Beinhäuser gab es auf mittelalterlichen Friedhöfen, die meist mitten im Ort lagen. Oft wurde schon nach einigen Jahren aus Platzmangel ein Grab neu belegt. Dann war zwar das Fleisch verrottet, aber die Knochen noch lange nicht.
Wenn das Grab neu ausgehoben wurde, sammelte man vor allem die Oberschenkelknochen und den Schädel des "Vormieters" ein, reinigte sie und legte sie ins Beinhaus. Ab dem 19. Jahrhundert wurden sogar die Totenschädel mit Namen und Lebensdaten bemalt. In Hallstatt im Salzkammergut gibt es diese Tradition immer noch.
Diese Zweitbestattung eines Leichnams wurde nicht nur in Mitteleuropa praktiziert, sondern schon in vorchristlichen Zeiten im Nahen Osten. Hier war die Anzahl der Felsengräber knapp. In der jüdischen Tradition wurden die Knochen dann allerdings nicht zusammen, sondern pro Leichnam in einer kleinen Knochenkiste gesammelt.
Eine solche Kiste beschäftigte 2002 auch die Wissenschaft. Aus ihrer Aufschrift ging hervor, dass die Knochen zu einem "Jakob, Bruder des Jesu" gehören. Der biblische Jesus hatte nach dem Neuen Testament tatsächlich einen Bruder und die Knochen stammen auch aus seiner Zeit. Allerdings waren "Jakob" und "Jesus (Jeschua)" zu der Zeit sehr gängige Vornamen. Abschließend wird diese Frage wohl nicht zu klären sein.
(Erstveröffentlichung 2002. Letzte Aktualisierung 06.11.2018)
Quelle: WDR