das Gefühl entwickelt, mitten im Geschehen zu sein oder wer sich bei spannenden Filmen oder Sportveranstaltungen dabei ertappt, wie weggetreten zu sein, wird leicht einen Trancezustand erreichen.
Umgekehrt sind zehn bis 15 Prozent aller Menschen nur schwer zu hypnotisieren – weil sie skeptisch sind, die Hypnose ablehnen oder die Anweisungen des Hypnotiseurs nicht zulassen.
Dazwischen gibt es ein großes Mittelfeld. Wer sich auf eine Hypnose einlassen kann und körperlich und seelisch gesund ist, für den kommt Hypnose infrage.
Aber auch bei körperlichen oder seelischen Störungen ist die Methode meistens realisierbar. Allerdings sollten Betroffene die Probleme vorher genau mit dem Therapeuten besprechen. Bei Psychosen, Persönlichkeitsstörungen oder Epilepsie raten die meisten Experten ab, da eine Hypnose die Symptome verstärken könne.
Woran erkenne ich eine seriöse Hypnose?
Ob Therapeuten seriös ist, erkennt man an ihrer Ausbildung: Sie sollten Ärzte oder Psychologen sein und eine psychotherapeutische Grundausbildung absolviert haben – etwa in Verhaltenstherapie, Tiefenpsychologischer Therapie oder Systemischer Therapie. Zusätzlich brauchen sie eine Hypnose-Weiterbildung von einer der anerkannten Gesellschaften, wie der Milton-Erickson-Gesellschaft (MEG) oder der Deutschen Gesellschaft für Hypnose (DGH).
Hat der Therapeut oder Coach allerdings nur Kurse in Hypnose belegt, aber kein medizinisches oder psychologisches Studium absolviert, sollten Patienten skeptisch sein. Gleiches gilt, wenn der Hypnotiseur auf seiner Webseite große Erfolge verspricht, aber keine Angaben zu seiner beruflichen Laufbahn macht.
Auch beim Treffen mit dem Therapeuten können Patienten auf einige Punkte achten: Seriöse Therapeuten bieten ein ausführliches Vorgespräch an, bevor sie mit der Hypnose starten. Während der Trance stellen sie sicher, dass sich ihr Gegenüber wohlfühlt. Nach der Sitzung nehmen sie sich ausreichend Zeit, um Fragen oder Bedenken zu klären.
Haben Hypnosen Nebenwirkungen?
Wer sich von einem seriösen Therapeuten behandeln lässt, für den ist die Hypnose ganz klar ungefährlich. Im Gegensatz zu Showhypnosen geht es in der therapeutischen Hypnose darum, zusammen mit dem Patienten an seinen Problemen zu arbeiten. Studien konnten zeigen, dass die Methode oft überraschende schnelle und nachhaltige Veränderungen bringt – und das ohne negative Nebenwirkungen.
Noch dazu bringt Hypnose positive Nebeneffekte: Viele Patienten erleben im Trancezustand ein körperliches Wohlbefinden. Stresshormone nehmen in der Hypnose ab. Blutdruck, Pulsschlag und Atemfrequenz sinken und Schmerzen können nachlassen.
Wie hoch sind die Kosten für eine Hypnose?
Eine einzelne Hypnose-Sitzung kostet meist zwischen 80 und 120 Euro je 50 Minuten. Hypnose ist immer eine Privatleistung und wird von gesetzlichen Krankenkassen nicht übernommen.
Es gibt aber Psychotherapeuten, die Hypnose in eine Verhaltenstherapie oder Tiefenpsychologische Therapie integrieren. Die Kosten für diese beiden Therapiearten übernehmen die Kassen.
Wichtig: Die Fragen zu Dauer und Kosten pro Sitzung sollte man unbedingt zu Beginn der Therapie klären.
Verliere ich im Trancezustand meinen Willen?
Durch Bühnen- und Show-Hypnose denken viele Menschen, dass sie in der Hypnose abgeschaltet und fremdbestimmt werden. In der therapeutischen, seriösen Hypnose wird aber auf keinen Fall entgegen den Willen des Patienten gearbeitet. Im Gegenteil – er entscheidet selbst, welche Themen und Bilder er aufkommen lässt.
Damit ist es gar nicht möglich, jemanden gegen seinen Willen oder gegen die eigenen Wertvorstellungen zu hypnotisieren. Die Psyche des Menschen verfügt über natürliche Schutzmechanismen. Diese werden sofort aktiv, wenn der Hypnotisierte spürt, dass gerade etwas gegen seine Werte und seinen Willen passiert.
Fazit: Die Hypnose macht nicht willenlos. Gute Therapeuten helfen sogar dabei, wieder mehr Willenskraft über sich selbst zu gewinnen, indem sie während der Trance Kräfte mobilisieren und stärkende Erinnerungen wachrufen.
Kann ich jederzeit aufhören?
Viele Menschen haben Angst davor, dem Hypnotiseur ausgeliefert zu sein, die Hypnose nicht stoppen zu können oder gar nicht mehr aufwachen zu können. Das Gegenteil ist allerdings der Fall: Selbst in tiefen Trancezuständen können wir jederzeit aussteigen. Da Hypnose nur eine Form der Entspannung und kein Tiefschlaf ist, wachen wir in jedem Fall wieder auf.
Kann ich mich hinterher an alles erinnern?
Wer eine Hypnose-Sitzung beendet, erinnert sich an alles. Da wir im Trancezustand bei vollem Bewusstsein sind, bekommen wir alles mit und wissen hinterher genau, welche Suggestionen uns der Therapeut gegeben hat, welche Bilder wir vor unserem inneren Auge gesehen haben und was wir selbst gesagt haben.
(Erstveröffentlichung 2018. Letzte Aktualisierung 10.07.2020)
Quelle: WDR