Krankheiten

Depression

Schlechte Laune oder Niedergeschlagenheit sind noch keine Depression, auch wenn sie mal länger dauern. Erst wenn die negativen Gedanken überhandnehmen und die betroffene Person sich nicht selbst davon lösen kann, sprechen Mediziner von Depression.

Von Annette Holtmeyer, Katrin Ewert, Britta Schwanenberg

HILFE BEI DEPRESSIONEN

Wenden Sie sich an einen Arzt, wenn Sie den Verdacht haben, dass Sie oder eine nahestehende Person unter Depressionen leiden. Der Hausarzt ist die erste Anlaufstelle.

Die Stiftung Deutsche Depressionshilfe bietet ein Info-Telefon (0800-3344533) und ein Online-Forum an.

In Notfällen, etwa bei Suizidgedanken, wenden Sie sich an den Notarzt unter der Telefonnummer 112.

Depression – was ist das?

Das Thema Depression war lange Zeit tabu. Zwar hatte schon Anfang des 20. Jahrhunderts der Psychiater und Gründer des Max-Planck-Instituts für Psychiatrie, Emil Kraepelin, in Medizinerkreisen dafür gesorgt, dass der Begriff "Depression" als Krankheitsbezeichnung anerkannt wurde.

Die Öffentlichkeit ignorierte das aber jahrzehntelang. Mit der Zeit wurde die Krankheit allmählich enttabuisiert, vor allem seitdem sich auch Prominente dazu bekennen. Heute sprechen Menschen zwar offener über das Thema, doch noch immer sind psychische Krankheiten wie Depressionen mit Vorurteilen behaftet.

"Depression" kommt aus dem Lateinischen und bedeutet "Niederdrückung" oder "Niedergeschlagenheit". Doch eine Depression ist kein Durchhänger von einigen Tagen. Es handelt sich um eine Krankheit mit psychischen und körperlichen Symptomen, die den gesamten Alltag der Betroffenen verändert.

Depressionen sind eine häufige Erkrankung. Pro Jahr erkranken 1 bis 2 pro 100 Personen. Die Fachgesellschaften für Psychiatrie und Psychotherapie geben an, dass derzeit fünf Prozent der Deutschen, also ungefähr vier Millionen, an einer Depression leiden.

Eine Frau sitzt mit angezogenen Beinen auf einem Stuhl, der im Meer steht und schaut auf das Wasser.

Betroffene ziehen sich oft zurück

Seelische Symptome

Der Verlauf einer Depression ist von Fall zu Fall unterschiedlich: Sie kann sich allmählich bemerkbar machen und verschlimmern, aber auch fast schlagartig auftreten. Bei einigen Betroffenen ist es nur eine kurze Episode, bei anderen dauert die Depression mehrere Monate oder in seltenen Fällen sogar Jahre.

Je nachdem, wie viele Symptome gleichzeitig auftreten und wie stark sich die Beschwerden bemerkbar machen, unterscheiden Psychotherapeuten zwischen leichter, mittlerer und schwerer Depression. Folgende psychische Symptome sind typisch bei Depressionen:

  • Niedergeschlagenheit
  • Gefühl der inneren Leere und der Gleichgültigkeit
  • Antriebslosigkeit
  • Konzentrationsstörungen
  • Selbstzweifel
  • Schuldgefühle
  • innere Unruhe
  • Angstzustände

Körperliche Symptome

Es ist auch möglich, dass die Depressionen körperliche Beschwerden verursachen, ohne dass es eine körperliche Ursache dafür gibt.

Besonders schlimm kann es für die Betroffenen sein, wenn ihnen signalisiert wird, dass sie sich ihre Krankheit nur einbilden. Folgende körperliche Beschwerden können unter anderem durch eine Depression ausgelöst werden:

  • Schlafstörungen (Schlafmangel, aber auch erhöhtes Schlafbedürfnis)
  • Essstörungen (Appetitmangel, in selteneren Fällen auch Esssucht)
  • Verdauungsbeschwerden
  • Kopf-, Gelenk- oder Muskelschmerzen
  • Schmerzen in der Herzgegend
  • sexuelle Unlust

Wie entsteht eine Depression?

Die Forscher, die nach den Ursachen der Depression suchen, versuchen zum einen, die Krankheit biologisch zu erklären, und zum anderen, sie psychologisch zu verstehen. Heute wissen Ärzte, dass ein Zusammenspiel verschiedener Faktoren Depressionen auslöst. Welche Faktoren im Vordergrund stehen, ist individuell verschieden.

