Psychotherapie
Der Weg zum Psychotherapeuten – die ersten Schritte
Welche Störungen lassen sich mit einer Psychotherapie behandeln? Wie finde ich den richtigen Psychotherapeuten? Und wer übernimmt die Kosten? Planet Wissen erklärt die ersten Schritte auf dem Weg zum Psychotherapeuten.
Von Claudia Heidenfelder
Wann ist eine Psychotherapie überhaupt notwendig?
Ob Angsterkrankungen, Zwangsstörungen oder Depressionen: Menschen, die seelische Probleme haben und diese nicht alleine bewältigen können, sollten professionelle Hilfe in Anspruch nehmen.
Ausschlaggebend für die Diagnose einer psychischen Erkrankung ist der Leidensdruck des Patienten. Das Befinden und die persönliche Wahrnehmung spielen eine entscheidende Rolle.
Was sind die Voraussetzungen für eine ambulante Psychotherapie?
Voraussetzung für eine ambulante Psychotherapie ist eine gewisse körperliche und geistige Stabilität des Patienten. Eine Suchttherapie bei Alkoholabhängigkeit kann zum Beispiel erst nach dem Entzug durchgeführt werden, also bei so genannten "trockenen Alkoholikern".
Menschen mit wahnhafter Schizophrenie oder in akuter Selbsttötungsgefahr müssen zunächst in einer Klinik stabilisiert werden, bevor sie eine ambulante Therapie beginnen können. Großen Einfluss auf den Erfolg einer Psychotherapie hat dazu die Bereitschaft, sich mit den eigenen psychischen Problemen auseinander zu setzen.
Wie finden Betroffene den richtigen Psychotherapeuten?
Sehr wichtig ist die Wahl des Psychotherapeuten mit dem passenden Behandlungsschwerpunkt. Zwischen Patient und Therapeut sollte die Chemie stimmen. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, einen Psychotherapeuten zu suchen.
- In den Gelben Seiten sind Adressen und Telefonnummern örtlicher Psychotherapeuten verzeichnet.
- Auf der Webseite www.psychotherapiesuche.de können Patienten in einer Datenbank nach Therapeuten suchen. Dort sind einige Psychotherapeuten aufgelistet, wenn auch längst nicht alle. Neben diesem Service bietet der Psychotherapeutische Informationsdienst eine kostenlose telefonische Beratung an.
- Einige Krankenkassen führen Listen von zugelassenen Psychotherapeuten.
Wer zahlt die Behandlung beim Psychotherapeuten?
Wenn es sich um eine psychische Störung mit Krankheitswert handelt, übernehmen Krankenkassen die gesamten Behandlungskosten. Dazu gehören Depressionen, Essstörungen, Angststörungen, Persönlichkeitsstörungen, psychosomatische Störungen, Süchte, Verhaltensstörungen oder Zwangsstörungen.
Ob es sich um eine solche psychische Störung handelt, kann durch einen psychologischen Psychotherapeuten mit Kassenzulassung oder einen Arzt festgestellt werden. Wer einen Termin bei einem Psychotherapeuten vereinbaren will, braucht nicht zwingend eine Überweisung des Hausarztes, sondern kann sich auch direkt an den Therapeuten wenden.
Wer trägt die Kosten für den Blick ins Innere?
Welche Verfahren zahlt die Krankenkasse?
Die gesetzlichen Krankenkassen zahlen Behandlungen nach den derzeit anerkannten Richtlinienverfahren. Zu ihnen gehören die Psychoanalyse, tiefenpsychologisch fundierte Verfahren, Systemische Therapie und die Verhaltenstherapie.
Üblich und empfehlenswert ist es, sich zunächst Termine bei mehreren Therapeuten geben zu lassen. Das erhöht zum einen die Chance, schnell einen Therapieplatz zu bekommen. Zum anderen können Probesitzungen stattfinden, um herauszufinden, welcher Therapeut am besten passt. Auch die ersten Probesitzungen werden von den Kassen übernommen.
Die Regelungen bei privaten Versicherungen sind nicht einheitlich. Teilweise zahlen private Krankenkassen auch die Kosten anderer Verfahren wie eine systemische Therapie. Sicherheitshalber sollten Patienten direkt bei ihrer Versicherung nach den Konditionen fragen.
Quelle: SWR | Stand: 22.06.2020, 09:46 Uhr