Zum einen liegt es an den erblichen Faktoren. Warum erkrankt der eine Mensch an einer Depression und ein anderer bleibt bei ähnlichen Lebensumständen gesund? Dieses Rätsel ist zwar nicht vollständig gelöst. Es gilt aber als sehr wahrscheinlich, dass die Veranlagung zur Depression zum Teil in den Genen steckt. Denn Depressionen treten innerhalb von einzelnen Familien häufiger auf.

Ein weiterer Faktor sind Stoffwechselstörungen im Gehirn. Neurologische Untersuchungen haben ergeben, dass bei Depressionen eine Störung des Neurotransmitter-Stoffwechsels vorliegt. Neurotransmitter sind Botenstoffe, über welche die Nervenzellen im Gehirn mit ihren Nachbarzellen in Kontakt treten.

Modell eines menschlichen Gehirns.

Bei Depressiven fehlen Botenstoffe im Gehirn

Es gibt Hinweise darauf, dass bei Depressiven vor allem die Botenstoffe Noradrenalin und Serotonin – landläufig als "Glückshormon" bekannt – fehlen. Somit ist das Gleichgewicht der biologischen Funktionen gestört.

Zuletzt spielen psychosoziale Faktoren eine Rolle. Dazu gehören zum Beispiel ein ängstlicher und übermäßig behütender Erziehungsstil der Eltern. Auch unbewältigte Kindheitserlebnisse oder ein Trauma – wie der Verlust eines Elternteils oder sexueller Missbrauch – können im späteren Leben zu einer Depression führen. Betroffene haben häufig ein geringes Selbstbewusstsein, sind in hohem Maße korrekt und ordentlich und haben Probleme, mit Stress umzugehen.

Viele Betroffene erkranken nach bestimmten Erlebnissen oder schwierigen Lebensumständen. Zu diesen Auslösern zählen zum Beispiel der Verlust eines Angehörigen, die Trennung vom Partner, eine schwere Krankheit, berufliche Überbelastung oder Arbeitslosigkeit.

Formen der Depression

02:23 Min. Verfügbar bis 24.09.2028

Wer kann Depressionen bekommen?

Depressionen können jeden treffen und in jedem Alter auftreten. Die meisten Betroffenen erkranken jedoch zwischen dem 30. und 40. Lebensjahr. Frauen bekommen die Diagnose doppelt so häufig wie Männer.

Mütter nach der Geburt: Mehr als die Hälfte aller Mütter erlebt kurz nach der Geburt ihres Kindes eine milde Form der Depression, den sogenannten "Babyblues". Sie brechen leicht in Tränen aus, fühlen sich traurig und schlafen schlecht.

Hormone spielen dabei eine entscheidende Rolle. Dieses Stimmungstief verschwindet in der Regel innerhalb von drei bis fünf Tagen nach der Geburt.

Von einer "Wochenbettdepression" sprechen Ärzte erst, wenn die Betroffenen über längere Zeit in dieser Stimmung sind. Häufig kommen Desinteresse und Schuldgefühle gegenüber dem Kind hinzu. Bei ungefähr zehn bis 15 Prozent der Frauen ist das der Fall. Auch rund zehn Prozent der Väter sind betroffen.

Junge deprimierte Frau mit Baby

Depressionen nach der Geburt sind häufig

Altersdepression: Mit zunehmendem Alter steigt das Risiko, eine Depression zu entwickeln. Im Gegensatz zu Patienten mittleren Alters werden die depressiven Symptome häufiger von den körperlichen Beschwerden wie Kopf- oder Rückenschmerzen überlagert.

Hinzu kommt, dass Niedergeschlagenheit bei älteren Menschen häufig auf die Lebensumstände zurückgeführt wird, etwa das Nachlassen der körperlichen oder geistigen Kräfte, Einsamkeit oder den Rückzug aus dem Berufsleben. Daher fällt es Ärzten und Angehörigen oft schwer, eine Altersdepression zu erkennen.  

Depressionen sind neben Demenz jedoch die häufigste psychische Erkrankung im Alter.

Kinder und Jugendliche: Auch betroffene Kinder bekommen die Diagnose Depression häufig spät oder gar nicht gestellt. Denn zum einen passt die Krankheit nicht zum gängigen Bild der glücklichen Kindheit.

Zum anderen werden die depressiven Verstimmungen ähnlich wie bei Senioren häufig von körperlichen Symptomen oder auch von Verhaltensauffälligkeiten überdeckt. Das macht eine Diagnose schwierig.

(Erstveröffentlichung: 2005. Letzte Aktualisierung: 25.03.2021)

Quelle: WDR

Darstellung: